Škoda Superb OHV

Immer wieder stellt die Museumswerkstatt von Škoda am Firmensitz in Mladá Boleslav aufsehenerregende Oldtimer aus der umfangreichen Markengeschichte wieder auf die eigenen vier Räder. Nach einer umfangreichen und aufwändigen Restaurierung über drei Jahre ist nun ein Škoda Superb OHV von 1948 fertiggestellt worden. Den Modellnamen kennen Markenfans bis heute. Erstmals eingeführt wurde er bereits in den 1930er Jahren als Bezeichnung für eine luxuriöse und repräsentable Limousine. Am 22. Februar 1934 und damit vor 85 Jahren lief der allererste Škoda 640 Superb vom Band. Er verfügte über einen Zentralrohrrahmen, hydraulische Bremsen, Einzelradaufhängung rundum und ein Merkmal, dass alle frühen Superb-Modelle erhalten sollten: Einen Reihensechszylindermotor unter der Haube. Dieser holte aus 2,5 Litern Hubraum 40,5 kW/55 PS. Diese Leistung stieg mit fast jedem Modelljahr weiter an, während drumherum das Design verfeinert und die Ausstattung erweitert wurde. Bis 1938 entstanden rund 600 Fahrzeuge mit seitengesteuertem Triebwerk, dann folgte die Einführung eines weiterentwickelten Motors mit obenliegenden, im Zylinderkopf hängenden Ventilen (OHV) im Superb 3000 OHV.

Diese Veränderung brachte neben einer Hubraumerhöhung auf drei Liter auch eine Leistungssteigerung auf 63 kW/85 PS mit sich. Aufgrund des ausbrechenden Zweiten Weltkriegs entstanden allerdings bis zum Produktionsstopp 1939 lediglich 113 Fahrzeuge von diesem Typ. Eines davon gehört mit seinem edlen schwarzen Lackkleid und der hochwertigen Ausstattung bereits seit Jahren zur Klassikerflotte, die Škoda auf diversen Oldtimer-Rallyes an den Start bringt. Ebenso zeigt das Škoda Museum das einzig erhalten gebliebene Exemplar des Superb 4000 mit einem V8-Motor aus dem Jahr 1940. Nach dem Krieg lief die Produktion des Superb OHV in leicht modifizierter Form wieder an. Allerdings fertigte das Werk in Mladá Boleslav für nur elf der 158 zwischen 1946 und 1949 entstandenen Fahrgestelle eigene Karosserien. 103 Fahrzeuge wurden vom Prager Karosseriewerk Uhlik oder dem Karosseriewerk Sodomka in Vysoké Mýto eingekleidet, die restlichen 44 erhielten provisorisch minimale Verkleidungen und fuhren auf Achse in das rund 120 Kilometer entfernte Škoda-Werk Kvasiny, um dort eine vollwertige Karosserie mit in den vorderen Kotflügeln plan versenkten Scheinwerfern und diversen glänzenden Aluminiumzierteilen zu erhalten.

Eines dieser besagten 44 fahrbereiten Fahrgestelle erhielt das Triebwerk mit Motornummer 81587 und ging, provisorisch verkleidet, am 15. April 1948 auf die Reise nach Kvasiny. Am 2. September des gleichen Jahres lieferte Škoda den fertiggestellten Wagen an den Erstbesitzer, die ‚Gemeinsame Hotel- und Unterkunftsanstaltsverwaltung‘ in Karlsbad (Karlovy Vary) aus. Heute würde man von der Tourismusbehörde sprechen. Diese nutzte den Škoda Superb OHV 20 Jahre lang für verschiedenste Zwecke. Als man von der Ausmusterung erfuhr, griff das damals noch im Aufbau befindliche Škoda Museum zu, obwohl diverse Teile des Wagens fehlten und im Laufe der Zeit die Polsterung gegen nicht originale Stoffe getauscht worden war.

Bis 2017 stand das Fahrzeug im hauseigenen Depot und wartete auf bessere Zeiten. Dann begann die umfangreiche Restaurierung, an deren Anfang erst einmal eine umfangreiche Analyse des Zustands sowie intensive Recherchen im Werksarchiv standen. Anhand alter Produktionslisten versetzte das Team der Museumswerkstatt den Superb OHV schließlich wieder weitestgehend in den Auslieferungszustand. Dazu gehört auch die auffällige, goldene Lackierung. Um die Fertigstellung gebührend zu feiern, gibt es im Škoda Museum bis zum 1. September die Sonderausstellung ‚Kvasiny – 70 Jahre mit dem gepflügelten Pfeil‘, deren Höhepunkt der Superb OHV ist. Im Werk Kvasiny entsteht auch seit 2001 die Wiederbelebung des Superb. Inzwischen bieten die Tschechen die dritte Modellgeneration an, die in Kürze erstmals in der Markengeschichte von einer Plug-In-Hybridvariante ergänzt wird.

Bilder: Škoda