Mercedes-Benz 300 SL Restaurierung

Der Mercedes-Benz 300 SL gehört zu den absoluten automobilen Ikonen. Entsprechend gefragt und gesucht ist er bei Autosammlern. In den zurückliegenden Jahren sind viele Exemplare umfangreich restauriert worden, wobei oftmals ein ähnlicher Fehler gemacht wurde, wie er in der gleichen Zeit bei klassischen Ferrari geschah. Während die italienischen Sportwagen oftmals rot lackiert wurden, erhielt der deutsche Flügeltürer silbernen Lack. Diesen gab es zwar zwischen 1954 und 1957 ab Werk, daneben jedoch zahlreiche weitere schöne Farben. Inzwischen steigt unter Oldtimersammlern auch das Interesse an diesen Lackfarben, was sich in entsprechenden Restaurierungen ausdrückt.

Kurzgeschichte des 300 SL

Eigentlich hätte es den 300 SL nicht für Privatkunden geben sollen. Mercedes-Benz hatte ihn 1952 als Rennsportwagen entwickelt und aufgrund des hochbauenden Rohrrahmens praktischerweise auf mittig am Dach angeschlagene Flügeltüren zurückgegriffen. Motor, Getriebe, Radaufhängungen und Lenkung stammten vom Mercedes-Benz 300 S. Max Hoffman, der umtriebige Verkäufer europäischer Autos in den USA, der auch hinter den Ideen zum Porsche 356 Speedster und BMW 507 steckte, veranlasste Mercedes-Benz schließlich dazu, eine Produktionsversion zu entwickeln. Diese erschien 1954 und entstand letztlich 1.400-mal. Rund 1.100 Exemplare fanden ihren Weg auf den US-Markt. Ab 1957 folgte eine Roadster-Version, von der bis 1961 nochmal 1.858 Stück entstanden.

Beim britischen Restaurierungsexperten Thornley Kelham arbeitete man in den letzten Monaten an einem Mercedes-Benz 300 SL von 1957. Die Erstauslieferung fand in Frankreich statt. Über die folgende Zeit gibt es kaum Informationen, außer dass der Wagen bei einer Inspektion 1971 in ‚hervorragendem Zustand‘ war. Seit 1981 befindet sich der SL durchgehend in Großbritannien. Wann genau die Front auf die Scheinwerfer des 300 SL Roadster umgerüstet wurde und auch am Heck die entsprechenden Rückleuchten erhielt, ist unbekannt. Das Team von Thornley Kelham entlarvte diese Details jedoch schnell als (un-)geschickte Unfallreparatur.

Alles, nur nicht silber

Beim Zerlegen zeigte sich bald, dass die zurückliegenden Jahrzehnte zwar ihre Spuren hinterlassen hatten, der Rahmen jedoch in recht gutem Zustand war. Allerdings benötigte der drei Liter große Reihensechszylindermotor dringend eine Revision. Diese führte das hauseigene Motorenteam umfassend durch. Ebenso erhielten der Rahmen, die Karosserie und das Interieur eine umfangreiche Auffrischung. Auf Wunsch des Besitzers, der „nicht schon wieder einen silbernen 300 SL“ haben wollte, erhielt der Wagen eine zeittypische Lackierung in ‚Horizontblau‘. Innen kommen passend dazu blau-rot-weiß karierte Sitzbezüge aus Stoff und blaues Kunstleder zum Einsatz. Viel Zeit floss schließlich in die Feinarbeit wie die korrekte Ausrichtung der ‚Augenbrauen‘ über den Radhäusern oder die Einstellung der Flügeltüren. Allein für die Beschaffung korrekter Ersatzteile landete schließlich eine sechsstellige Summe auf der Endabrechnung. Zwei Teile tauchen dort jedoch nicht auf: Der Besitzer wünschte sich ein Fahrzeug ohne Stoßstangen.

Bilder: Thornley Kelham