Maserati A6G/54 Frua Spider

Ab 1954 bot Maserati die finale Auflage des Sportwagens A6G an. Wie beim Vorgänger stand in den Broschüren und Werbeanzeigen häufig die Verkaufsbezeichnung 2000 GT. Auf den Rennstrecken der Sportwagen-Weltmeisterschaft hießen die entsprechenden Ableger A6GCS. Bis 1957 entstanden lediglich 60 Exemplare des Maserati A6G/54, wobei die Karosserien ausschließlich bei externen Firmen wie Allemano, Zagato oder Frua entstanden. Heute erzielen die noch existierenden Fahrzeuge hohe Preise auf Auktionen.

Entstehungsgeschichte des A6G/54

Werfen wir einen kurzen Blick in die Entstehungsgeschichte dieses Sportwagens. Eigentlich hatten die Gebrüder Maserati ausschließlich Rennfahrzeuge herstellen wollen. Nachdem Alfieri Maserati als kreativer Kopf der Firma 1932 an den Spätfolgen eines Rennunfalls verstarb, erreichte Maserati nicht mehr jenes Momentum wie zuvor. Um Neuentwicklungen finanzieren zu können, verkauften die verbliebenen Maserati-Brüder Bindo und Ettore erstmals auch straßentaugliche Ableger ihrer Rennfahrzeuge. 1937 reichte das Geld jedoch nicht mehr aus, weshalb sie schließlich das ganze Unternehmen an den Stahlindustriellen Adolfo Orsi verkauften. Bis 1947 gab es nur wenige individuelle Einzelstücke mit Straßenzulassung für ganz besondere Kunden. Dann präsentierte man mit dem 1500 GT, intern ‚A6‘ genannt, bewusst einen Sportwagen für Straße und Rennsport, von dem 59 Stück gebaut wurden. Für 1950 erhöhte man den Hubraum auf zwei Liter und verbesserte das Fahrgestell zum 2000 GT ‚A6G‘. Durch wenig zufriedenstellende Fahrleistungen und diverse Streiks entstanden jedoch nur 16 Exemplare bis Ende 1953.

Hohe Erwartungen

Der auf dem Pariser Autosalon im Oktober 1954 präsentierte A6G/54 musste also hohe Erwartungen erfüllen. Zum einen sollten seine Fahrleistungen die des direkten Vorgängers deutlich übertreffen. Zum anderen wollte Maserati natürlich auch in Sachen Produktionszahlen wieder zulegen. Und nicht zuletzt gab es damals den direkten Wettbewerb mit Ferrari, die in nächster Nachbarschaft als aufstrebendes Unternehmen seit 1947 Kunden abwarben. Entsprechend begannen die Ingenieure unter Gioacchino Colombo damit, den zwei Liter großen Reihensechszylindermotor eingehend zu überarbeiten. Im Vergleich zum A6G veränderte man das Verhältnis von Bohrung zu Hub, wodurch aus einem Langhuber ein Kurzhuber wurde, der zudem zwei obenliegende Nockenwellen erhielt. Im Vergleich zum Rennwagen A6GCS trieb Maserati die Nockenwellen im A6G/54 allerdings mit einer Kette anstelle von Zahnrädern an, um die Zuverlässigkeit im alltäglichen Einsatz zu verbessern. Diese Maßnahmen erhöhten die Drehfreude und damit die Leistungsausbeute, die in diesem Fall um rund 50 Prozent höher als beim Vorgänger ausfiel. In Zahlen ausgedrückt standen anfänglich 110 kW/150 PS bereit, später durch Doppelzündung sogar 118 kW/160 PS.

Wie bereits eingangs erwähnt stellte Maserati damals ausschließlich Motoren, Getriebe und den aus Stahlrohren angefertigten Rohrrahmen inklusive Radaufhängungen des A6G/54 her und schickte diese Komponenten dann an den Karosseriebauer, der vom Kunden ausgewählt wurde. In den offiziellen Broschüren standen vier Aufbauten zur Auswahl. Tipo A und Tipo B kamen dabei von Frua, Tipo C von Allemano und Tipo D von Zagato. Pinin Farina hatte zwar zuvor diverse A6 und A6G eingekleidet, sich dann aber bei Maserati in Ungnade gebracht, als man mit Ferrari eine enge Kooperation einging. Einzig für den A6GCS entstanden dort noch ein paar Karosserien auf Bestreben des Maserati-Händlers Mimmo Dei.

Mimmo Dei bestellte zehn Spider bei Frua

Dieser Händler war es auch, der den Spielball für den A6G/54 Frua Spider ins Rollen brachte. Nachdem in der Werkstatt von Pietro Frua im Frühjahr 1955 ein Spider auf Basis eines A6GCS-Fahrgestells mit dem Motor des A6G/54 fertiggestellt worden war, bestellte Mimmo Dei bei Frua eine Kleinserie von zehn Fahrzeugen. Allerdings entsprach nur das erste Exemplar dem Urmodell, während die restlichen neun eine verlängerte Front und weitere Detailänderungen wie durchgehende Stoßstangen oder einen angedeuteten kleinen Lufteinlass am hinteren Kotflügel erhielten. Im Rahmen der Onlineauktion ‚Geared Online‘ bietet Gooding & Co. vom 26. bis 30. Oktober den ersten dieser neun Frua Spyder mit der Fahrgestellnummer 2180 an. Dieser Wagen entstand im Zeitraum zwischen Mai und August 1956 und erhielt als einziges Exemplar ein in Wagenfarbe lackiertes Aluminium-Armaturenbrett.

Bewegte Geschichte von #2180

Das zweifarbig in Rot mit weißem breiten Streifen lackierte Auto diente erst für einige Fotos, die unter anderem in den Fachmagazinen Quattroruote oder Motor Trend erschienen. Im Oktober 1956 übergab der Pariser Händler Simone & Thépenier diesen A6G/54 an seinen Erstbesitzer, einen Herrn Cavet aus Venezuela. Bis das Auto Mitte der 1970er Jahre in den USA wieder auftauchte ist nicht viel über den Verbleib in den frühen Jahren bekannt. 1978 kaufte Louis Rader den Wagen von Thomas Dailey aus Kalifornien. Zu diesem Zeitpunkt fehlte der originale Antriebsstrang und das Auto war dunkelblau umlackiert worden. Unter der Motorhaube arbeitete ein V8 von Ford. Mr. Rader lackierte den Maserati rot, beließ es aber ansonsten beim gekauften Zustand und gab das Auto rund um 1990 an Dana Beall und Mick Brackett weiter.

Seit 2008 im alten Glanz

Das Paar veränderte ebenfalls nichts und verkaufte den A6G/54 Frua Spider 1999 an den heutigen Besitzer weiter. Dieser machte sich daran, einen korrekten Motor inklusive Getriebe aufzutreiben und schickte diese Teile und das Auto zur Carrozzeria AutoSport in Modena, wo unter der Aufsicht von Dr. Adolfo Orsi junior eine umfangreiche Restaurierung in den Auslieferungszustand von 1956 stattfand. Interni Auto in Mantua übernahm die Sattlerarbeiten im Interieur und Modena Motori alle Arbeiten am Antriebsstrang. Nach der Komplettierung erhielt der Maserati 2008 neue FIVA-Papiere und gewann auf Anhieb seine Klasse beim Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este. Darauf folgte ein weiterer Erfolg beim Classy Chassis Concours d’Elegance in Houston sowie eine Präsentation im Museo Enzo Ferrari in Modena um das 100-jährige Firmenjubiläum von Maserati zu ehren. Anschließend zerlegte Carrozzeria AutoSport auf Wunsch des Besitzers den Wagen ein weiteres Mal und setzte zusätzliche Verstrebungen in den Rahmen ein, um einen alten Fehler des Frua-Designs auszubessern. Seither kamen nur geringe Gebrauchsspuren ans Fahrzeug, das nun einen neuen Besitzer sucht. Gooding & Co. erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen US$ 2.000.000 und US$ 2.750.000.

Bilder: Gooding & Co.