Bristol 406 Zagato

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden bei Bristol in Großbritannien Fahrzeuge mit den technischen Grundzügen des BMW 326, 327 und 328. Speziell den Reihensechszylinder-Motor behielt der Hersteller bis 1961 bei. Auch das Kastenrahmenchassis konnte in den grundlegenden Konstruktionsdetails auf die BMW-Vorkriegsmodelle zurückgeführt werden. Somit blieb es auch bei der hinteren Starrachse mit Drehstabfederung. 1956 begannen die Arbeiten am 406, der den zweitürigen 404 und die Limousine 405 gleichzeitig ersetzen sollte. Um den Kunden mehr Leistung zu bieten, erhöhten die Ingenieure den Hubraum des Triebwerks von zwei auf 2,2 Liter. Anfang 1958 war diese Motorausführung serienreif, fand jedoch keinen Einzug mehr in den 405. Stattdessen debütierte er im 406, wurde jedoch auf besonderen Kundenwunsch vom Werk nachträglich in einige 405 eingebaut. In den Datenblättern standen nun 78 kW/106 PS und 175 Nm. Erstmals nutzte Bristol Scheibenbremsen von Dunlop rundum.

Entwurf von Beutler gefiel Bristol nicht

Die vorherigen Bristol-Modelle vom 400 bis zum 405 hatten Karosserieformen mit starkem Bezug zur Vorkriegszeit. Vorn standen die Kotflügel deutlich heraus. Insgesamt rundete der Hersteller aus Gloucestershire die Formen lediglich immer weiter ab. Mit dem 406 wollte man optisch einen deutlichen Schritt in Richtung Moderne machen. Hierfür arbeiteten unabhängig voneinander zwei Designteams an Vorschlägen. Der Schweizer Bristol-Importeur Hubert Pattey hatte beim Karosseriebauer Beutler eine neue Coupé-Karosserie in Auftrag gegeben, die auf dem Pariser Autosalon 1957 debütierte und anschließend auch auf der Earls Court Motor Show in London zu sehen war. Dieser Entwurf gefiel der Firmenleitung von Bristol jedoch nicht. Sie entschied sich für ein Design von den hauseigenen Mitarbeitern Dennis Sevier und Dudley Hobbs. Nachdem ein erster Prototyp ab 1958 im Fahrversuch gelaufen war, fanden zum Serienanlauf kleinere Modifikationen wie eine Verkleinerung der Heckflossen statt.

Diverse Veränderungen der Firmenstruktur

Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen nutzte man für die Aluminiumkarosserie kein Eschenholzgerüst mehr. Stattdessen befestigte man die einzelnen Teile auf einem Stahlskelett. Für die Herstellung der Rohkarosserien schloss man einen Vertrag mit der Firma Jones Brothers aus London. Ein besonderes Detail behielt man indes bei: Hinter den Vorderrädern befinden sich Klappen, die das Reserverad, die Servopumpe und die Batterie beherbergen. Nur wenige Monate lang gab es zudem den vom 404 und 405 bekannten zentralen Zusatzscheinwerfer im Kühlergrill. Später wechselte man hier zu zwei Zusatzleuchten an den Seiten des Grills. In die Produktionszeit des 406 fallen diverse Veränderungen der Marke Bristol. So verknüpfte der Mutterkonzern Bristol Aircraft Company 1959 die Bristol Aero Engines, zu der auch Bristol Cars gehörte, mit Armstrong Siddeley. Daraus entstand die neue Firma Bristol Siddeley Engines (BSE), die zum Jahreswechsel 1959 auf 1960 über die Einstellung der Autofertigung bei Bristol nachdachte.

406 war letztes, einziges und erstes Modell in einem

Dies konnten George White, ein führender Manager von Bristol Cars, und Anthony „Tony“ Crook, der Londoner Bristol-Händler, in letzter Minute verhindern. Sie übernahmen alle Anteile der Firma als Bristol Cars Ltd. Damit ist der 406 das letzte Modell unter Bristol Aircraft, das einzige unter BSE und das erste der Ära Tony Crook in Personalunion. Bereits vor der Firmenübernahme gab Crook bei Zagato in Italien eine leichtere Coupé-Karosserie in Auftrag. Dabei ging es ihm vor allem um bessere Fahrleistungen im Vergleich zum relativ schweren Serienmodell. Zagato zeichnete nicht nur ein neues, 250 Kilogramm leichteres Kleid, sondern kürzte zudem auch den Radstand um 28 Zentimeter. Damit nahmen Crook und Zagato einen Gedankengang von Bristol auf, der durch die unklaren Zukunftsaussichten der Firma nicht verwirklicht worden war. Eigentlich sollte es ab Werk einen kompakteren, sportlicheren Ableger des 406 parallel zum viersitzigen GT geben.

Nur sechs 406 Zagato wurden gebaut

Der resultierende 406 Zagato tauchte nie offiziell in den Preislisten von Bristol auf. Stattdessen handelte es sich um ein eigenständiges Produkt von Anthony Crook Motors Ltd. Dieser Londoner Händler bot damals nicht nur Bristol, sondern auch alle Modelle von Zagato an. Nach dem Debüt auf der Earls Court Motor Show 1959 begann die Kleinserienfertigung. Unter die Motorhaube wanderte eine leistungsstärkere Variante des Reihensechszylinders mit rund 130 PS. Da der 406 Zagato ausschließlich über Tony Crook erhältlich war und andere Bristol-Händler keinen Zugriff hatten, entstanden bis Ende 1960 nur sechs Exemplare. Ein weiteres kurzes Chassis erhielt bei Zagato eine rundlichere Fließheck-Karosserie und den Namen 406S Zagato. Bonhams versteigert am 18. September in Goodwood das Exemplar mit Fahrgestellnummer 5299. Aufgrund der Seltenheit erwartet das Auktionshaus einen Zuschlagspreis zwischen £ 140.000 und £ 180.000.

Bilder: Bonhams