Renault 4 e-Plein Air

Es scheint ein Trend zu werden, dass Hersteller Modelle aus ihrer Firmengeschichte nachträglich elektrifizieren. Es begann mit Jaguar und dem legendären E-Type, aus dem die Studie E-Type Zero und inzwischen eine Serienumsetzung wurde. Ähnliches hat jetzt der französische Hersteller Renault vollzogen und ein auf seine Art ebenso legendäres Fahrzeug gewählt. Man erinnerte sich an das Ende der 1960er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als aus dem praktischen Alltagsfahrzeug Renault 4 ein kultiges Spaßmobil mit dem passenden Namen Plein Air (Französisch für ‚draußen‘) entstand. Und dieser Name war Programm, denn draußen saßen Fahrer und Beifahrer wirklich, verzichtete diese konsequent offene Variante des R4 doch neben einem festen Dach auch auf Türen. Allein eine Kette hinderte die Insassen daran, unfreiwillig Kontakt mit der Straße aufzunehmen. Sicherheitsgurte? Damals Fehlanzeige. In den Jahren 1968 bis 1971 entstanden immerhin 563 Exemplare des Plein Air. „Was passt besser zu einem derart offenen Auto als ein emissionsfreier Antrieb?“ mögen sich die Entwickler bei Renault gedacht haben und präsentierten anlässlich des zehnten Geburtstages des Renault R4-Festivals mit dem Namen ‚4L International‘ das Showcar Renault 4 e-Plein Air.

Entstanden ist der kleine Stromer in einer Zusammenarbeit von Renault Classic, Renault Design und der Firma Melun Rétro, einem Spezialisten für Teile klassischer Renault-Fahrzeuge. Als Basis für den e-Plein Air diente eine verkürzte Originalplattform des R4. Statt eines kleinen Vierzylinders befindet sich nun der Elektromotor des Renault Twizy unter der Haube. Welche der beiden Leistungsstufen eingebaut wurde, verrät Renault allerdings nicht. Es ist zu hoffen, dass die stärkere Variante mit immerhin 17 PS den Weg in die Studie gefunden hat, denn mit 5 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von nur 45 km/h wäre der Spaß am Mobil sicher bald vorbei.

Optisch ist beim e-Plein Air fast alles beim Alten geblieben. Die Karosserie scheint original vom rund 50 Jahre alten Vorbild übernommen zu sein. Nur ein Kühlergrill fehlt, hier befindet sich jetzt eine Kunststoffblende, die in ihrer Form das Design des Kühlergrills aus den 60er Jahren aufnimmt. Sehr nah am originalen R4 Plein Air zeigt sich auch der Innenraum. Sogar die sogenannte Krückstockschaltung, die aus dem Armaturenbrett hervorkommt, haben die Entwickler verbaut, allerdings nur als optische Reminiszenz an das Vorbild. Die Gangwahl zwischen Vorwärts, Rückwärts oder Neutral erfolgt über kleine Schalter am Armaturenbrett. Hinter dem Lenkrad im Originaldesign wird’s dann allerdings modern, denn statt klassischer Instrumente findet sich dort ein moderner Bildschirm. Der überwiegend in weiß gehaltene Innenraum, in dem die hellblauen Sitzflächen hervorstechen, harmoniert sehr gut mit der weißen Außenlackierung des e-Plein Air. Die Farbgestaltung verleiht dem kleinen Elektro-Vehikel einen karibischen Touch. Man könnte sich den Renault gut in einem Yachthafen vorstellen.

Konnte der originale Plein Air noch bis zu vier Personen reichlich Frischluft verschaffen, bleibt das elektrische Open-Air-Feeling nur dem Fahrer und maximal einem Beifahrer vorbehalten, denn an der Stelle, an der im alten R4 die Rückbank verbaut war, haben die Entwickler des neuen Modells das Batteriefach platziert. Um die richtige Strandstimmung zu erzeugen, ist oben auf dem Batteriefach ein schöner Picknickkorb angebracht, vielleicht ja auch, um Fahrer und Beifahrer(in) die Zeit des Wartens zu versüßen, sollte der Akku mal wieder geladen werden müssen. Der Renault 4 e-Plein Air ist eine reine Konzeptstudie. Pläne für eine Serienfertigung bestehen zur Zeit (noch) nicht.

Bilder: Renault