Toyota 2000GT

Als in den 1960er Jahren nach und nach Informationen in die westliche Welt drangen, dass in Japan immer mehr Automobilfirmen mit der Produktion begannen, konnte man sich nicht vorstellen, dass diese einst die etablierten Hersteller ernsthaft bedrängen würden. Eher lachte man über unbeholfene Versuche, europäische und amerikanische Linienführungen zu kopieren. Doch die Japaner lernten extrem schnell und probierten einige Fahrzeugkonzepte sicherheitshalber erst einmal nur auf dem heimischen Markt aus, bevor der Export ins Rollen kam. So auch das Segment der Sportwagen, bei dem unter anderem Toyota die Federführung übernahm. Auf Basis des Kleinwagens Publica entstand eine Konzeptstudie namens Publica Sport mit aufschiebbarer Dachkuppel für die Tokyo Auto Show 1962. Bereits drei Jahre später rollte die Serienversion mit konventionellen Türen und Targadach als Toyota Sports 800 zu den japanischen Händlern. Dazu muss man wissen, dass somit ein zwar kleiner und mit 45 PS auch eher leistungsschwacher Sportwagen zu kaufen war, die ersten japanischen Schnellstraßen aber erst 1967 eröffnet wurden. Trotzdem wurde der Winzling ein Verkaufserfolg und lief bis 1969 3.131-mal vom Band.

Von diesem Erfolg beflügelt machte sich die Toyota-Entwicklungsabteilung an die Arbeit, um einen richtigen Sportwagen nach europäischem Vorbild zu kreieren. Erste Ideen dazu hatte es bereits im Rahmen des Großen Preises von Japan 1964 gegeben. Als Projektleiter setzte man Shoichi Saito ein, der die Arbeiten unter das folgende Motto stellte: „Unternehmt alles, was erforderlich ist, um den 2000GT nicht einfach nur zu bauen, sondern ihn zu einem der großartigsten, wenn nicht gar zum großartigsten Auto der Welt zu machen.“ Hierfür holte man sich erweitertes Know-How bei Yamaha, die neben Motorrädern bekanntlich auch hochwertige Musikinstrumente fertigen. Warum wir das erwähnen? Weil das Abgassystem des zwei Liter großen Reihensechszylindermotors die 150 PS akustisch bestens in Szene setzt. 1965 debütierte mit dem Prototyp 280 A1 ein erstes Fahrzeug, das optisch bereits viele Details des späteren 2000GT vorwegnahm. Allerdings verfügte die Studie noch nicht über die finalen Klappscheinwerfer und die vier runden Rückleuchten der späteren Serienfahrzeuge.

Für die Gestaltung der Karosserie nahm sich die Designabteilung den Jaguar E-Type und den Ferrari 250 GTO als Inspirationsquelle, erschuf aber keine plumpe Kopie, sondern eine eigenständige Karosserie. Diese kann mit ihrer maximalen Höhe von 1,16 Metern und den gekonnt gesetzten Rundungen, Kanten und Sicken bis heute überzeugen. Diese geringe Aufbauhöhe macht es innen jedoch auch kuscheliger, als man es von späteren Sportwagen gewohnt ist. Ab einer Körpergröße von mehr als 1,80 Metern kommt man mit dem Kopf unweigerlich an den Dachhimmel, während die Knie einen Platz zwischen Lenkrad und Armaturentafel suchen. Aus diesem Grund konnte der 2000GT bei seinem einzigen größeren Filmauftritt auch nicht, wie ursprünglich geplant, als Auto des Helden eingesetzt werden. Eigentlich sollte James Bond, verkörpert durch Sean Connery, den japanischen Sportwagen in ‚Man lebt nur zweimal‘ selbst fahren, passte jedoch nicht ins Cockpit. Daraufhin stellte das Toyota-Werk auf die Schnelle zwei 2000GT Cabrio Prototypen auf die Räder, lackierte sie weiß und lieferte sie für die Dreharbeiten ans Set. Auch hier konnte Connery nicht bequem hinter dem Lenkrad Platz nehmen, weshalb er nur auf dem Beifahrersitz mitgenommen wurde. Dennoch machte das Cabrio den Toyota weltberühmt.

Insgesamt liefen lediglich 351 Exemplare des Toyota 2000GT zwischen 1967 und 1971 vom Band. Im Debütjahr erzielte ein Prototyp drei Weltrekorde und 13 internationale Geschwindigkeitsrekorde auf der Hochgeschwindigkeits-Teststrecke im japanischen Yatabe, die jedoch bereits kurz darauf von Porsche mit dem 911 R gebrochen wurden. Hinzu kamen Renneinsätze in der nordamerikanischen SCCA 1968. Heute zählt der 2000GT zu den gesuchtesten Klassikern aus Japan und erzielt auf Autoversteigerungen hohe Preise. Bei der ‚The Petersen Automotive Museum Auction 2018‘ am 8. Dezember bietet RM Sotheby’s ein rechtsgelenktes Exemplar an. Als Zuschlagpreis werden 500.000 bis 700.000 US-Dollar erwartet.

Bilder: RM Sotheby’s, Patrick Ernzen