Ferrari 212 Inter Pinin Farina

Ferrari und Pininfarina, diese Paarung erscheint Fans der italienischen Marken eine gänzlich logische Verbindung zu sein. Allerdings endete diese Partnerschaft mit der Produktionseinstellung des F12berlinetta im Jahr 2017. Offiziell konzentriert sich Ferrari seither auf eigenes Design aus der hauseigenen Styling-Abteilung. Inoffiziell dürfte der Mehrheitseinstieg des indischen Autobauers Mahindra Ende 2015 dahinterstecken, an den man ungern Firmengeheimnisse weitergeben möchte. Doch wie war es eigentlich dazu gekommen, dass man die beiden Firmennamen so eng miteinander verknüpfte? Es begann mit einem Gespräch der jeweiligen Firmengründer Battista ‚Pinin‘ Farina und Enzo Ferrari, die sich hierfür 1951 extra auf neutralem Grund in der Stadt Tortona, etwa auf halber Strecke zwischen Turin und Maranello trafen. Abends auf dem Rückweg teilte Battista seinem Sohn Sergio, der ebenfalls in der Karosseriebaufirma tätig war, seine Entscheidung mit: „Ab heute kümmerst du dich um Ferrari, von A bis Z. Design, Entwicklung, Technologie, Konstruktion – eben alles.“ Und so geschah es. Die einzigen Serienmodelle, die zwischen 1951 und 2017 nicht von Pinin Farina und später Pininfarina gestaltet wurden, sind der Dino 308 GT4 und der LaFerrari.

Das erste Automobil aus dieser Partnerschaft war ein Coupé der neu eingeführten Baureihe 212. Diese hatte Ferrari 1951 als Evolution des bisherigen 195 präsentiert. Wie bisher gab die Nummer den gerundeten Hubraum von einem der zwölf Zylinder an. Insgesamt standen also rund 2,56 Liter bereit, aus denen die italienischen Techniker je nach Version zwischen 131 und 160 PS herausholten. Mit dem kurzen 212 Export ging es auf die Rennstrecke, während der 212 Inter die zivilere Straßenvariante mit längerem Radstand und mehr Komfort für Privatkunden darstellte. Vom Export gab es nur 27 Exemplare, beim Inter kam man auf 84 Stück. Da die Exklusiv-Verträge mit Pinin Farina erst mit dem Nachfolgemodell 250 gültig wurden, gab es beim 212 auch Aufbauten von Vignale, Touring, Ghia, Fontana und der Carrozzeria Motto. Chassisnummer 0229EL, ein 212 Inter, ist indes das erste Fahrzeug von Ferrari mit einer Karosserie von Pinin Farina. Es folgten 15 weitere Pinin Farina Coupés auf Basis des 212.

Nach der Fertigstellung im Jahr 1951 verschiffte man 0229EL in die USA, wo der Wagen im Jahr darauf durch den Importeur Luigi Chinetti an den Erstbesitzer Max Hess im Bundesstaat Pennsylvania ausgeliefert wurde. Als Prototyp für kommende Entwürfe zeigt dieser 212 Inter als einziges der 16 Pinin Farina Coupés die Lenkung auf der rechten Fahrzeugseite, was für den amerikanischen Markt ungewöhnlich war. Im Laufe der 1970er Jahre verpflanzte ein späterer Besitzer einen Chevrolet-V8-Motor unter die Haube, um den Sportwagen mit Technik zu betreiben, für die man einfach an Ersatzteile kam. Diese Umbauten waren damals durchaus an der Tagesordnung. Als der Ferrari 2001 einer kleineren Restaurierung unterzogen wurde, gelang es tatsächlich das originale Triebwerk aufzutreiben und wieder mit dem Auto zu vereinen. Vor wenigen Jahren erfolgte eine umfangreiche Restaurierung bis zur letzten Schraube, die in Christchurch, Neuseeland, durchgeführt wurde. Aktuell bietet der britische Experte für klassische Ferrari-Modelle, DK Engineering, diesen besonderen 212 Inter zum Verkauf an.

Bilder: DK Engineering