Autech Zagato Stelvio AZ1

Durch den Boom der 1980er Jahre hatten speziell die japanischen Autohersteller weltweit Oberwasser bekommen. Zuvor noch belächelt oder sogar grundweg ausgelacht, mussten immer mehr Menschen zur Kenntnis nehmen, dass die Fernostware qualitativ auf einem gleichen wenn nicht sogar höheren Level als einheimische Autos spielte und zudem im Design zunehmend eigene Wege ging. Vorbei waren die Zeiten der schnöden Kopien europäischer und amerikanischer Fahrzeuge. Durch die zunehmend ansteigenden Verkaufszahlen füllten sich natürlich auch die Kassen der verschiedenen Hersteller, die nun für die 1990er Jahre neben den typischen Brot-und-Butter-Autos auch an Nieschenmodelle dachten. So entwickelte Toyota die Supra immer weiter in Richtung eines ernstzunehmenden Sport-GT, Mazda sattelte bereits seit den späten 60ern auf den Wankelzug auf, Mitsubishi und Subaru verschrieben sich dem Rallyesport und bei Nissan gab es ebenfalls diverse sportliche Modelle bis hin zum Skyline GT-R.

Über den japanischen Werkstuner Autech knüpfte Nissan zudem Kontakte nach Italien und dort speziell zum Karosseriebauer Zagato. Gemeinsam entschied man sich zur Auflage eines limitierten Sondermodells für den japanischen Markt, das auf der Basis des Nissan Leopard, ein nur in Japan angebotenes Modell der Oberen Mittelklasse, mit einer eigenständigen Coupé-Karosserie von Zagato versehen sein sollte. Der entsprechende Vertrag wurde am 27. Mai 1987 geschlossen. Damit standen die technischen Daten von Anfang an fest. Unter der Motorhaube werkelte ein 2,9 Liter großer V6-Biturbomotor mit der damals in Japan als freiwillige Obergrenze von allen Herstellern akzeptierten Leistung in Höhe von ‚280 BHP‘ (286 PS). Spätestens heute weiß jedoch jeder, dass in den allermeisten Japanern mit dieser Leistungsangabe einige zusätzliche Pferdchen steckten. Diese gelangen über eine Vierstufen-Automatik auf die Hinterräder. Nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit debütierte das fertige Auto als Autech Zagato Stelvio AZ1.

Während auf der technischen Seite alles klar war und auch die Gestaltung des Interieurs wenig Fragen aufwirft, ist die Karosseriegestaltung von Zagato vor allem eines: gewöhnungsbedürftig. Wirklich schön findet den Stelvio wohl niemand. Die Italiener integrierten die damals in Japan noch auf Höhe der Vorderräder vorgeschriebenen Außenspiegel in die Motorhaube und ließen dieser dafür zwei Ohren wachsen. In der Silhouette findet man diverse Zagato-Entwürfe der 80er wieder, beispielsweise den Aston Martin V8 Zagato oder den Alfa Romeo SZ. Allerdings erhielt der Autech deutlich schmalere hintere Dachsäulen, die der Rundumsicht zugute kommen. Ein weiteres ungewöhnliches Detail sind die Räder, die fast vollständig geschlossen sind und pro Felge nur einen NACA-Lufteinlass aufweisen. Das Dach zeigt die typische Double-Bubble-Form von Zagato zaghaft angedeutet. Am Heck fallen seitlich angedeutete Entlüftungsöffnungen oberhalb der Rückleuchten auf.

Mit einem Verkaufspreis von 18 Millionen Yen geriet der außergewöhnliche Autech Zagato Stelvio AZ1 so teuer, dass er sogar den Mittelmotorsportwagen Honda NSX überbot. Ursprünglich hatten Nissan und Zagato die Produktion von 203 Exemplaren vereinbart, drei davon Prototypen. Allerdings stiegen die Kosten im Laufe der Entwicklung deutlich über den veranschlagten Bereich, während zeitgleich die Nachfrage eher zurückhaltend blieb. So beendete man die Fertigung bereits nach 104 Fahrzeugen. Auch das Anschlussprojekt names Autech Zagato Gavia auf der gleichen Grundbasis blieb im Prototypenstatus hängen, obwohl das gefälligere Design vermutlich mehr Kunden angesprochen hätte. Bonhams versteigert nun im Rahmen der Monterey Car Week den von uns gezeigten dunkelblauen Stelvio mit der Seriennummer 081. Erwartet wird ein Zuschlagspreis im Bereich von 40.000 bis 45.000 Euro, womit er zu den günstigsten Zagato-Kreationen zählt.

Bilder: Bonhams