Ferrari 288 GTO

Heute kennt jeder Sportwagenfan die „Big Five“ von Ferrari. Gemeint sind die in limitierter Stückzahl hergestellten Supersportwagen, mit denen die Marke aus Maranello in loser Reihenfolge das Modellprogramm krönte. Alles begann mit dem 288 GTO und setzte sich dann mit F40 und F50 weiter fort. Enzo und LaFerrari bildeten schließlich die bislang einzigen weiteren Vertreter der Gattung. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Kirsche auf der Sahne? Waren die normalen Sportwagen nicht schon aufregend genug? Blicken wir zurück an den Anfang der 1980er Jahre. Die Motorsportbehörde FIA hatte jüngst eine neue Rennklasse namens Gruppe B ins Leben gerufen. Diese sollte nach Willen der Regelhüter sowohl den Rallyesport als auch Sportwagenrennen umfassen. Durch eine relativ geringe Homologationsanzahl von nur 200 Serienautos – vorher waren stellenweise je nach Kategorie bis zu 2.500 Stück üblich – sollten auch kleinere Hersteller den Schritt in diese Klasse wagen. Ferrari war direkt interessiert.

Ein Ferrari für die Gruppe B?

Natürlich konnte sich niemand in Maranello ernsthaft vorstellen, mit einem Supersportwagen in den Rallyesport einzusteigen. Dafür gab es Lancia und Fiat. Es gab zwar kurze Überlegungen, den 308 GTB rallyetauglich zu machen. Dies scheiterte aber am Reglement, das nur geringe Abweichungen zwischen Serie und Rennauto zuließ. Dafür hörte sich jedoch die ebenfalls angedachte Gruppe-B-Sportwagenserie mit seriennahen Rennwagen gut an. Ähnlich dachte zur gleichen Zeit übrigens auch Porsche, wo der 959 und der darauf basierende 961 entstanden. Also entstand bei Ferrari ein komplett neuer Mittelmotorsportwagen mit Gitterrohrrahmen, der jedoch ein paar optische Anleihen vom 308 mitbrachte. Allerdings verfügte der Neuling über elf Zentimeter mehr Radstand. Zudem bestand die Rohkarosserie aus einem Kevlar-Nomex-Werkstoffmix. Die vordere Haube stellte Ferrari aus einem Fiberglas-Nomex-Werkstoff her und die restlichen Karosserieteile aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff. Ähnliche Materialien kannte man sonst nur aus der Formel 1.

400 PS starker V8-Biturbomotor

1984 debütierte der 288 GTO auf dem Genfer Automobilsalon. Diese drei Buchstaben hatte Ferrari zuvor erst einmal genutzt: beim legendären 250 GTO. Abgekürzt stehen sie für „Gran Turismo Omologato“ und bezeichnen damit einen Sportwagen, der zu Homologationszwecken gebaut wurde. Hinter den beiden belederten Sportsitzen werkelte ein 2,85 Liter großer V8-Biturbomotor mit 294 kW/400 PS. Diese Kraft gelang über ein manuelles Fünfgang-Getriebe, dessen Gehäuse unterhalb der Heckschürze sichtbar ist, auf die Hinterachse. Obwohl Ferrari bereits seit den 1950er Jahren diverse Lackfarben im Programm führte, gab es den 288 GTO offiziell ausschließlich in Rosso Corsa (rot). Einige Exemplare wechselten später auf Wunsch des jeweiligen Besitzers die Farbe. Zudem verbaute man an diesem Straßensportwagen erstmals werksseitig die seitlichen Ferrari-Logos, die zuvor den Rennwagen vorbehalten waren.

RM Sotheby’s versteigert einen 288 GTO

Um die Homologationsauflagen erfüllen zu können, wären 200 Exemplare nötig gewesen. Am Ende waren es dank hoher Kundennachfrage sogar annähernd 300. Zu Renneinsätzen kam es aufgrund der 1986 verbotenen Gruppe B jedoch nie. RM Sotheby’s bietet demnächst ein Auto aus dem Produktionsjahr 1985 in Paris an. Eigentlich sollte diese Auktion im Rahmen der Oldtimermesse Retromobile laufen, die inzwischen jedoch auf den März verschoben wurde. Ob der Versteigerungstermin ebenfalls verschoben wird, ist aktuell noch offen. Der 288 GTO gehörte ursprünglich dem deutschen Rennfahrer Bepp Mayer, der ihn nach zwei Jahren in die Schweiz verkaufte. Im Dezember 1998 kaufte Monsieur Petitjean den Sportwagen über den Ferrari-Händler Gohm in Singen. Heute stehen erst 9.559 Kilometer auf der Uhr. RM Sotheby’s erwartet einen Zuschlagspreis zwischen 2,4 und 2,6 Millionen Euro.

Bilder: RM Sotheby’s, Alex Penfold