Ferrari F8 Spider und 812 GTS

Morgen beginnt in Frankfurt am Main die IAA, einst eine der größten und bedeutendsten Automessen der Welt. Leider hat sich die Bedeutung dieser Veranstaltung in den letzten Jahren immer weiter reduziert, sodass die diesjährige Ausgabe mit Ach und Krach den Status einer lokalen Händlermesse übersteigen wird. Diverse Marken, die früher fest gesetzte Größen der IAA waren, bleiben diesmal direkt zu Hause und stellen ihre Neuheiten lieber auf eigenen Veranstaltungen der Kundschaft vor. Darunter ist auch Ferrari, die in der vergangenen Woche gleich zwei neue Cabriolets in speziellen VIP-Veranstaltungen vorstellten. Während der F8 Spider als offene Variante des F8 Tributo durchaus logisch absehbar war, beerbt der 812 GTS mit seinem vorn untergebrachten Zwölfzylindermotor den 599 SA Aperta von 2010.

Ferrari F8 Spider

Wie der F8 Tributo ist auch der F8 Spider die dritte Auflage eines Fahrzeugs, das als 458 Spider debütierte und schließlich in den 488 Spider weiterentwickelt wurde. Somit befindet sich über den Köpfen der Passagiere weiterhin das bekannte klappbare Hardtop (Retractable Hard Top, RHT), das innerhalb von 14 Sekunden elektrisch versenkt oder geschlossen werden kann. Es faltet sich in zwei Teilen über dem Motor zusammen. Vorn kommt wie beim Coupé ein S-Duct-System zum Einsatz, um den Fahrtwind je nach aktuellem Einsatz umzuleiten und somit mehr oder weniger Anpressdruck zu erzeugen. Die LED-Scheinwerfer sind deutlich kleiner als beim Vorgängermodell. Im Vergleich zum 488 vergrößerte man die seitlichen Lufteinlässe hinter den Türen, die zudem neue Luftleitelemente erhielten. Hinten umschließt der neu gestaltete Heckspoiler optisch die vier runden Leuchten. Darunter sitzen zwei Auspuffendrohre und der breite Diffusor. Im Interieur bleibt es bei der fahrerorientierten Anordnung der Bedienelemente, von denen der überwiegende Teil auf dem Lenkrad sitzt. Dahinter befindet sich weiterhin ein analoger Drehzahlmesser, der auf beiden Seiten mit Displays versehen ist. Auf der Beifahrerseite sitzt oberhalb vom Handschuhfach auf Wunsch ein zusätzliches Sieben-Zoll-Display mit den wichtigsten Anzeigen.

Ferrari erhielt bereits mehrfach Auszeichnungen für das 3,9 Liter große V8-Biturbotriebwerk, das auch den F8 Spider antreibt. In der aktuellsten Ausbaustufe leistet es 530 kW/720 PS und stemmt 770 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle. Damit liegt die Literleistung bei beeindruckenden 185 PS pro Liter Hubraum. Im Vergleich zum 488 Spider legte Ferrari 50 Pferdestärken und 10 Newtonmeter nach. Damit geht es nun in 2,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und in 8,2 Sekunden auf 200. Als Höchstgeschwindigkeit stehen 340 km/h im Datenblatt. Zugleich nutzte man gewichtssparende Maßnahmen vom 488 Pista, durch die der Motor 18 Kilogramm abspeckte. Den Hauptanteil daran übernehmen die Abgaskrümmer aus dem Hochleistungswerkstoff Inconel, die zusammen bereits 9,7 Kilogramm leichter als die Teile aus dem 488 sind. Im Abgassystem selbst sitzt erstmals ein Otto-Partikelfilter, der zur Zulassung in diversen Staaten inzwischen notwendig ist.

Ferrari 812 GTS

Offene Sportwagen mit einem V12-Saugmotor über der Vorderachse gehören bei Ferrari eigentlich zum guten Ton. Bereits die frühen Modelle wie der 125 S, der 166 MM, der 275 GTS oder der 365 GTS/4 ‚Daytona‘ zeigten diesen Konstruktionsweg auf. Mit dem Wechsel zum Mittelmotor bei den Ablegern des 512 BB und Testarossa blieben die werksseitigen Cabrio-Varianten auf der Strecke, während es entsprechende Umbauten unter anderem von Pininfarina gab. Erst mit der Rückkehr zum Frontmotor im 550 Maranello gab es auch wieder offene Versionen ab Werk, die nun jedoch stets limitiert wurden. So bot man vom 550 Barchetta 449 Exemplare an, vom 575 Superamerica 559 Stück, vom 599 SA Aperta offiziell nur 80 (auch wenn deutlich mehr bekannt sind) und schließlich vom F60 America lediglich 10 Fahrzeuge in Nordamerika. Mit dem neuen 812 GTS kehrt Ferrari zu unlimitierten, offenen V12-Sportwagen zurück. Wie beim F8 Spider nutzt auch der große Modellbruder ein elektrisch versenkbares Hardtop, das bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von 45 km/h innerhalb von 14 Sekunden in seinem Abteil verschwindet oder wieder hervorkommt. Die senkrecht stehende Heckscheibe dient als Windschott und kann bei geschlossenem Verdeck separat geöffnet werden, um mehr Motorsound im Innenraum zu erleben.

Unter der langen Motorhaube sitzt ein 6,5 Liter großes V12-Triebwerk mit 588 kW/800 PS und 718 Newtonmetern Drehmoment. Das Benzindirekteinspritzungssystem sprüht den Kraftstoff mit 350 Bar Druck in die Zylinder ein. Aus der Formel 1 übernahm man variabel verstellbare Lufteinlasstrakte. Damit geht es in weniger als drei Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und in 8,3 Sekunden auf Tempo 200. Maximal sollen laut Ferrari mehr als 340 km/h möglich sein. Ermöglicht wird dies durch ein eng abgestuftes Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Für agileres Fahrverhalten auf kurvigen Strecken kommt eine Allradlenkung zum Einsatz, die dem Fahrer das Gefühl eines kürzeren Radstands vermittelt und daher ‚Virtual Short Wheelbase 2.0‘ heißt.

Optisch erhält der 812 GTS im Vergleich zum geschlossenen 812 Superfast ein komplett neu gestaltetes Heck im oberen Bereich ab dem hinteren Ende der Türen. Die Seitenscheiben laufen in dunkel abgesetzten Arealen aus, die in schmalen Überrollbügeln sitzen, deren Oberkanten bis zur Abrisskante am Heck diagonal abfallen. Die Bügel und der Bereich dazwischen umfassen die Klappe für den Verdeckkasten, hinter der die neue Kofferraumöffnung zu finden ist. Front, Seitengestaltung und Heck mit Leuchten und Diffusor zeigen sich im Vergleich zum Coupé unverändert. Auch das Interieur erhielt, abgesehen vom Knopf für die Verdeckbetätigung, keine Veränderung.

Beide Modellreihen sind ab sofort bestellbar. Erste Exemplare rollen noch in diesem Jahr zu den Händlern und Kunden. Zu den Preisen machte Ferrari keinerlei Angaben. Dafür weist man im Pressetext deutlich auf die neue, siebenjährige Garantie für Neufahrzeuge hin.

Bilder: Ferrari