Škoda Favorit

Nach 25 Jahren, in denen man auf Heckmotorbauweise gesetzt hatte, präsentierte Škoda 1987 den Favorit als Nachfolger des 130 LR. Dieses neue Kompaktfahrzeug läutete einen Paradigmenwechsel ein, der neben dem Motor vorn auch Frontantrieb und moderne Karosserieformen bedeutete. Erstmals zu sehen war das neue Modell auf der Internationalen Maschinenbaumesse in Brünn 1987. Für das Design zeichnete Bertone in Italien verantwortlich. Doch Škoda wollte mehr als nur ein neues Straßenfahrzeug mit hoffentlich guten Verkaufszahlen. Man erhoffte sich darüber hinaus weiterhin an die Erfolge im Motorsport anknüpfen zu können, die mit den Vorgängermodellen möglich waren. Werksfahrer Vladimír Berger steckte maßgeblich hinter der Entwicklung des neuen Rallyefahrzeugs. Bereits vor der offiziellen Homologation setzte er einen Prototypen bei der Tschechischen Rallyemeisterschaft 1988 ein.

Seriensieger in seiner Klasse

Zum 1. Januar 1989 erhielt Škoda für den Favorit schließlich die ersehnte Homologation der FIA mit der Nummer A-5373. Bei der kurz darauf angesetzten Rallye „Valašská zima“ legten die drei Fahrerpaarungen Křeček/Motl, Sibera/Gross und Berger/Petera einen guten Einstand für das Fahrzeug hin. Später folgte das internationale Debüt bei der Hanki Rally in Finnland, wo Kalevi Aho zum Klassensieg fuhr. National und international fuhr der Škoda Favorit anschließend eigentlich immer um den Klassensieg in der Kategorie bis 1,3 Liter Hubraum mit. Dies galt auch für Weltmeisterschaftsläufe wie die Monte Carlo Rallye, die 1000-Seen-Rallye in Finnland, die Acropolis Rallye in Griechenland oder die RAC Rally in Großbritannien. Pavel Sibera und sein Beifahrer Petr Gross gewannen zwischen 1991 und 1994 viermal in Folge ihre Klasse in Monte Carlo.

Neu ausgeschriebene Klasse ab 1993

Für die Saison 1993 schrieb die FIA unterhalb der großen Gruppe A einen Weltpokal für Fahrzeuge mit Saugmotoren bis maximal zwei Liter Hubraum aus. Im Gegensatz zu den Bewerbern um den Gesamtsieg mussten diese Fahrzeuge mit Front- oder Hinterradantrieb auskommen. Vielfach war von der „Formel 2“ der Rallyemeisterschaft die Rede. Škoda kamen diese Regularien sehr entgegen. Auf Basis des Favorit entstand hier für ein seriennah aussehendes Auto, das jedoch unter der Karosserie aus dünnerem Blech zahlreiche Veränderungen aufzeigte. Um die Steifigkeit zu erhöhen, kam ein zertifizierter Überrollkäfig zum Einsatz. Für eine bessere Belüftung des Cockpits kam eine Klappe ins Dach, die vom Fahrer oder Beifahrer bei Bedarf geöffnet werden konnte. Am Serien-Armaturenbrett versetzte man einige Knöpfe so, dass sie auch der Copilot bedienen konnte. Insgesamt sorgten die Umbaumaßnahmen dafür, dass das Leergewicht auf 750 Kilogramm sank.

Formel-2-Rallye-Weltmeister

Unter der Motorhaube stieg der Hubraum von 1.289,4 auf 1.299,6 Kubikzentimeter. Pleuel, Nockenwelle und einige weitere Bauteile waren neu und erhöhten die Leistung auf anfänglich 76 kW/103 PS. Mittels eines Doppelvergasers von Pierburg steigerte Škoda diesen Wert später auf 88 kW/120 PS. Nachdem ursprünglich ein Fünfgang-Getriebe die Kraftübertragung übernommen hatte, folgte man hier dem Wettbewerb und rüstete auf sechs Gänge auf. Je nach Übersetzung waren zwischen 150 und 210 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich. In der Saison 1993 landete die Škoda-Mannschaft auf Platz zwei, im Folgejahr sicherte man sich den WM-Titel. Optisch wechselten die Werksautos von Weiß mit roten und blauen Streifen zu einem Schachbrettmuster in diesen Farben und schließlich zu einem grünen V-Siegeszeichen mit rotem Streifen auf weißem Lack. Dieses Grunddesign findet sich bis heute im RS-Emblem von Škoda. Übrigens gab es auch Rundstrecken-Versionen des Favorit mit bis zu 123 kW/167 PS starken Triebwerken.

Bilder: Škoda