Facel Vega Excellence

Im dritten Teil unserer Berichteserie über ‚Unbekannte Größen‘ beleuchten wir einmal das größte Modell von Facel Vega, den Excellence. Die Facel S.A. war Frankreichs berühmtester Hersteller von Luxusfahrzeugen nach dem Zweiten Weltkrieg. Facel ist übrigens nicht vom Namen des Gründers abgeleitet, sondern steht für ‚Forges et Ateliers de Constructions d‘Eure-et-Loir‘ und wurde 1939 durch Jean C. Daninos in Paris begründet. Daninos arbeitete zuvor bei Citroën, wo er unter anderem maßgeblich an der Entwicklung des 11CV ‚Traction Avant‘ beteiligt war. Vor dem Zweiten Weltkrieg stellte er Metallstanzteile für die Luftfahrtindustrie, aber auch für Möbel- und Küchenhersteller her. Nach Kriegsende bot er diesen Service unter der Tochtermarke Facel Métallon auch für Automobilbauer an, was unter anderem von Simca, der französischen Ford-Division, Panhard und Delahaye genutzt wurde, da deren Karosseriebaufirmen und -abteilungen durch Bomben beschädigt oder für die herrschende Nachfrage unterdimensioniert waren.

1951 erstellte Daninos auf einem Bentley-Fahrgestell ein erstes eigenständig gestaltetes Auto. Zwei Jahre später begannen die Arbeiten an eine gänzlich eigenen Sportwagen mit neuem Rahmenchassis und darauf aufgeschraubter Karosserie. Für die geplante Produktion schlug Pierre Daninos, Schriftsteller und Bruder des Firmengründers den Griff nach einem Stern vor und brachte ‚Vega‘ als Beinamen ins Gespräch. Somit entstanden alle folgenden Sportwagen, GTs und die von uns heute thematisierte Luxuslimousine unter dem Firmennamen Facel Vega. In Großbritannien galten diese Fahrzeuge zeitweise sogar als ’second best car in the world‘ – an die inseleigenen Kreationen von Rolls-Royce ließ man naturgemäß nichts herankommen. Nachdem sich die Marke jedoch mit dem technisch anfälligen Einsteigermodell Facellia den Ruf nachhaltig ruiniert hatte, beendete man 1964 die Produktion.

Die für uns an dieser Stelle interessante Luxuslimousine Excellence stand 1956 erstmals auf dem Pariser Autosalon – der absoluten Heimatmesse für Facel Vega. Sie sollte die Modellpalette neben dem Coupé FV und der seltenen Cabriolet-Variante nach oben ergänzen. Zum Marktstart 1958 stand bereits das Nachfolge-Coupé HK 500 in den Preislisten. Optisch zog man das typische, hauseigene Design weiter durch, das man bereits mit den Karosserien für den Ford Cométe oder die eigene Bentley-Karosserie eingeführt hatte. Vorn leuchten übereinander angeordnete Doppelscheinwerfer auf die Straße, zwischen denen sich der breite, dreigeteilte Kühlergrill erstreckt. Die bis 1961 gebaute erste Serie erhielt zudem eine Panorama-Windschutzscheibe mit bis in die Türen herumgezogenen Ecken. Die Portale selbst öffnen gegenläufig und geben ohne störende B-Säule den Weg ins lederbezogene Interieur frei. Der Heckabschluss zeigt zwei kleine Flossen und runde Leuchten, womit ein klares Zitat des amerikanischen Straßenkreuzer-Designs erfolgte. Serie 2 erhielt einen um zehn Millimeter verlängerten Radstand und verzichtete auf Panorama-Scheibe und Heckflossen. Innen wurde in aufwändiger Handarbeit die Impression eines Walnuss-Dekors auf das Armaturenbrett lackiert. Im Fond warteten am Ende der Mittelkonsole eine Bürste mit verchromtem Griff und zwei leere Parfüm-Flacons in speziellen Halterungen.

Unter der Haube des Facel Vega Excellence EX saßen verschiedene V8-Triebwerke, die jedoch stets von Chrysler zugekauft wurden. Der Prototyp auf dem Pariser Autosalon 1956 trug noch einen 5,4 Liter großen V8-Motor, der zum Anfang der Serienfertigung gegen ein 250 PS starkes und 4,8 Liter großes Aggregat ersetzt wurde. Kurz darauf erfolgte eine Hubraumerhöhung auf 4,9 Liter nebst Leistungssteigerung auf 260 PS. Als Sonderausstattung war zudem das 6,4-Liter-Hemi-Triebwerk mit 367 PS lieferbar. Vom EX entstanden in fünf Monaten Bauzeit jedoch nur elf Exemplare. Anschließend erfolgte die Umstellung auf den optisch identischen Excellence EX1, der unter seiner Haube einen 5,9 Liter großen V8 mit ebenfalls 367 PS mitbrachte. Der Grund dafür liegt zum einen in der Einstellung der Hemi-Produktion bei Chrysler nebst abgebauten Lagerkapazitäten und zum anderen die damalige französische Luxussteuer auf Fahrzeuge ab einer gewissen Hubraumgrenze, die den ebenfalls von Chrysler angebotenen V8 mit 6,7 Litern Hubraum im Facel Vega Excellence nahezu unerschwinglich gemacht hätten. Mit seinen gebotenen Fahrleistungen brauchte sich die 5,2 Meter lange Limousine jedoch nicht zu verstecken.Vom Excellence EX1 fertigte Facel Vega 137 Exemplare.

Anschließend rollte der Excellence EX2 mit den weiter oben bereits erwähnten optischen Veränderungen, etwas mehr Länge sowie einem nun 394 PS starken und 6,4 Liter großen Triebwerk vom Band. Trotz mehr Leistung und (laut Firmenangaben) gleichem Gewichts verbesserten sich die fahrdynamischen Werte indes nicht. In drei Jahren fertigte man lediglich acht Fahrzeuge dieser finalen Excellence-Auflage. Kein Wunder beim damaligen Neupreis von 72.500,- NF (französischer Franc bis 1973), für den man zeitgleich beispielsweise bei Renault zwölf Exemplare der Dauphine oder bei Citroën immerhin vier neue DS erhalten hätte. Aufgrund der Gesamtproduktionszahl von nur 156 Fahrzeugen ist der Facel Vega Excellence heutzutage selten zu sehen und wird noch seltener zum Verkauf angeboten. Wirklich hohes Interesse herrscht auch nicht, da viele Sammler diese gut konstruierte und schnelle Luxuslimousine gar nicht auf dem Radar haben. Vielleicht ändert sich das ja mit diesem Artikel?

Bilder: Matthias Kierse