Ein Viertel Jahrhundert 911 GT3
Der Porsche 911 war immer nah am Motorsport platziert. Manche Modellableger vielleicht etwas weiter entfernt (Targa, Cabriolet) als andere (S/T, R, Carrera RS 2.7, Carrera RS 3.0, RS), aber alle machen auf der Rennstrecke entsprechenden Spaß. Dennoch entschied sich die Firmenleitung 1999 eine neue Variante in die Palette aufzunehmen, bei der die Nähe zum Rennsport nicht nur Marketing ist, sondern auch spürbar für den Kunden ist.
Auf dem Genfer Autosalon debütierte daher der allererste 911 GT3 auf Basis der damaligen Baureihe 996. An der vorhergehenden, langwierigen Entwicklung waren mit Roland Kussmaul und Walter Röhrl zwei absolute Könner beteiligt. Doch auch das restliche Team des Test- und Entwicklungszentrums in Weissach lieferte mit dem GT3 einen Beweis des dort versammelten Know-Hows ab – und tut das bis heute mit jeder neuen Generation. Denn der GT3 ist seit 25 Jahren ein stetiger Begleiter der Porsche-Szene geblieben und wurde in den bisherigen Modellgenerationen stetig schneller, dynamischer, präziser und zugleich reifer. Dabei hat er sich drei Attribute bewahrt: Saugmotor, manuelles Schaltgetriebe und Heckantrieb. Und das auch noch im Jahre 2024.
Aus dem straßenzugelassenen GT3 wurden im Laufe der Jahre diverse Rennversionen entwickelt. Neben den Fahrzeugen für den hauseigenen Porsche Carrera Cup und Super Cup gab es auch Ableger mit den Kürzeln R, RS und RSR für die Sportwagen-Weltmeisterschaft, die IMSA-Meisterschaft in Nordamerika und weitere Meisterschaften in aller Welt. Klassen- und Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans, den 24 Stunden von Spa-Francorchamps, den 24 Stunden von Daytona und den 24 Stunden am Nürburgring sprechen eine deutliche Sprache. Rund 80 Prozent aller gebauten Straßen-GT3 gelangten im Laufe der Zeit ebenfalls auf Rennstrecken weltweit, um den jeweiligen Besitzern dort viel Freude zu bereiten. Falls man sich jedoch lieber auf kurvigen Landstraßen austoben möchte, ist der GT3 nicht minder gut geeignet.
Mit dem ersten 911 GT3 entfiel vorerst das bis dahin gern verwendete Kürzel RS für den jeweils sportlichsten Elfer. Stattdessen verwies das neue Namenskürzel auf die Rennkategorie der FIA, in der die entsprechende Rennvariante eingruppiert wurde. Auf der Straße begann das Abenteuer 1999 mit einem 3,6 Liter Sechszylinder-Boxermotor und 265 kW/360 PS Leistung. Gegenüber dem normalen Carrera senkte man das Fahrwerk um 30 Millimeter ab und verbaute zudem das Sechsgang-Schaltgetriebe aus dem GT2. Auf dem Heckdeckel thronte ein interessant geschwungener Flügel. Mit dem optionalen Clubsport-Paket erhielt der GT3 zudem einen verschraubten Überrollkäfig.
Damit umrundete Walter Röhrl die Nürburgring Nordschleife in weniger als acht Minuten.
Seither kann man quasi die Uhr danach stellen, dass nach drei oder spätestens vier Jahren eine neue Modellgeneration des GT3 zu den Händlern rollt. Über den 996.2 und die beiden Bauformen .1 und .2 des 997 hinweg ging es zum 991 und ab 2021 zum 992, von denen es jeweils ebenfalls wieder zwei Varianten und damit auch zwei GT3-Ableger gab. Zudem erweiterte Porsche ab 2003 die Palette um den GT3 RS als nochmals sportlicheres Straßenfahrzeug mit verfeinerter Aerodynamik.
Inklusive dem limitierten GT3 RS 4.0 auf Basis des 997.2 gab es inzwischen auch schon sieben Generationen des GT3 RS. Mit dem 991.1 wechselte Porsche ein Element aus dem Attributekatalog aus und erhielt prompt Schelte von den eingefleischten Fans: Anstelle des angestammten Schaltgetriebes erhielt diese GT3-Generation ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Seit dem 991.2 bietet man den GT3 alternativ zum Doppelkupplungsgetriebe auch wieder mit Sechsgang-Schaltung an und führte zudem die Touring-Variante ohne Heckflügel ein.
In der 991-Ausbaustufe erreichte der normale GT3 368 kW/500 PS, während der GT3 RS sogar auf 383 kW/520 PS kam. Seit 2021 liefert der GT3 in der siebten und aktuellen Auflage bereits 510 PS. Es bleibt beim hochdrehenden Saugmotorkonzept und auch das beliebte Schaltgetriebe hat den Sprung in die 992 Baureihe überlebt. Besonders beim aktuellen GT3: das Doppelquerlenker-Vorderachs-Layout und die Aerodynamik mit Schwanenhals-Heckflügel und markantem Diffusor, die vom großen Rennsport-Bruder 911 RSR inspiriert wurden.
Bilder: Porsche, Porsche Schweiz