140. Geburtstag von Ettore Bugatti

Heute vor 140 Jahren wurde Ettore Bugatti in Mailand geboren. Ob seine Eltern, der Künstler, Architekt und Designer Carlo Bugatti sowie dessen Frau Teresa Lorioli, damals schon absehen konnten, welches Genie in ihm steckte, darf bezweifelt werden. Sein Vater hätte es bevorzugt, wenn Ettore der Familientradition folgend einen künstlerischen Beruf wie Maler, Designer oder Möbelschreiner erlernt hätte. Diesen Weg schlug jedoch eher sein jüngerer Bruder Rembrandt ein. Ettore folgte seinem Interesse für Technik und Technologie. Dieses war auch seinem Vater positiv aufgefallen, weshalb er seinem ältesten Sohn diese Laufbahn ermöglichte und ihn ermutigte. So absolvierte Ettore bereits mit 17 Jahren eine Ausbildung in der Fahrrad- und Dreiradfabrik Prinetti & Stucchi, wo er sein erstes motorisiertes Dreirad namens Typ 1 konstruierte. Durch Rennerfolge lernte er den Grafen Gulinelli kennen, der ihm den Schritt in die Selbstständigkeit finanzierte.

Stationen bei De Dietrich und Deutz

Es folgte das erste komplett eigenständig entwickelte und gebaute Automobil (Typ 2) von Bugatti. Selbst den Motor konstruierte Ettore selbst, obwohl er nie ein Ingenieursstudium absolvierte. Sein Prototyp brachte ihm neben zahlreichen Auszeichnungen auch das Interesse der Automarke De Dietrich aus Frankreich ein. Dort erhielt er eine Anstellung als Fahrzeugdesigner und -entwickler. Da er nach französischem Recht noch minderjährig war, musste sein Vater den Vertrag unterschreiben. Zur damaligen Zeit waren Automobile allenfalls Spielzeuge für die oberen Zehntausend. Trotzdem entwickelte Ettore zahlreiche Innovationen, die später auch der Massenmotorisierung zugute kamen. Hierzu zählten Fahrzeuge mit windschlüpfriger Karosserie oder extrem niedrigen Schwerpunkt. 1907 wechselte er als Motoren-Produktionsleiter zu Deutz in Köln. Während er am Tag schwere Nutzfahrzeuge mit großvolumigen Triebwerken entwickelte, arbeitete er in seiner Freizeit an kompakten Automobilen.

Zweite Selbstständigkeit in Molsheim

Zwei Jahre nachdem er bei Deutz begonnen hatte, präsentierte er seinen Typ 10 „Pur Sang“ (Vollblut). Dieser nur 365 Kilogramm leichte Zweisitzer hatte einen 10 PS starken Vierzylindermotor mit 1,2 Litern Hubraum unter der Haube. Dies ermöglichte 80 km/h Höchstgeschwindigkeit. Im Dezember 1909 kündigte ihm Deutz mit hoher Abfindung den Vertrag. Mit diesem Geld pachtete Ettore Bugatti eine leerstehende Färberei mit großem Grundstück in Molsheim. Dort begründete er die „Automobiles Ettore Bugatti“ und entwickelte im Auftrag von Peugeot den Bébé. Zudem traten seine Konstruktionen nun auch im Rennsport an. Der aus dem Typ 10 weiterentwickelte Typ 13 errang gegen Konkurrenten mit deutlich mehr Leistung einen fantastischen zweiten Platz beim französischen Grand Prix 1911. In der Folgezeit machte sich der Firmenchef einen Namen für eine Vielzahl von Patenten – insgesamt fast 1.000. Seine Kurbelwelle mit doppeltem Rollenlager und dreifachem Kugellager schaffte es ebenso wie die Leichtmetallräder an den Typ 35.

Zahlreiche innovative Fahrzeugentwicklungen

Dieser Rennwagen wurde zum erfolgreichsten Fahrzeug seiner Zeit. Ettore Bugatti entwickelte ihn zum Typ 35B mit leistungsstärkerem Motor weiter. Daneben entstand der extrem luxuriöse und riesige Typ 41 Royale. Gemeinsam mit seinem Sohn Jean Bugatti konstruierte er schließlich den größten Verkaufserfolg namens Typ 57. In einer Variante dieses Fahrzeugs kam Jean 1939 bei Testfahrten ums Leben. Ettores Sinn für Perfektion ging indes weit über Automobile hinaus. So errichtete er eine eigene Destillerie, nachdem er mit den verfügbaren Likören unzufrieden war. Er konstruierte Fahrräder, baute Kinderautos und Rasierapparate. Während seine Typ-41-Motoren in Zügen werkelten und auch Rennboote entstanden, stellte er sein eigenes Flugzeug nie fertig. Weitere Erfindungen haben wir Ihnen in diesem Artikel zusammengestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte er es jedoch nicht mehr, seine Firma wieder in Gang zu bringen. Er verstarb am 21. August 1947 in Paris. Die Marke ruhte bis in die späten 1980er Jahre.

Bilder: Bugatti