Aero 50 Dynamik

Welche Automobilhersteller aus Tschechien fallen Ihnen auf Anhieb ein? Neben Laurin & Klement und der daraus hervorgegangenen Marke Škoda ist es vermutlich einzig die Firma Tatra, die noch ins Gedächtnis rückt. Zwischen 1919 und 1951 existierte daneben auch die in Prag ansässige Marke Aero. Der Firmenname stammte vom ursprünglichen Hauptgeschäft, dem Bau von Flugzeugen. Erst ab 1929 entstanden auch Automobile. Basierend auf dem zwischen 1926 und 1929 lediglich rund 65-mal produzierten Enka bot Aero das eigene Modell 10 an. Dieser Kleinwagen hatte einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 550 Kubikzentimetern Hubraum. Spätere Enka-Fahrzeuge bekamen einen wassergekühlten Einzylindermotor mit 10 PS aus 499 ccm. Dieses Triebwerk übernahm Aero unverändert und baute bis 1932 insgesamt 1.360 Exemplare. Einige davon nutzte man im Rennsport.

Verschiedene Modellreihen

Ab 1931 kam parallel der Aero 18 mit einem 662-ccm-Zweizylinder-Zweitaktmotor und 18 PS hinzu. Dieser entstand 2.692-mal bis 1934. Als dritte Modellreihe erschien 1933 der 24 PS starke Aero 20, der auf einigen Märkten auch als Aero 1000 angeboten wurde. Alle drei Modelle verfügten über Hinterradantrieb und erhielten im Volksmund den Spitznamen „Klingeling“. Dieses Geräusch entstand, wenn der Fahrer über eine Hebelübersetzung den Anlasser betätigte im Getriebe. 1934 erschien mit dem Aero 30 erstmals ein Modell mit Vorderradantrieb. Unter der Haube werkelte der weiterentwickelte 1.000-ccm-Motor aus dem 20, nun mit 30 PS. Es wurde mit 7.964 Stück zum bestverkauften Vorkriegsfahrzeug der Markengeschichte. Als finale Modellreihe vor dem Zweiten Weltkrieg debütierte 1936 der Aero 50 mit einem zwei Liter großen Vierzylinder-Viertaktmotor und 50 PS. Bis Kriegsbeginn 1941 entstanden 1.205 Exemplare. Nach dem Krieg folgte bis 1951 der gemeinsam mit Jawa entwickelte Minor II.

Ende der Autoproduktion im Jahr 1951

Da die Regierung der Tschechoslowakei die Automobilproduktion ab 1945 verstaatlichte, gelangten zwei während des Krieges entwickelte Prototypen nicht mehr zur Serienreife. Aero wurde von politischer Seite aus klar zu verstehen gegeben, zukünftig zur Entwicklung von Flugzeugen zurückzukehren. Entsprechend endete das Kapitel Automobilbau 1951, als die Produktionsanlagen des Minor II für militärische Zwecke benötigt wurden. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bewiesen diverse Aero-Fahrzeuge ihre Qualitäten bei Sternfahrten, Langstreckenrennen und Rallyes. Dabei errang Aero Klassensiege, Goldmedaillen und Schlagzeilen durch Zuverlässigkeit. Zuletzt machte ein Minor II 1947 durch eine Sahara-Durchquerung auf die Marke aufmerksam. Für den Aero 50 entstanden hingegen diverse Sonderkarosserien beim tschechischen Karosseriebauer Josef Sodomka. Insgesamt rollten 1.205 Exemplare vom Band, 751 davon als Limousine.

Nur noch zwei Exemplare weltweit bekannt

Besonders aufwändig gestaltet wurden 1939 die fünf Aero 50 Dynamik mit tropfenförmiger Karosserie. Über das Fahrgestell mit Einzelradaufhängung rundum und Frontantrieb zieht sich dabei eine schön gerundete Form. Optisch glichen sie einigen Entwürfen von Saoutchik oder Figoni & Falaschi. Auf Wunsch gab es diese zweisitzigen Roadster in Zweifarblackierung. Auf den Abdeckungen der Räder zeigt sich das charakteristische „S“ für Sodomka. Bei der amerikanischen Blackhawk Collection steht aktuell eines von nur noch zwei bekannten Exemplaren zum Verkauf. Dieser Wagen gelangte in den 1950er Jahren in die USA und wurde 1988 umfangreich restauriert. Auf dem Pebble Beach Concours d’Elegance 1990 konnte der zweifarbige Aero 50 Dynamik erstmalig wieder überzeugen. Nun steht er für einen nicht näher bezifferten Preis zum Verkauf.

Bilder: Blackhawk Collection