Porsche 908 Kurzheck

Vor 50 Jahren gehörte Porsche zwar durchaus schon zu den bekannten Sportwagenmarken, lief in der Sportwagen-Weltmeisterschaft jedoch einem riesigen Erfolg immer noch hinterher: Dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Unter dem damaligen Sportchef Ferdinand Piëch gab man jedoch genau diesen Sporterfolg als Credo aus und entwickelte entsprechend Rennfahrzeuge, um diesen Sieg endlich nach Zuffenhausen zu holen.

Nach den ersten Klassensiegen mit den Kunststoff-Rennern 904 Carrera GTS, 906 Carrera 6 und 907 folgte 1968 schließlich der neue 908, von dem im Laufe der Saison eine Kurzheck- und eine Langheckvariante aufgelegt wurden. Später folgte die offene Spyder-Version, mit der man bis in die 80er hinein bei Bergrennen und auf Rundstrecken erfolgreich war. Eine Hubraumreduzierung von fünf auf drei Liter kam Porsche zugute, hatte man zuvor doch keine großen Chancen gegen die großen Ford GT40 gehabt. Für das neue Auto entstand auch direkt ein neues Achtzylinder-Boxertriebwerk mit indirekter Bosch-Kugelfischer-Benzineinspritzung und anfänglich 257 kW/350 PS. Dieser steckte mittig in einem Rohrrahmenchassis, das wie bei den direkten Vorgängertypen mit einer Glasfaser-Kunststoff-Karosserie überzogen wurde. Bis Chassis 011 bestand der Rahmen aus Stahl, später aus Aluminium.

Im Debütjahr plagten den 908 noch diverse Kinderkrankheiten, weshalb der Vorgänger 907 deutlich erfolgreicher aus dieser Saison hervorging. Einzig der Gesamtsieg von Vic Elford und Jo Siffert beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring stand damals auf der Haben-Seite. Heutzutage würden derartig erfolglose Konstruktionen schnellstmöglich durch neue Autos ersetzt, damals jedoch forderte der Motorsportverband eine Mindestanzahl gebauter Fahrzeuge, was entsprechende Investitionen nötig machte und damit einen langfristigen Einsatz wirtschaftlicher machte. Entsprechend entwickelte Porsche den 908 stetig weiter und trieb ihm die Schwächen aus.

Insgesamt entstanden lediglich 31 Exemplare des 908 und davon nur fünf mit Kurzheck-Karosserie. Zwei davon entsandte Porsche 1968 zum 1000-Kilometer-Rennen nach Spa-Francorchamps. Einer davon trägt die Chassisnummer 908-010 und kommt im August bei RM Sotheby’s während der Monterey Car Week zur Versteigerung. Am Steuer wechselten sich damals Vic Elford und Jochen Neerpasch ab. Letzterer kam im Starkregen von der Strecke ab, kollidierte seitlich mit einem Telegrafenmast und wurde von diesem am Helm getroffen, wodurch er ohnmächtig wurde. Während er zwar benommen, aber letztlich unverletzt eine Nacht im Krankenhaus verbringen musste, war der 908 sichtlich beschädigt. Man brachte ihn zurück nach Zuffenhausen, nahm ihn auseinander und lagerte die Teile ein.

Jahre später erwarb ein Schweizer Porsche-Sammler die Karosserie und das Chassis des Unfallfahrzeugs. Einige Jahrzehnte später konnte der amerikanische Porsche-Experte Dale Miller die Spur dieses Rennwagens aufspüren und diesen für den Sammler Bill Ferran erwerben. Beim Prototypen-Spezialisten John Corson in Pine Plains/New York begann schließlich 1999 die umfangreiche Restaurierung, wobei man sich durch diverse Kartons und Kisten wühlen musste, um eine Bestandsaufnahme vornehmen zu können. Nachdem die beschädigten Bereiche des Rohrrahmens ersetzt und fehlende Teile besorgt waren, begann der Wiederaufbau. Hierfür organisierte man einen passenden Achtzylindermotor nebst Fünfgang-Getriebe, da beide einst von Porsche nicht mitverkauft worden waren. Abgesehen vom verunfallten Abschnitt konnte die originale Karosserie wiederverwendet werden. Zum Abschluss erhielt der Wagen seine Werkslackierung, die er 1968 in Spa gezeigt hatte.

Zum Rennsport Reunion auf dem Daytona Speedway im Jahre 2004 stand der 908 erstmals seit fast 36 Jahren wieder auf eigenen Rädern und durfte einige Demo-Runden drehen. Einige ehemalige Werksfahrer unterschrieben auf den hinteren Radhäusern. Im Dezember 2006 kaufte Cameron Healy den Porsche und brachte ihn an die Westküste der USA. In den folgenden zehn Jahren nutzte er ihn bei diversen historischen Rennveranstaltungen, seither kommt er nur noch bei Concours-Events zum Einsatz, zuletzt mit einem Klassensieg beim Concours d’Elegance in Forest Grove/Oregon.

Bilder: RM Sotheby’s, Robin Adams