Maria Teresa de Filippis

Ein Blick in die heutige Formel-1-WM offenbart schnell: nur Männer unterwegs. Bereits seit einigen Jahrzehnten hat es keine Frau mehr in die Königsklasse des Automobilsports geschafft. Kaum verständlich, wenn man bedenkt, dass bereits 1958, also nur acht Jahre nach der Einführung der Formel 1, erstmalig eine Frau im Starterfeld auftauchte. Ihr Name war Maria Teresa de Filippis. Sie wurde am 22. November 1926 in Neapel in eine Industriellenfamilie hineingeboren. Mit 22 Jahren begann de Filippis mit Autorennen. Vorangegangen war nach eigenen Angaben eine Wette mit ihren Brüdern, die ihr nicht glaubten, dass sie sich eine solche Herausforderung zutrauen würde. Ihr erstes Straßenrennen führte über zehn Kilometer von Salerno nach Cava de‘ Tirreni und endete mit einem (Klassen-)Sieg für die junge Frau. 1954 nahm sie mit einem Osca 1100 an Sportwagen- und Bergrennen in Italien teil, ein Jahr später stieg sie ins Werksteam von Maserati auf.

Erste Frau in der Formel 1

Maserati zog sich offiziell zum Ende der Saison 1957 aus der Formel 1 zurück. Der weiterhin konkurrenzfähige Monoposto 250F konnte jedoch mit Werksunterstützung weiterhin von Privatfahrern eingesetzt werden. Maria Teresa de Filippis erhielt erstmalig beim nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Großen Preis von Syrakus die Gelegenheit, in diesem Rennwagen Platz zu nehmen. Im Vorjahr hatte Juan Manuel Fangio den WM-Titel mit einem 250F errungen. De Filippis erreichte Rang fünf in diesem Rennen und durfte anschließend bei vier WM-Läufen starten. Allerdings scheiterte sie in Monaco an der Qualifikation. In Belgien belegte sie Rang 10. Beim Großen Preis von Portugal erlitt ihr Wagen einen Motorschaden, ebenso wie beim Großen Preis von Italien.

1959 im Porsche und Maserati

Im Folgejahr 1959 wechselte Maria Teresa de Filippis auf einen Porsche 718, der eigentlich für die Formel 2 entwickelt worden war. Diese Klasse war jedoch auch bei Formel-1-Rennen startberechtigt. Aufgrund des geringeren Hubraums (1,5 im Vergleich zu 2,5 Liter) waren die F2-Autos aber chancenlos. De Filippis scheiterte erneut an der Qualifikation für den Grand Prix in Monaco. Bei der BRDC International Trophy in Großbritannien saß sie wieder hinter dem Steuer eines Maserati 250F. Ein Defekt in der Kraftübertragung zwang sie in Runde 40 von 50 zur Aufgabe. Nachdem ihr guter Freund Jean Behra in einem Rahmenprogrammrennen beim Großen Preis von Deutschland auf der AVUS in Berlin ums Leben kam, beendete sie ihre Rennfahrerkarriere.

Frauen sind in der Formel 1 selten

Sie brach sogar alle Kontakte zur Motorsportszene ab. Aus ihrer Ehe ging eine Tochter hervor. Erst 1979 kehrte sie zum Rennsport zurück und trat dem International Club of Former F1 Grand Prix Drivers (internationaler Club früherer F1-GP-Fahrer) bei. Von 1997 bis 2011 war sie Vize-Präsidentin dieser Vereinigung. Zeitlebens forderte sie mehr Unterstützung für Frauen im Motorsport ein. „Frauen können alles, was auch Männer können“, sagte sie 2006 in einem Interview. Allerdings fehle vielen Sponsoren der Weitblick, um in Rennfahrerinnen zu investieren. Neben de Filippis schafften es nur Lella Lombardi, Desiré Wilson, Divina Galica und Giovanna Amatis als Fahrerinnen bis mindestens ins Qualifikationstraining eines F1-Rennens. Maria Teresa de Filippis verstarb am 9. Januar 2016.

Bilder: Maserati