Bugatti Sieg in Frankreich 1929

Am 30. Juni 1929 fand die fünfzehnte Ausgabe des französischen Grand Prix auf der berühmten Rennstrecke von Le Mans statt. Während heute strenge Regeln für die Form der Autos, die Größe der angeschraubten Flügel oder das Gesamtgewicht der Autos existieren, regulierte der französische Automobilclub damals vor allem eines. Pro 100 gefahrenen Kilometern durften die teilnehmenden Fahrzeuge maximal 14 Kilogramm Öl und Kraftstoff verbrauchen. Hierzu musste der Kraftstofftank sichtbar hinter den Sitzen montiert werden. Auf diesem Behälter gab eine große Tankanzeige für alle sichtbar Auskunft über das eingefüllte Volumen. Bereits am Tag vor dem Rennen erhielten alle Teilnehmer eine Betankung mit 85 Litern. Anschließend verplombte man die Verschlüsse, um ein Nachtanken auszuschließen. Zum Rennstart zogen Abschleppwagen die elf gemeldeten Rennfahrzeuge in die Startpositionen. Erst fünf Minuten vor dem Rennen durften die Triebwerke angelassen und kontrolliert werden.

Sieben der elf Fahrer saßen hinter dem Steuer eines Bugatti. Dabei freute sich das Publikum vor allem auf den Zweikampf zwischen André Boillot im Peugeot und William ‚Williams‘ Charles Frederick Grover im Bugatti Typ 35 B. Diesen erwarteten Zweikampf gab es direkt ab dem Beginn des Rennens. Insgesamt ging der Große Preis damals über 37 Runden auf der 16,36 Kilometer langen Strecke, also eine Gesamtdistanz von 605 Kilometern. In den ersten paar Runden führte Boillot und fuhr pro Runde mit Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 132 und 137 km/h. Dann setzte stärer werdender Regen ein und zwang alle Fahrer zu langsameren Runden – alle außer Williams. Er fuhr trotz nasser Fahrbahn immer schneller, erreichte in Runde sechs eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 140 km/h. Ab Runde 12 lag er dauerhaft in Führung und trieb seinen Typ 35 B immer weiter voran. Der 2,3 Liter große Reihenachtzylindermotor kam dank Roots-Kompressor auf 140 PS bei 5.000 U/min. Das fahrfertige Gewicht zum Rennstart lag bei 919 Kilogramm inklusive Sprit und Fahrer.

Während andere Fahrer immer wieder die Tankuhr begutachteten und aus Sorge um ihren Kraftstoffverbrauch verlangsamten, spulte Williams Runde um Runde im schnellen Tempo ab. Boillot steuerte derweil mit einem technischen Defekt die Boxen an und verlor beim Reparaturversuch einige Minuten. Nach 22 Runden hatte sich der Vorsprung von Williams auf den Zweitplatzierten bereits auf zweieinhalb Minuten addiert, vergrößerte sich in den folgenden fünf Runden jedoch nochmals um eine weitere halbe Minute. Da es im letzten Drittel des Rennens erneut stark zu regnen begann, drosselte Williams seine Fahrt ein wenig, um den Sieg nicht zu gefährden. Dies bekam man auch an der Peugeot-Box mit und bedeutete Boillot, das Tempo zu verschärfen. Letztlich konnte er den Abstand jedoch nur verringern, den Erstplatzierten jedoch nicht mehr einholen.

Williams legte die 37 Runden oder 605 Kilometer Distanz in 4 Stunden und 33 Minuten zurück. Wichtiger jedoch: In seinem Tank finden sich anschließend noch acht Liter Treibstoff, womit er die Regularien einwandfrei erfüllt hatte. Boillot in seinem Peugeot kam eine Minute und 18 Sekunden nach ihm ins Ziel, gefolgt von den Bugatti-Werksfahrern Caberto Conelli und Albert Divo sowie den Privatfahrern Robert Sénéchal und Robert Gauthier, jeweils auch am Steuer eines Bugatti Typ 35 B. Firmengründer und -chef Ettore Bugatti lud die ersten drei Platzierten sowie Jean-Pierre Peugeot als Firmenchef des zweitplatzierten Konstrukteurs nach dem Rennen zu einer Ehrenrunde in seinem privaten Bugatti Typ 41 Royale ein. Der Sieg beim Großen Preis von Frankreich 1929 reihte sich in eine ganze Siegesserie im gleichen Jahr ein, die auch Erfolge in Australien, Antibes, Algerien, Monaco und bei der Targa Florio umfasste.

Bilder: Bugatti