Smart Roadster Brabus V6 Biturbo

Erinnern Sie sich noch an den Smart Roadster? Erstmalig zeigte der Kleinstwagenhersteller ein entsprechendes Konzeptfahrzeug auf der IAA 1999. Man wollte bei kompakten Abmessungen größtmöglichen Fahrspaß anbieten und damit das Modellprogramm geschickt ausbauen. Zudem entwickelte man schnell die Idee insofern weiter, dass man zwei verschiedene Karosserievarianten anbieten wollte. Hierzu zeigte man auf dem Pariser Autosalon 2000 das Roadster Coupé mit verglaster Heckpartie als zweite Konzeptstudie. Dieser Bereich vergrößerte den Kofferraum um 103 auf 189 Liter und machte den Wagen damit ein wenig alltagstauglicher. Beide Versionen gingen ab April 2003 in Serie. Allerdings blieben die Verkaufszahlen deutlich hinter den hohen Erwartungen zurück. Dies lag am hohen Preis, der relativ geringen Motorleistung (45 kW/61 PS oder 60 kW/82 PS, später von Brabus auch 74 kW/101 PS) sowie am automatisierten, sequenziellen Sechsgang-Getriebe. Dieses hatte die heute fast legendäre ‚Smart-Gedenksekunde‘ bei jedem Schaltvorgang und widersprach damit allen Vorstellungen sportlicher Fahrer.

Ladenhüter

Vielen Roadsterliebhabern fehlte zudem das richtige Open-Air-Gefühl, da sich nur das kleine Dachteil oberhalb der beiden Passagiere öffnen ließ. Dadurch handelte es sich streng genommen eher um einen Targa als um einen Roadster. Auch die leistungsgesteigerten Brabus-Varianten mit größeren Rädern und zwei zentralen Auspuffendrohren konnten am geringen Interesse wenig ändern. Dies lag vor allem an den Grundpreisen von 24.950 € (Smart Brabus Roadster) beziehungsweise 26.570 € (Smart Brabus Roadster-Coupé). In der Grundversion mit 61 PS begann die Preisliste bei 14.990 €. Es kam wie es kommen musste: Der Vorstand des damaligen DaimlerChrysler-Konzerns beschloss die Produktionseinstellung zum Ende 2005. Bis dahin waren 43.091 Exemplare entstanden, von denen jedoch rund 11.000 Stück unverkauft auf Halde standen. Durch verschiedene Sondermodelle, die teils gemeinsam mit Brabus entstanden, verkaufte Smart die Autos nach und nach bis Anfang 2008 als Neuwagen.

Zehn wahre ‚Secret Classics‘

Allerdings gab es zehn Fahrzeuge, die außerhalb der Smart-Szene kaum große Bekanntheit errangen. Sie dürfen als wahre ‚Secret Classics‘ angesehen werden. Direkt zur Markteinführung des Wagens arbeitete Smart mit der Motorenentwicklung von Mercedes-Benz und dem Tuningbetrieb Brabus eng zusammen, um aufzuzeigen, was technisch möglich sein könnte. Aus zwei zusammengesetzten Smart-Dreizylindermotoren entstand ein V6-Triebwerk mit gemeinsamen Kurbelgehäuse. Dieser hatte 1.396 Kubikzentimeter Hubraum. Beide Zylinderbänke wurden von je einem Turbolader unter Druck gesetzt. Damit stieg die Leistung auf 125 kW/170 PS und 220 Newtonmeter Drehmoment. Im Gegensatz zu allen anderen Smart Roadstern und Roadster-Coupés erfolgte die Kraftübertragung hier über ein nachträglich automatisiertes und auf fünf Gänge limitiertes Sechsgang-Schaltgetriebe aus dem ForFour CDI. In 5,8 Sekunden erreichten die Autos Tempo 100, maximal 225 km/h.

Komplettumbau der Heckpartie

Für das deutlich größere Triebwerk musste das komplette Heck unterhalb der Karosserie inklusive Radaufhängung komplett umgebaut werden. Den 50 Liter großen Kunststoff-Benzintank besorgte man aus dem Motorsportzubehör und verlagerte ihn unter die vorder Haube. Um der Mehrleistung gerecht zu werden, kamen auch an der Hinterachse Scheibenbremsen zum Einsatz. Während Servolenkung, Klimaanlage, ESP und Traktionskontrolle aus Platz- und Gewichtsgründen eingespart wurden, blieb das ABS an Bord. Von außen erhielten alle zehn Prototypen des Smart Roadster Brabus V6 Biturbo eine Lackierung im Ferrari-Farbton ‚Rosso Corsa‘ mit einem silbernen Tridion-Rahmen rund um die Fahrgastzelle. In die hinteren Seitenscheiben des Roadster-Coupés integrierte man Luftauslässe. Zusätzliche Aeroflics vorn und ein veränderter Heckspoiler sorgten für Abtrieb.

Nur drei von zehn Autos noch übrig

Innen fanden sich Sportsitze mit schwarzem Rautenlederbezug und roten Nähten, Sechspunktgurten sowie in Wagenfarbe lackierte Elemente für Akzente. Zwischen Cockpit und Motorraum zog Brabus eine Carbon-Schottwand mit Scheibe ein. Nach der Weltpremiere im Rahmen des ‚100 Jahre Solitude-Rennens‘ nutzten einige Autozeitschriften und TV-Magazine die Prototypen für Fahrberichte. Anschließend verschwanden sie in der Versenkung. Aufgrund des hohen Wartungsaufwandes – das Triebwerk musste für Ölwechsel komplett ausgebaut werden – verringerte man den Bestand von zehn auf drei Autos. Ein übergebliebenes Fahrzeug steht bei Brabus, zwei in der Werkssammlung von Mercedes-Benz. In private Kundenhand ging keiner der Prototypen, was bei einem geschätzten Preis von mindestens 330.000 € pro Stück kaum verwundert.

Bilder: Smart, Daimler AG, Brabus