Ferrari F50

Ferrari – wieviele Artikel, Bücher und sonstige Veröffentlichungen wohl schon rund um diese Marke und ihre Sportwagen weltweit erschienen sind? Vermutlich kaum zählbar. Trotzdem wagen wir uns an einen weiteren Artikel, in dem wir uns mit dem ‚Geschenk‘ zum 50-jährigen Jubiläum befassen. Wobei das Wort ‚Geschenk‘ hier bewusst in Anführungsstrichen stehen muss. Letztlich war es lediglich ein ‚Geschenk‘ an die eigene Modellpalette, während die auserwählten VIP-Kunden rund 750.000 DM berappen durften. Dafür erhielten sie jedoch auch einen Supersportwagen, der reine Formel-1-Technologie auf die Straße brachte. Das gesamte Monocoque rund um die Passagiere bestand ebenso wie die Karosserieteile aus Kohlefaser-Verbundstoffen, die man bei Fahrzeugen im Originallack gegen das Licht durch die Farbe durchschimmern sehen kann. Ähnliches galt zuvor bereits beim F40, den Ferrari sich selbst zum 40-jährigen Firmenjubiläum geschenkt und anschließend rund 1.200-mal an Kunden verkauft hatte. Passend dazu erhielt das neue Modell zur Premiere auf dem Genfer Autosalon 1995 den Namen F50. Ziel war es, die geplanten 349 Exemplare bis zum offiziellen Jubiläum im Jahr 1997 zu produzieren, was auch glückte.

Barchetta mit abnehmbarem Hardtop

Optisch nahm der von Pininfarina gestaltete F50 einige Details vom F40 wie die seitlichen Lufteinlässe oder den breiten, nahtlos in die Karosserie integrierten Heckflügel wieder auf, sorgte gleichzeitig aber durch rundere Linien für einen passenden Look für die 1990er Jahre. Die Fronthaube erhielt als Unterteilung der beiden Luftauslässe für die Wasserkühler eine angedeutete Formel-1-Nase. Außerdem legte Ferrari den Supersportwagen konsequent als Barchetta, also als zweisitzigen Roadster aus, für den es neben einem rudimentären Stoffverdeck auch ein abnehmbares Hardtop gab. Letzteres erhielten die Kunden in einem eigenen Koffer. Farblich blieben die allermeisten von ihnen dem typischen ‚Rosso Corsa‘ (rot) treu, das auch auf den Rennfahrzeugen der Marke zu finden war. Nur wenige trauten sich andere Farben wie ‚Argento Nürburgring‘ (silber), ‚Rosso Barchetta‘ (dunkelrot), ‚Giallo Modena‘ (gelb) oder ‚Nero Daytona‘ (schwarz) zu. Innen gab es ohnehin nur die Auswahl zwischen einfarbig schwarz oder schwarzem Leder in Kombination mit roten Sitzmittelbahnen.

Direkt hinter den beiden Passagieren verbaute Ferrari ein 4,7 Liter großes V12-Triebwerk mit 60 Ventilen. Bis 1993 diente der Grundblock als Antrieb der Formel-1-Rennwagen, dort jedoch mit nur 3,5 Litern Hubraum. Für den Einsatz im straßenzugelassenen Supersportwagen erhöhten die Ferrari-Entwickler nicht nur den Hubraum, sondern verringerten zusätzlich auch die Maximaldrehzahl von rund 15.000 auf 8.700 U/min. Als Höchstleistung standen trotzdem 382 kW/520 PS bereit. Das maximale Drehmoment lag bei 471 Newtonmetern, die über ein manuelles Sechsgang-Getriebe auf die Hinterräder übertragen wurden. Die von Mahle produzierten Kolben bestanden aus Leichtmetall, die Pleuel aus Titan. Hinzu kamen innenbelüftete und gelochte Bremsscheiben von Brembo sowie 18 Zoll große Räder im Sterndesign aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung, auf denen ab Werk vorn Reifen der Dimension 245/35 ZR 18 und hinten in der Größe 335/30 ZR 18 von Goodyear oder Bridgestone aufgezogen waren.

Wenige F50 waren rechtsgelenkt

Neben den offiziellen 349 Kundenfahrzeugen entstanden eine handvoll Vorserienfahrzeuge sowie drei F50 GT als Prototypen für die GT1-Kategorie der FIA-GT-Rennserie, die letztlich jedoch nie zum Einsatz kamen. Zusätzlich gab es eine minimale Anzahl von Fahrzeugen mit Rechtslenkung für den Sultan von Brunei, während alle anderen Kunden ausschließlich linksgelenkte F50 erhielten. Alle Produktionswagen sind auf dem vorderen linken Längsträger durchnummeriert. Nummer 180 von 349 steht aktuell bei Girardo & Co. in deren italienischen Showroom zum Verkauf bereit. Dieser Wagen ging am 1. August 1996 über den Modeneser Ferrari-Händler an den Erstbesitzer Alberto Alberti in Reggio Emilia. Dieser behielt den Wagen bis 2015 und verlieh ihn 2013 für die Auto e Moto d’Epoca in Padua sowie im gleichen Jahr für das Finali Mondiali in Mugello an das Ferrari-Werk. Der Zweitbesitzer ließ 2017 eine Classiche Zertifizierung und 2019 einen umfangreichen Service inklusive Motorausbau durchführen. Letzterer kostete mehr als 100.000 €, sorgte aber auch dafür, dass der F50 von vorn bis hinten neuwertig dasteht. Den Preis für diesen Supersportwagen verrät Girardo & Co. nur auf Anfrage.

Bilder: Girardo & Co.