Mercedes-Benz 170 Sport Roadster

1931 debütierte auf dem Pariser Autosalon der neue Mercedes-Benz 170, intern W15 genannt. Unter dem neuen Entwicklungsleiter Hans Nibel, der 1929 diese Aufgabe von Ferdinand Porsche übernommen hatte, entstand dieses Mittelklassefahrzeug mit einem 1,7 Liter großen Reihen-Sechszylindermotor. Zum ersten Mal in der Markengeschichte ersetzte man die sonst immer noch üblichen Starrachsen durch eine Einzelradaufhängung rundum. Hierfür hingen die Vorderräder an zwei querliegenden Blattfedern, während hinten eine Zweigelenk-Pendelachse („Schwingachse“) zum Einsatz kam. Auf diese Weise boten die verschiedenen Versionen des 170 deutlich mehr Fahrkomfort als damalige Mitbewerber.

Die 32 PS des Sechszylinder-Triebwerkes gelangten über ein manuelles Dreigang-Getriebe mit zusätzlichem Schnellgang auf die Hinterräder. Aus heutiger Sicht mag eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h gering wirken. In der damaligen Automobilwelt reichte es aus, um bei Bedarf auch größere Reisen anzutreten. Hydraulische Trommelbremsen, eine Wasserkühlung mit Thermostat und Pumpe, Zentralschmierung und ein Zündschloss zur Diebstahlsicherung gab es damals stellenweise nicht einmal in Luxusfahrzeugen, während sie beim 170 zur Serienausstattung gehörten.

Damals war es noch üblich, dass Automobile auf einem Rahmenchassis aufbauten und daher verschiedene Karosserieaufbauten ermöglichten. Mercedes-Benz bot den 170 ab Werk als Limousine mit vier Türen und als Cabriolet C mit vier Türen, wobei bis 1935 am Heck ein großer Koffer zur Aufbewahrung von Gepäck verbaut wurde. Anschließend integrierte man diesen in die Karosserie, wodurch der ‚Kofferraum‘ entstand. Zusätzlich nahm man eine zweitürige Limousine, einen Tourenwagen, ein zweitüriges Cabriolet A und einen Sport Roadster ins Programm auf und bot für die Reichswehr (später Wehrmacht) einen offenen Kübelwagen an. Bis 1936 entstanden 13.775 Exemplare des Mercedes-Benz 170, der schließlich vom 170 V abgelöst wurde, der einen ebenfalls 1,7 Liter großen Motor erhielt – allerdings mit nur vier Zylindern.

Bei Coys of Kensington kommt am kommenden Wochenende im Rahmen der London Classic Car Show ein seltener Mercedes-Benz 170 Sport Roadster unter den Hammer. Es wird vermutet, dass ab Werk lediglich drei Fahrzeuge mit dieser offenen, schwungvollen Karosserieform entstanden sind und nur dieses Exemplar von 1934 heute noch existiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es sorgsam versteckt. Nach Kriegsende konnte Captain Jack Preston aus der US Army den Wagen kaufen und mit in die Vereinigten Staaten nehmen. 2007 kehrte das Auto nach Europa zurück und wurde umfangreich restauriert. Nachdem diese Arbeiten vollendet waren, lud der Concours d’Elegance in Pebble Beach den heutigen Besitzer und den 170 zum 2019er Event ein, wo schließlich der dritte Platz in der Klasse heraussprang. Zu den Dokumenten, die Coys gemeinsam mit dem Wagen versteigert, gehören auch originale Schwarzweißaufnahmen des deutschen Erstbesitzers. Zum erwarteten Zuschlagspreis machte Coys keine Angaben.

Bilder: Coys of Kensington, Conceptcarz.com