Jaguar E-Type Restaurierung

Es gibt sie noch: Autos, die über Jahrzehnte hinweg in abgelegenen Garagen, Hallen oder Scheunen stehen und irgendwann, meist durch Zufall, wiederentdeckt werden. Im Volksmund kennt man diese Fahrzeuge als ‚Scheunenfunde‘. Diverse Werkstätten weltweit leben davon, derartige Wracks, deren Lack unter dicken Schichten aus Staub und Dreck ebenso verschwunden ist, wie die Chromakzente und deren Technik oftmals zuletzt in den 50ern, 60ern oder 70ern in Betrieb genommen wurde, wieder in Bestzustand zu versetzen. Eine davon ist E-Type UK aus Hadlow/Großbritannien. Der Name nimmt bereits vorweg, auf welche Marke und welches Modell man sich hier hauptsächlich konzentriert. In einem neuen Pressetext gab man heute bekannt, dass man die Restaurierung eines E-Type 3.8 Fixed Head Coupé (FHC) von 1964 vollständig abgeschlossen hat.

Das betreffende Fahrzeug fand man in der Garage des Vorbesitzers im Südosten Englands, wo es seit 1979 ungenutzt abgestellt war. Auf den ersten Blick wirkte der Zustand relativ gut. Selbst die Lackierung im originalen Farbton ‚Opalescent Silver Blue‘ war an vielen Stellen noch gut erhalten. Dennoch förderte eine genauere Betrachtung schnell diverse Schäden zutage, die eine Komplettrestaurierung unausweichlich machten. Noch deutlicher wurden die notwendigen Arbeiten nachdem das nackte Blech von Karosserie und Unterboden sandgestrahlt und entlackt sichtbar wurden. Auch einige kostengünstig ausgeführte Reparaturen aus der Zeit zwischen 1964 und 1979 konnte man nun erkennen. Das Team von E-Type UK machte sich an die Arbeit und tauschte die verrotteten Bereiche durch neu angefertigte Blechpartien aus. Speziell beim Unterboden und den Schwellerbereichen waren entsprechende Metallarbeiten nötig. Am Ende stand eine Rohkarosserie auf den Ständern in der Werkstatt, die durch sorgfältig durchgeführte Arbeiten sogar steifer ist, als sie es neu ab Werk gewesen wäre.

Im Anschluss übergab man Karosserie, Türen und Hauben an die hauseigene Lackiererei. Hier schliff man alle Teile nass, um ein möglichst ebenes Lackbild zu garantieren. Nach diversen Reinigungsschritten folgten die Lackiervorbereitungen und schließlich der eigentliche Lackierprozess von der Grundierung bis zu den schützenden Klarlackschichten. Der neue Besitzer entschied sich für das originale Opalescent Silver Blue, ließ jedoch seinen eigenen Geschmack durch eine dunkelrote Umrandung der vorderen Kühlluftöffnung mit einfließen. Diese wirkt ein wenig als ob der E-Type Lippenstift aufgetragen hätte. Ähnliche Details gab es ab Werk beispielsweise bei dem nur zwölfmal gebauten E-Type Lightweight. Anschließend begann der Zusammenbau des Sportwagens mit der Montage der Hinterachse inklusive verbesserten Bremsen sowie der Vorderradaufhängung. Auf diese Weise konnte man das Auto nun wieder auf den eigenen Rädern durch die Werkstatt schieben.

Das 3,8 Liter große Reihensechszylinder-Triebwerk erhielt neue Nockenwellen mit größeren Nocken, eine leichtere und ausbalancierte Kurbelwelle sowie verbesserte Dichtungen, wodurch die Fahrbarkeit und Zuverlässigkeit verbessert wurden. Aus dem selben Grund entschied man sich für den Einbau eines neuen Fünfgang-Getriebes, eines Aluminium-Kühlers und eines Edelstahl-Sportauspuffs. Anschließend ging es an die finalen Schritte bei der Komplettierung dieses E-Type. In diesem Zuge entschied sich der neue Besitzer zu einer Veränderung des Interieurs vom originalen dunkelblau zu einem Ochsenblutrot. Nun steht ein wunderschönes E-Type Coupé wieder für Ausfahrten bereit, sobald die Corona-Pandemie vorüber ist.

Bilder: E-Type UK