Was heute noch im Straßenbild auffällt? Der Porsche 963 RSP zum Beispiel!
Früher reichte ein BMW M3 oder ein 911 Turbo, um im Rückspiegel für Respekt zu sorgen. Die Silhouetten dieser Ikonen standen für Sportlichkeit, Performance, Charakter. Doch heute? Zwischen überstilisierten SUVs und weitgehend gleichförmigen E-Autos fällt selbst ein Supersportwagen im Alltagsverkehr kaum mehr auf – zumindest solange er sich nicht durch brachiale Lautstärke oder grelle Lackierungen in Szene setzt. Doch manchmal taucht ein Auto auf, das die Regeln neu schreibt. Kein Showcar, kein Blender – sondern ein echtes Statement: Der Porsche 963 RSP ist so ein Auto.
Von Le Mans auf die Landstraße
Der Porsche 963 RSP ist eine Sensation. Nicht, weil er der stärkste oder schnellste Porsche ist – das wäre zu einfach. Sondern weil er als Einzelstück den Spagat zwischen Rennstrecke und öffentlichem Straßenverkehr wagt, ohne seine Identität zu verwässern. Er ist kein Derivat, kein abgespeckter Abklatsch eines Rennwagens. Er ist ein Rennwagen – mit Straßenzulassung. Fast.
Denn der 963 RSP ist ein Tribut. Eine Hommage an eine Zeit, in der Porsche mit dem 917 den Mythos Le Mans prägte – und an einen Mann, der das Undenkbare wagte: Count Rossi, der 1975 mit einem straßenzugelassenen 917 von Zuffenhausen nach Paris fuhr. Dieses ikonische Vorbild diente als Blaupause für den 963 RSP, den Porsche nun mit Hilfe von Penske Motorsport, Design-Legenden wie Grant Larson und dem Sonderwunsch-Team in Atlanta Wirklichkeit werden ließ.

Was sofort auffällt: Der 963 RSP ist lackiert in Martini-Silber, mit schwarzen Akzenten – eine bewusste Reminiszenz an den Count Rossi 917. Das klingt einfach, ist es aber keineswegs. Die ultradünne Carbon-Kevlar-Karosserie des Rennwagens stellt höchste Anforderungen an die Lackierer. Jeder Pinselstrich, jede Schicht muss sitzen. Dazu kommen maßgefertigte Details: geschlossene Radkästen mit eigens entwickelten Lüftungsgittern, ein emailliertes Porsche-Wappen statt Rennaufkleber, ein 3D-gedruckter „963 RSP“-Schriftzug am Heck.
Auch der Innenraum ist eine Liebeserklärung an Count Rossis 917: hellbraunes Leder, Alcantara, präzise gearbeitete Aluminiumdetails. Alles wirkt edel, aber niemals überzogen. Sogar ein Thermobecher-Halter und ein maßgefertigter Werkzeugkasten gehören zur Ausstattung. Der 963 RSP bleibt seinem Ursprung treu, ohne sich dem Alltag unterzuordnen.
Martini-Silber, Carbon und echtes Herzblut

Angetrieben wird der 963 RSP vom bekannten V8-Biturbo-Hybrid aus dem Rennwagen – ein Aggregat mit Wurzeln im 918 Spyder und im RS Spyder-Programm von Penske. Rund 680 PS kombiniert mit einer 800-Volt-Elektrik und einem MGU, der beim Bremsen Energie rekuperiert und für zusätzlichen Vortrieb sorgt. Für den Straßeneinsatz wurde die Leistungsentfaltung sanft angepasst, die Dämpfer komfortabler abgestimmt und die Bodenfreiheit maximiert.
Scheinwerfer, Rückleuchten, Blinker – alles wurde angepasst, um in Frankreich eine Sonderzulassung für öffentliche Straßen zu erhalten. Der 963 RSP erfüllt also nicht nur die Träume seiner Schöpfer, sondern auch die Anforderungen der Behörden – zumindest symbolisch. Eine vollständige Straßenzulassung bleibt aus, doch das Auto kann fahren. Und es tut es auch.





Was den 963 RSP so besonders macht, ist seine Haltung. Er ist kein Versuch, den Markt zu erobern. Kein neues Modell, das sich verkaufen muss. Sondern ein Ausdruck von Leidenschaft, Geschichte und Ingenieurskunst. Roger Penske selbst wird das Fahrzeug künftig besitzen – ein angemessenes Zuhause für ein Auto, das wohl nie wieder gebaut werden wird.
Und so steht er da, dieser 963 RSP. Kein Massenphänomen, kein Influencer-Traum, sondern eine fahrbare Zeitmaschine. Er bringt uns zurück in eine Ära, in der Autoträume noch nach Benzin rochen und mutige Ideen nicht auf dem CAD-Tool endeten.
Was heute also noch im Straßenbild auffällt?
Ein Porsche 963 RSP. Selbst wenn er nur ein einziges Mal auftaucht.
Fotos: Porsche