Citroën 2CV – 30 Jahre Produktionsende

Im vorigen Jahr haben wir an dieser Stelle den Citroën 2CV vorgestellt. Anlass dafür war das 110-jährige Jubiläum der Marke, durch das die Franzosen jeden Monat auf ein wichtiges Modell ihrer Historie zurückgeblickt haben. Fleißige Leser wissen daher, dass auch die 2CV selbst 2019 einen runden Geburtstag feierte, sie wurde nämlich 80 Jahre alt. Sie? Ja, denn mindestens die deutschen Fans kennen das knuffige Auto viel besser unter ihrem Kosenamen, als unter dem offiziellen Modellkürzel. Hierzulande heißt der kleine Citroën schlicht ‚Ente‘. Und 80, beziehungsweise inzwischen 81 Jahre alt soll der Kleinwagen sein? Ja, denn die ersten 250 Prototypen entstanden unter dem internen Kürzel TPV (Toute Petite Voiture, ganz kleines Auto) bereits 1939. Als die deutsche Wehrmacht in Frankreich einmarschierte ließ man einige Exemplare auf abgelegenen Bauernhöfen einmauern oder anderweitig verstecken, während der überwiegende Teil der Prototypenflotte zerstört wurde, um die Grundidee nicht in fremde Hände abzugeben. Nach dem Krieg startete man mit den vorhandenen Plänen neu durch und präsentierte die 2CV als weltweit ersten Kleinwagen mit Frontantrieb auf dem Pariser Autosalon am 7. Oktober 1948.

Die relativ pragmatische Ausrichtung, ein Auto für Bauern zu produzieren, mit denen diese sonntags zur Kirche und unter der Woche zum Markt fahren konnten, wobei ein voller Korb mit Eiern auf jeder Art von Straße mitgenommen werden sollte, ohne dass eines davon zerbricht, blieb über die gesamte Bauzeit hinweg erhalten. Das daraus resultierende, sehr komfortable Fahrwerk sorgte auch für die extremen Schräglagen, in denen die Ente um Kurven jagt. Selbst Roger Moore lernte die Nehmerqualitäten des 2CV kennen, als er 1981 in seiner Rolle als James Bond im Film ‚In tödlicher Mission‘ (For Your Eyes Only) gemeinsam mit Bond-Girl Melina Havelock (gespielt von Carole Bouquet) in einem gelben Exemplar vor seinen Gegenspielern durch griechische Oliven-Haine fliehen kann. In vielen Ländern erfreuten sich Studenten und alternativ Denkende an der Ente und sorgten dafür, dass zwischen 1948 und 1990 weltweit in diversen Werken mehr als 5,1 Millionen Exemplare (inklusive Lieferwagen-Versionen) entstanden sind. In den ersten Baujahren gab es allerdings noch große Rohstoffknappheit in Frankreich, wodurch die Warteliste auf einen neuen 2CV zeitweise bei sechs Jahren lag. Zahlreiche Verbesserungen flossen beinahe unbemerkt in die Fertigung ein, während die Optik nur zweimal gravierender verändert wurde: ab 1960 erhielten nach und nach alle Varianten eine neue Motorhaube nebst neuem Kühlergrill und ab 1966 gab es ein zusätzliches Fenster in der C-Säule, das die Rundumsicht verbesserte. Zudem drehte man 1963 die Anlenkung der vorderen Türen um, die zuvor gemeinsam mit den hinteren an der B-Säule angeschlagen waren.

Trotz hervorragender Verkaufszahlen entschloss sich Citroën dazu, dieses Modell nach 41 Jahren fast unveränderter Fertigung aus dem Programm zu nehmen. Gründe dafür lagen in den strenger werdenden Abgasvorschriften sowie den aufkommenden Sicherheitsregularien für Neuwagen, die von der 2CV-Konstruktion nicht mehr erfüllt werden konnten. Somit schlug am 27. Juli 1990 die letzte Stunde der 2CV-Produktion im portugiesischen Mangualde. Mit einer kleinen Blaskapelle verabschiedeten die Mitarbeiter das finale Exemplar, das zur Sonderserie Charleston gehörte. Im Laufe der 41 Jahre hatte es einige Sondermodelle gegeben. In der heutigen Zeit gehören alle gut erhaltenen Enten zu den beliebtesten Oldtimern Deutschlands. Besonders selten ist dabei allerdings die Sahara-Ausführung mit zweitem Triebwerk an der Hinterachse und dadurch erzeugtem Allradantrieb. Bei allen 2CV, von den frühen Versionen mit 9 PS bis zur letztgebauten mit 29 PS, konnten die Motoren übrigens bei ausgefallenem Startermotor noch auf althergebrachte Weise per Kurbel von außen angeworfen werden.

Bilder: Citroën