Ferrari F40

Über das finale neue Modell, das zu Lebzeiten von Enzo Ferrari entwickelt wurde, gibt es bereits zahlreiche Veröffentlichungen. Nur wenige Menschen weltweit haben vermutlich noch nie vom Ferrari F40 gehört. Und trotzdem lohnt ein Blick auf diese Sportwagenikone der 1980er Jahre immer wieder. Speziell, wenn das betreffende Fahrzeug einen prominenten Vorbesitzer hat. Doch dazu später mehr.

Supersportwagen zum Jubiläum

Als Grundbasis nutzte Ferrari den 288 GTO, der als erster reinrassiger, straßenzugelassener Supersportwagen die bis zum aktuellen LaFerrari reichende Reihe entsprechender Fahrzeuge begründete. Ursprünglich sollte der 288 GTO in der Rennwagenkategorie der Gruppe B an den Start gehen, die jedoch nie über die Planungsphase hinauskam. Dennoch hatte Ferrari bereits fünf Exemplare des 288 GTO Evoluzione produziert, als die Gruppe B nach diversen Rallye-Unfällen verboten wurde. Die gewonnenen Erfahrungen bei der Entwicklung setzte man in Maranello stattdessen in einen neuen Supersportwagen um, den man pünktlich zum 40-jährigen Firmenjubiläum als F40 präsentierte.

Während die Seitenpartie mit ihren NACA-Lufteinlässen fast unverändert vom 288 GTO Evoluzione übernommen wurde, zeichnete Pininfarina eine neue keilförmige Frontpartie und einen Heckabschluss mit einem markanten Flügel. Oberhalb der unter Klarglas verborgenen Lichthupe und Blinker sitzen Klappscheinwerfer für Abblend- und Fernlicht. Die vordere Haube umfasst auch die äußeren und inneren Kotflügel und gibt beim nach vorn klappen den Blick auf das Carbon-Monocoque frei. Erstaunlicherweise findet sich dort eine Vertiefung, die theoretisch ein Ersatzrad hätte aufnehmen können. Allerdings hatten nur die Vorserienprototypen tatsächlich ein Reserverad, während dies in der Serienfertigung aus Gewichtsgründen entfiel.

Lack lässt Faserstruktur sichtbar

Unterhalb des riesigen Heckflügels, der über die gesamte Breite des Wagens reicht, sitzen ebenso Luftauslass-Schlitze wie in der Plexiglasheckscheibe und seitlich hinter den Hinterrädern. Rückleuchten und Kennzeichen sitzen in einem schwarzen Gitter, das weitere heiße Abluft aus dem Motorraum entlässt. Zental im Diffusor gibt es einen ausgesparten Bereich der aus Kevlar und Kohlefaser hergestellten Karosserie, in dem die drei Auspuffendrohre untergebracht sind. Durch die originale, ab Werk immer im Farbton ‚Rosso Corsa‘ (rot) ausgeführte Lackierung kann man die Wabenstruktur der Karosserie erkennen. Allerdings erhielten viele frühe Exemplare inzwischen durch Steinschläge bedingt zumindest eine Neulackierung der Front, wenn nicht sogar der ganzen Karosserie. Späte Fahrzeuge lackierte das Werk besser.

Wie bereits beim 288 GTO setzte Ferrari auch beim F40 auf einen V8-Biturbomotor, der um 0,1 auf 2,9 Litern Hubraum vergrößert wurde. Offiziell standen 352 kW/478 PS im Datenblatt. Allerdings gab es frühe Exemplare ohne Katalysator für den europäischen Markt, deren Leistung nach oben streute. So gab es Messwerte von bis zu 530 PS. Auf der anderen Seite erzielten die Fahrzeuge für den US-Markt durch eine aufwändigere Abgasreinigung weniger Leistung. Für den Sprint auf Tempo 100 gab Ferrari 4,1 Sekunden an. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 324 km/h.

Boom sorgte für Höchstpreise

Zur Weltpremiere des F40 im Jahr 1987 kam auch Firmengründer Enzo Ferrari. Dieser starb am 14. August 1988, wodurch eine riesige Nachfrage nach allen Ferrari-Modellen einsetzte. Speziell der F40, der das letzte neue Modell war, das zu Enzos Lebzeiten fertig entwickelt worden war, erzielte nun einen Wertzuwachs, der in einer Spekulationsblase endete. Aus dem ursprünglichen Neupreis von 440.000 DM war bald mehre Millionen geworden – obwohl parallel noch neue Exemplare vom Band rollten. Ursprünglich hätten nur rund 450 Fahrzeuge entstehen sollen. Der Boom sorgte jedoch letztlich für eine Erweiterung der Fertigungskapazitäten aus letztlich über 1.300 Stück. Allerdings erfuhr der F40 im Laufe der bis 1992 andauernden Produktion fortwährende Modifikationen. So entfielen nach rund 400 Autos die Plexiglas-Schiebefenster in den Türen zugunsten von Kurbelfenstern. Ebenso gab es verschiedene Getriebeabstufungen und in späteren Jahrgängen ein einstellbares Fahrwerk.

Aktuell bietet RM Sotheby’s als Teil der wegen Corona zur Online-Auktion umgemodelten Veranstaltung in London einen Ferrari F40 von 1990 an. Dieses Fahrzeug verließ am 27. März 1990 die Fabrikationshalle in Maranello und wurde vom Ferrari-Händler Lightspeed S.r.l. in La Spezia, Italien, an einen Herrn Lebee ausgeliefert. Dieser ließ den Sportwagen alsbald in seine Heimat Singapur exportieren, wo er ihn jedoch nur selten fuhr. Im Februar 1993 erwarb ein Japaner das Fahrzeug. 2015 stand der Wagen auf der Retromobile in Paris zum Verkauf und ging kurz darauf an den dritten Besitzer in Deutschland, der den F40 im Jahr 2017 erneut auf der Retromobile zeigte. Anschließend ließ er bei Penske Sportwagen in Hamburg einen umfangreichen Service durchführen.

Formel-1-Fahrer als Vorbesitzer

Diese Arbeiten umfassten nicht nur den Ausbau von Motor, Getriebe und Benzintank, sondern auch Modifikationen am Chassis und den Einbau neuer Bremskomponenten von Brembo. Zudem rüstete Penske den Wagen auf das frühe, nicht einstellbare Fahrwerk zurück. Am Ende standen rund 80.000 € auf der Rechnung. Im Mai 2019 kaufte der heutige Besitzer das Auto. Formel-1-Fans dürften sich an ihn gut erinnern, doch er ist auch heute noch im Motorsport vertreten. Gerhard Berger fuhr lange Jahre für Teams wie ATS, Arrows, Benetton, Ferrari und McLaren. Heute ist er als Präsident der ITR (Internationale Tourenwagen Rennen e.V.) für die DTM verantwortlich. Ende letzten Jahres fand eine Ferrari Classiche Zertifizierung statt. Die Online-Versteigerung läuft noch bis zum 31. Oktober. RM Sotheby’s erwartet einen Zuschlagspreis zwischen £ 900.000 und £ 1.100.000.

Bilder: RM Sotheby’s, Daniel Reinhard