Delahaye 135M Cabriolet

1894 startete die französische Firma Delahaye unter Leitung des Gründer Émile Delahaye mit der Produktion von Automobilen und kurz darauf auch LKWs. Anfänglich handelte es sich dabei um Lizenzbauten von Benz aus Deutschland. Unter dem Nachfolgekonstrukteur Charles Weiffenbach wurde die Produktion modernisiert und verbessert. So fanden unter anderem erstmals abnehmbare Zylinderköpfe ihren Weg in die französischen Fahrzeuge. In der Folgezeit stieg die Marke zu einem technisch innovativen Hersteller auf und vergab für die hauseigenen Motoren Lizenzen in die USA und nach Deutschland. Allerdings geriet man im Laufe der Weltwirtschaftskrise ein wenig in Schieflage, da man unter anderem auf dem wichtigen Schweizer Markt keine Vertretung gegründet hatte. Doch man erholte sich davon schnell und konnte in den 1930er Jahren mit Vier- oder Sechszylinder-Motoren, abgeleitet von LKW-Triebwerken, neue Modelle auflegen, die das Unternehmen neu erblühen ließen. Diverse Renn- und Rallye-Erfolge machten Delahaye bekannter und sorgten für weitere Nachfrage. 1935 fusionierte man mit Delage, einer weiteren luxuriösen Automarke aus Frankreich.

Im gleichen Jahr präsentierte Delahaye den neuen 135 mit einem 70 kW/95 PS starken 3,2-Liter-Sechszylindermotor. Unter Einsatz eines Dreifachvergasers wurden daraus sogar 110 PS. Eine Einzelradaufhängung mit Querblattfeder vorn und normale Längsblattfedern hinten bildeten mit einem Leiterrahmen das Chassis, in dem auch das synchronisierte Cotal-Getriebe mit vier Vorwärtsgängen seinen Platz fand. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man die Produktion unter dem Kürzel 135M weiter fort, nutzte nun jedoch den 3,5 Liter großen Motor aus den vorherigen Sportmodellen mit 120 bis 130 PS. Im Jahr 1951 geriet Delahaye jedoch endgültig in finanzielle Probleme, verkaufte weniger als 100 Autos im Jahr und wurde schließlich 1954 durch den Konkurrenten Hotchkiss übernommen. Die PKW-Produktion stoppte noch im selben Jahr, die der LKW lief unter dem Namen Hotchkiss-Delahaye weiter bis 1956. Seither ist diese Bezeichnung nicht mehr gebräuchlich.

Generell verfügte Delahaye nie über eine hauseigene Karosseriefertigung oder gar eine Designabteilung. Stattdessen lieferte man reine Chassis an diverse Coachbuilder wie Henri Chapron, Figoni & Falaschi, Franay, Carrosserie de Sécheron, Guilloré, Carrosserie Graber, Pennock, Langenthal, Beutler oder Saoutchik. Diese erstellten teils normale Limousinen, aber auch wunderschöne Kleinserien und Einzelstücke. Gut bekannt sind dabei die Cabriolets von Chapron, die es als Zwei- und Viersitzer gab. Eines davon versteigert Bonhams im Rahmen der Auktion ‚Les Grandes Marques á Monaco‘.

Die Frühgeschichte von Chassisnummer 801011 ist unbekannt. In den 1980er Jahren tauchte es in der Sammlung des Ferrari-Experten Richard Straman auf, der Autofans vermutlich für seine Daytona-Aufschnitte bekannt ist. 2007 verkaufte er das Cabriolet nach Monaco und der neue Besitzer beauftragte eine umfangreiche Restaurierung in Neuseeland, die bis 2012 andauerte. Seither ist das Fahrzeug unbenutzter Teil der Sammlung und kommt nun gemeinsam mit einem Ordner voller Bilder der Restaurierung, den alten US-Zulassungsunterlagen, aktuellen Papieren aus Großbritannien sowie einem Authentifizierungszertifikat von Madame Chapron unter den Hammer. Bonhams erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 250.000,- und 350.000,- €.

Bilder: Bonhams