Porsche Boxster Bergspyder

In den 1960er Jahren beteiligte sich Porsche nicht nur an der Sportwagen-Weltmeisterschaft, sondern schickte das Werksteam auch immer wieder zu Läufen der Bergrenn-Europameisterschaft. Mit Fahrzeugen der Typen 904 Carrera GTS, 906 Carrera 6, 907, 908 und 910 konnte man diverse gute Ergebnisse erringen. 1966 und 1967 errang man den Meistertitel. Um diesen zum dritten Mal in Folge einzufahren, entwickelte die Rennabteilung für 1969 den bis heute radikalsten und leichtesten Rennwagen der Markengeschichte unter dem Kürzel 909 Bergspyder. Unter Entwicklungsleiter Ferdinand Piëch legte man größten Wert auf konsequenten Leichtbau und erzielte durch einen Aluminium-Gitterrohrrahmen und die darauf aufgeschraubte Kunststoffkarosserie ein Trockengewicht von nur 375 Kilogramm. Inklusive aller für die Rennläufe notwendigen Flüssigkeiten kommt der Porsche 909 Bergspyder auf lediglich 430 Kilogramm. Diese wurden von einem zwei Liter großen Achtzylinder-Boxermotor mit 275 PS vorangetrieben. Von diesem Fahrzeug entstanden lediglich zwei Exemplare, die auch nur bei zwei Läufen der Bergrenn-EM eingesetzt wurden. Heute gehören sie zur Fahrzeugsammlung des Porsche Museums in Zuffenhausen.

2015 erinnerte sich eine Projektgruppe von Porsche-Ingenieuren am Standort Weissach an diesen Leichtgewichts-Rennwagen. Zuvor hatten sie vom Vorstand den Auftrag erhalten, auf Basis des Boxster (Baureihe 981) einen gewichtserleichterten und aufs Wesentliche reduzierten Sportwagen zu entwickeln. Durch das legendäre Vorbild standen der Name der Studie und deren Farbgebung rasch fest: 981 Boxster Bergspyder in Weiß mit grünen Details. Während die Rohkarosserie nur in wenigen Details verändert wurde, verbaute man Türen ohne sichtbare Türgriffe sowie anstelle von Windschutzscheibe und Stoffverdeck eine Abdeckung aus Kunstleder mit Windabweiser vor dem Fahrerplatz und integriertem Überrollbügel. Ein Beifahrer ist nicht vorgesehen. An seiner Stelle befindet sich ein zusätzlicher Kofferraum, der über die Beifahrertür zugänglich ist und beispielsweise Platz für einen Helm bietet. In einem angedachten zweiten Entwicklungsschritt hätte man die Persenning über dem Interieur gegen ein eigenständig gestaltetes Bauteil aus Kohlefaser getauscht.

Carbon kam dafür bei der vorderen und hinteren Haube als Werkstoff zum Einsatz. Ebenfalls neu ist das Armaturenbrett, das mit einigen Elementen des Hybrid-Supersportwagens 918 Spyder versehen und passend für den Einsitzer gestaltet wurde. Für den Fahrersitz bediente man sich ebenfalls beim großen Modellbruder, da dessen Carbon-Schalensitz bereits auf konsequenten Leichtbau ausgelegt ist. Da zudem das Dämmmaterial im gesamten Fahrzeug auf ein Minimum reduziert wurde, liegt das fahrfertige Gewicht des Porsche 981 Boxster Bergspyder am Ende bei 1.099 Kilogramm. Direkt hinter dem Fahrer findet sich der 3,8 Liter große Sechszylinder-Boxermotor aus dem Cayman GT4 mit 289 kW/393 PS, wodurch das Leistungsgewicht 2,8 Kilogramm pro PS beträgt.

Das fertiggestellte Auto unterzog man eingehenden Fahrversuchen auf der hauseigenen Teststrecke in Weissach. Allerdings gab es große Fragezeichen hinter einer möglichen Straßenzulassung auf internationalen Märkten. Wenn diese jedoch nicht gegeben ist, hält sich der Absatz in engen Grenzen und die Entwicklung der Sonderteile ist zu teuer. Somit entschied man sich schließlich gegen eine Weiterverfolgung des Projektes und beließ es bei diesem Einzelstück. Im Rahmen des diesjährigen Bergrennens am Gaisberg, wo einst auch der 909 Bergspyder startete, zeigte Porsche das Unikat am vergangenen Wochenende erstmals in der Öffentlichkeit.

Bilder: Porsche