From north to south – Heizr Club x Emils Garage

From North to South – Zwei Jungs, jeder eine große Vision und unerschütterliche Machermentalität.

Was haben Stuttgart und Hamburg gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Umso schöner, dass die Leidenschaft für Autos neue Verbindungen, Freundschaften und Projekte schafft. 

Die HEIZR Events im Raum Stuttgart und die Sundowner Treffen in Hamburg haben eine Nische gefüllt, von der viele nicht wussten, dass sie existiert. Felix Bauermeister (HEIZR Club) und Emil Pourkian (Emil’s Garage, DIN Book, Sundowner Event) bringen eine Szene zusammen, die wenig mit steifen, exklusiven Automobilclubs oder Tuner-treffen zu tun hat. Vielmehr geht es um den Austausch unter Gleichgesinnten mit einer gemeinsamen Passion. 

Ich habe beide auf ihrem gemeinsamen Stand bei der Retro Klassik besucht und war fasziniert von ihrer Vision und wie sie die traditionelle Altherren-Veranstaltung im positiven Sinne aufgemischt haben. Statt trockenem Small Talk am Messestand mit Polohemd-Trägern und Automatenkaffee springen die Jungs in ihren stylish gebrandeten Shirts rum, schenken Whisky Soda aus und spielen Mario Kart an der Playstation, wenn sie mal eine freie Minute haben. 

Felix kaufte 2020 seinen ersten Oldtimer, einen roten 911er aus 1986. Er suchte vergeblich nach einer Community, in der „Freundschaften entstehen, Roadtrips geplant werden oder sich bei Bierchen oder Kaffee getroffen wird, um das gemeinsame Hobby auszuleben“, erzählt er, als ich ihn nach dem Antrieb für die Gründung des HEIZR Club frage. 

Ähnlich ging es auch Emil, dem nach mehreren kleinen Treffen unter befreundeten Oldtimer Besitzern im Jahr 2020 die Idee kam, ein „SUNDOWNER“ Event in Miami-Manier zu starten, weil Hamburg kein vergleichbares Event anzubieten hatte.

Ganz nach dem Motto: gibt’s nicht? Ich mach’s einfach selbst. 

„Locker, junggeblieben, stilvoll und respektvoll. Das zeichnet das Publikum unserer Events aus.“ – Felix Bauermeister

Kombiniert mit Flat White oder Limo aus der Kühlbox an unkomplizierten Treffpunkten, z.B. ungenutzten Parkdecks, wurde daraus eine neue Instanz. Vorweg ist zu sagen, dass sich die Autos auf den Zusammenkünften keineswegs auf einen Hersteller beschränken.

Was die Events ausmacht ist, dass man sich direkt willkommen fühlt und die Gespräche nicht auf trockenes PS-Ping-Pong beschränkt sind, was ich persönlich sehr erfrischend fand. Man kann mit Sicherheit sagen, die Szene wird zugänglicher, ausgeglichener und weniger nerdig. Das zeigt sich auf den Instagramprofilen der Beiden. Durch professionelle und harmonische Bildsprache wird die Lebendigkeit der Treffen sowie die Emotionen beim Fahren transportiert.

Ob Golf oder Ferrari – Jeder wird respektiert und ist willkommen. 

“Die Autos sind zwar der Grund für die Treffen, aber in Wirklichkeit geht es um die Menschen hinter den Autos“, stellt Emil klar.  

Beiden gemeinsam ist außerdem der Merch, mit dem sich die Community identifiziert und der aufgrund der coolen Prints meist im Handumdrehen ausverkauft ist. Felix hat bereits mehrere Kollektionen herausgebracht: Sei es der Grauburgunder mit HEIZR-Label oder Pullis und Socken – die HEIZR Fans können sich für die nächste gemeinsame Ausfahrt eindecken. 

Gemeinsam launchten Emil und Felix Anfang 2023 außerdem den HEIZR CLUB X EMIL’S GARAGE Merch. Auf Emil’s Website findet man neben hochwertigen Prints auch das von Emil kuratierte DIN Book, ein Hobby Projekt und Hommage an die Nummernschilder vor der EURO Norm. Eines seiner bunten Sundowner Poster verleiht zudem jedem Raum ein bisschen stylischen Retro Flair.  

Kurzum, Emil und Felix beweisen ein rundes Konzept, in dem klassische Oldtimer mit Modernität ungezwungen harmonieren. 

Außerdem legen sie damit einen wichtigen Grundstein, damit auch nachfolgende Generationen die Leidenschaft verstehen, entwickeln und fortführen. In einer Zeit, in der die Klimadiskussion und ein tendenziell nachteiliges Bild von Verbrenner-Motoren unsere Medien dominieren, schaffen Emil und Felix eine positiv konnotierte Perspektive. Das Kulturgut Oldtimer steht für Zeitlosigkeit, verbindet Menschen über Generationen und kann Momente der Auszeit und Unbeschwertheit schaffen. 

Er habe sich über die letzten zwei Jahre in diesem Umfeld selbstständig gemacht und lebe von diesem Business, so Emil. „Ohne Nachfrage zu Classic Cars funktioniert mein Geschäftsmodell nicht.“ Wie er die Zielgruppe erreichen möchte? Mit Events, die „fresh und ausgefallen sind“, repräsentativ für das Lebensgefühl der Szene. In Kombination mit spielerischen Elementen, die uns in der Nostalgie unserer Kindheit schwelgen lassen: z.B. Mario Kart auf der Nintendo 64, Pacman, Tischtennis oder Kicker zocken. Emil’s Augen strahlen, als er hinzufügt: „Wenn da noch ein paar DJs coole Sets abspielen und man in der Sonne mit seinen Besties und Buddies abhängen kann, was will man mehr?“

„Ja, was wollt ihr mehr?“ Auf die Frage haben beide eine ähnliche Sichtweise: Klasse statt Masse.

Felix und Emil haben Bekanntheit und rege Teilnahme bei ihren Veranstaltungen erreicht. HEIZR Treffen zählen mittlerweile zwischen 300-400 Autos und bis zu 1000 Personen. Felix hat Sponsoren wie Porsche, BMW und Recaro an seiner Seite. Jetzt gehe es darum, nachhaltig zu wachsen. Es sollen diejenigen Gäste angezogen werden, die das HEIZR Club Konzept verstehen und wertschätzen, was Felix und sein Team auf die Beine stellen.

Auch Emil hat sich für seine Treffen eine Grenze bei 600 Gästen gesetzt, um zu gewährleisten, dass der Wohlfühlfaktor und die persönliche Begegnung bestehen bleiben. Dafür werden die Gäste mit ausgefallenen Locations, gutem Kaffee & Drinks bei entspannten Vibes belohnt, da sind sich beide einig. Emil ist der Meinung, dass damit “die Offenheit und Akzeptanz in der Szene gefördert wird.“ Aussagen wie „deine Fußmatten gehören ja gar nicht zum Auto“ oder „die Sitze gab es in deinem Modell nicht“ höre man immer weniger. Jeder könne sich so ausleben wie er möchte und was vor ein paar Jahren noch auf Oldtimertreffen als No-Go gesehen wurde, sei heute cool.

Für Emil ein Zeichen, dass die Szene sich in die richtige Richtung entwickelt und “dank e-fuels sogar noch Zukunft hat“, so er. Doch damit nicht genug: „Mein Traum ist es, die SUNDOWNER Vibes vom jährlich stattfindenden Event in einen STORE zu übertragen. Dieser Store soll Gleichgesinnten an einem Ort zum Abhängen bei leckeren Snacks/Kaffee, coole Artikel – ob Merch oder Bilder von Künstlern – sowie dem ein oder anderen Auto vereinen.“ Der Erfolg des Pilotprojekts HEIZR x EG auf der Retro Klassik hat diese Mission bestätigt. 

Zum Abschluss der Unterhaltung wollte ich unbedingt noch wissen, welches Auto die beiden auf ihrer Wunschliste stehen haben. Emil hatte seinen Traum vom Volga GAZ M21 bereits erfüllt, doch wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte er am liebsten den F355 oder den 993 Turbo in seiner Einfahrt stehen. Er würde sich am liebsten beide gönnen, aber räumt ein, er habe ja nur einen Hintern.

Felix hingegen hatte als Kind ein rosa Cadillac Eldorado Biarritz als Lieblingsspielzeug Auto, worüber er heute schmunzelt. Später träumte vom Porsche 993 Coupé, 996 GT2 und Carrera GT und heute nennt er den legendären Ferrari F40 als seinen absoluten Favoriten. Obwohl er wahrscheinlich nicht einmal in das Auto passen würde, könnte er es sich immerhin noch als schickes Wohnzimmer-Accessoire vorstellen.


Fotos: Yannick Hoos (www.instagram.com/yannickhoos)