Cadillac Eldorado Brougham Cadmad
Aktuell läuft in Scottsdale/Arizona der jährliche Autoauktionsmarathon mit Veranstaltungen von Mecum, Gooding & Co, RM Sotheby’s, Bonhams und Barrett-Jackson. Ein riesiges Feld von Fahrzeugen kommt dabei unter den Hammer und findet im Bestfall einen neuen Besitzer. Darunter befinden sich viele Alltagsautos aus amerikanischer Produktion, wenige Exoten und einige Highlights. Wir haben an dieser Stelle einmal ein eher ungewöhnliches Exponat herausgegriffen, das in dieser Form eher selten den Weg in unser Onlinemagazin findet. Es handelt sich um einen Cadillac Eldorado Brougham von 1959. Diese viertürige Limousinenversion des Straßenkreuzers entstand einst als Auftragsarbeit bei Pininfarina in Italien. Cadillac schickte die in den USA gefertigten Fahrgestelle per Flugzeug über den Atlantik und erhielt anschließend die komplettierten Autos auf gleichem Wege. Im Gegensatz zu anderen Cadillac-Modellen der gleichen Ära verzichtete der Eldorado Brougham auf die obligatorische Panorama-Windschutzscheibe. Insgesamt entstanden in zwei Produktionsjahren lediglich 200 Exemplare.
Eine dieser Raritäten nahm Stephen Barton vor 15 Jahren als Basis für einen eigens erdachten Umbau. Er träumte davon, den renommiertesten Custom-Car-Preis zu gewinnen, den Don Ridler Award. Gemeinsam mit zehn handwerklich begabten Mechanikern setzte er seinen Traum von einem dreitürigen Shooting Brake gekonnt um. Sie begannen damit, die Länge des Fahrzeugs um 18 Zoll (45,72 cm) zu verkürzen, die Breite um vier Zoll (10,16 cm) schmaler zu machen und zudem aus dem unteren Bereich auf Höhe der Schweller zwei Zoll (5,08 cm) herauszunehmen, um eine deutlich modernere Optik zu erzeugen. Alle Metallteile wurden entlackt und anschließend im Säurebad vorsichtig vom Blei befreit, das Pininfarina bei der Produktion zur Glättung von Schweißnähten verwendet hatte. Anschließend verschweißte man die veränderten Karosseriebereiche mit einzelnen Punkten, um die Grundform zu erzeugen. Über den Köpfen der Passagiere integrierte man die Dachpartie eines Chevrolet Nomad in die von Hand gestaltete neue Karosserie. Derweil übernahm man die typischen Chromelemente wie den Kühlergrill, die Scheinwerfer, die Rückleuchten in den typischen Heckflossen sowie die riesigen Stoßstangen mit nur geringen Veränderungen vom Spenderfahrzeug.
Vom originalen Fahrgestell blieb indes nichts übrig. Stattdessen erschuf das Team ein Rohrrahmenchassis, in das Motor, Getriebe und Fahrwerk integriert wurden. Bei Nelson Racing Engines entstand ein gewaltiger 632ci (10,3 Liter) Chevrolet-V8-Motor mit doppelter Turboaufladung, der seine Kraft über ein Automatikgetriebe an eine von der Corvette C5 entliehene Hinterachse abgibt. Wenn Rennbenzin eingefüllt wird, stehen 1.025 PS und 1.288 Newtonmeter Drehmoment bereit. Nebenaggregate wie der Starter, die Lichtmaschine oder der Kompressor der Klimaanlage verlagerte man unter die hintere Ladefläche. Um die massiven Kräfte im Zaum zu halten kommt eine groß dimensionierte Bremsanlage zum Einsatz.
Die Karosserie erhielt eine Lackierung in ‚Fawntana Rose‘, die sich mit einem Streifen auch auf den extra angefertigten 18-Zoll-Rädern wiederfindet. Dach und Säulen setzen sich durch dunkelgrauen Lack in ‚Titanium Silver‘ ab. Innen finden sich drei große analoge Rundinstrumente hinter einem EVOD-Lenkrad. Fahrer und Beifahrer nehmen auf modernen Recaro-Sportsitzen Platz, die aus einem Cadillac CTS-V stammen, aber gemeinsam mit dem restlichen Innenraum eine farblich abgestimmte Lederpolsterung in Kombination mit diversen in Wagenfarbe lackierten Bereichen erhielt. Dahinter schließt sich der neue Laderaum an, der von Heiden’s Woodworking einen gestreiften Boden aus Tigerholz, Ahorn und Wenge bekam. Um das Holz beim Be- und Entladen nicht zu beschädigen, erfolgte nach dem Zusammenbau eine Beschichtung mit Urethan. Am Armaturenbrett und den Türverkleidungen befinden sich Zierelemente, die von einem Meister seines Faches von Hand im gleichen Holzlook bemalt wurden. Insgesamt stecken rund 4.000 Arbeitsstunden allein in der Karosserie dieses Einzelstücks. Stephen Barton erlebte die Präsentation seiner Kreation ‚Cadmad‘ nicht mehr. Er verstarb im Januar 2018. Sein Bruder Craig brachte den Wagen 2019 zur Verleihung des Don Ridler Awards im Cobo Center in Detroit, nachdem Cadmad tatsächlich im Rahmen der Autorama 2019 unter 800 ausgestellten Autos den ersten Platz gemacht hatte. Nun könnte das Unikat im Rahmen der Barrett-Jackson Auktion einen neuen Besitzer finden.
Bilder: Barrett-Jackson Auctions