Alte Freunde, neue Wege – Officine Fioravanti trifft auf Alfa Romeo 8C 35
Es gehört zu den tiefsten menschlichen Empfindungen, einen alten Freund wiederzutreffen. Nicht nur, weil Erinnerungen zurückkehren, sondern weil in der Begegnung mit der Vergangenheit oft auch eine stille Orientierung für die Zukunft liegt. In einer Welt, die sich ständig verändert, geben solche Momente Halt – sie erinnern an Werte, die über Zeit und Wandel hinaus Bestand haben.
Ein ähnlicher Moment der Wiederbegegnung ereignet sich derzeit in der Welt des klassischen Automobils: Der neu interpretierte 8C M von Officine Fioravanti trifft auf den historischen Alfa Romeo 8C 35 aus dem Jahr 1935. Zwei Fahrzeuge, die aus unterschiedlichen Zeiten stammen, aber denselben Ursprung und Geist in sich tragen.
Der originale 8C 35 ist ein Meilenstein der Vorkriegs-Motorsportgeschichte. Entwickelt von Alfa Romeo unter der technischen Leitung von Vittorio Jano, war das Fahrzeug ein Symbol für Ingenieurskunst und Rennsportambition in den 1930er Jahren. Das hier gezeigte Exemplar wurde vom renommierten Atelier Toppino mit höchster Sorgfalt restauriert. Die Werkstatt steht für authentische Wiederherstellung klassischer Fahrzeuge – mit einem Anspruch an Genauigkeit, der selbst kleinste Details ernst nimmt. Lackierung, Materialien und technische Komponenten wurden originalgetreu zurückgeführt.
… ein Symbol für Ingenieurskunst und Rennsportambition in den 1930er Jahren.
Einen bewussten Kontrast dazu setzt Officine Fioravanti mit dem 8C M. Das junge Unternehmen hat sich auf die moderne Interpretation klassischer Sportwagen spezialisiert. Beim 8C M dient der historische 8C 35 – insbesondere das Fahrzeug des argentinischen Rennfahrers Carlos Arzani – als stilistische Inspirationsquelle. Die neue Lackierung des 8C M zitiert Arzanis einstige Rennwagen-Optik, ohne die Technik des Originals zu kopieren. Stattdessen basiert der 8C M auf zeitgemäßen Materialien, einer überarbeiteten Fahrzeugarchitektur und angepassten Proportionen.



Die Herangehensweisen der beiden Akteure unterscheiden sich grundlegend: Während das Toppino Atelier den ursprünglichen Zustand des historischen Fahrzeugs konserviert, versteht Officine Fioravanti seine Arbeit als gestalterischen Dialog mit der Vergangenheit. Die technischen Lösungen des 8C M sind modern, die Designsprache ist bewusst weiterentwickelt – doch der historische Bezug bleibt sichtbar.
Trotz der Unterschiede in Philosophie und Umsetzung teilen beide Fahrzeuge eine gemeinsame Grundlage: die Idee des 8C als Ausdruck automobiler Leidenschaft, fahrerischer Ambition und gestalterischer Klarheit. Der 8C war nie nur ein Auto – er war immer auch eine Haltung. Und genau diese Haltung wird heute auf zwei verschiedene Weisen weitergetragen.
Dieses Aufeinandertreffen zeigt, dass ein Automobil mehr sein kann als ein Gebrauchsgegenstand. Es kann Erinnerungsträger sein, Projektionsfläche, Impulsgeber für neue Ideen. Der restaurierte 8C 35 bewahrt Geschichte. Der 8C M setzt sie fort. Für Kenner klassischer Fahrzeuge ist dieses Zusammentreffen nicht nur ein visuelles Erlebnis, sondern ein Ausdruck von Kontinuität. Es macht sichtbar, wie sich Werte wie Präzision, Leidenschaft und Designqualität über Generationen hinweg behaupten – und dabei immer wieder neue Formen annehmen.
Photos: Officine Fioravanti