70 Jahre Volkswagen T1 Samba
Am 19. April 1951 eröffnete in Frankfurt die erste IAA der Nachkriegszeit ihre Tore. Unter anderem präsentierte sich dort auch Volkswagen erstmals auf einer europäischen Automesse. Der Stand hatte eine Fläche von 1.350 Quadratmetern und stellte ein wenig das Produktionsband des Käfers nach. Zudem gab es eine in diesem Umfang bislang unbekannte Lichtinstallation. Insgesamt erhielt dieser Auftritt schnell den Spitznamen „Tempel des Volkswagens“. Neben dem klassischen Käfer in verschiedenen Farben stellte die Wolfsburger Marke hier auch eine achtsitzige Luxusausführung des Typ 2 T1 vor. Offiziell lautete der Name schlicht ‚Kleinbus Sonderausführung‘, während die US-Version als ‚Microbus Deluxe‘ in den Preislisten auftauchte. Auf dem deutschen Markt wechselte die Bezeichnung im Folgejahr auf ‚Sondermodell‘. Im Vergleich zum normalen Achtsitzer kostete diese Variante anfänglich 3.000 DM Aufpreis.
Woher kommt der Name Samba?
Für dieses Geld erhielt man eine edle Zweifarblackierung, Aluminiumdekorleisten, eine vordere Stoßstange und ein spezielles Dach. Vom damaligen Omnibusbau übernahm man je vier Oberlichter pro Seite. Hinzu kam ein großes Stoffschiebedach. Innen gab es zudem neue Seitenverkleidungen, eine mechanische Uhr und Chromdekor sowie gegen Aufpreis ein Röhrenradio im Armaturenbrett. Dadurch wurde der T1 zum luxuriösen Reisefahrzeug für Gruppen oder Großfamilien. In Kundenkreisen kursierte bald der Spitzname ‚Samba‘, dessen genaue Grundlage sich nicht mehr rekonstruieren lässt. Drei Möglichkeiten wollen wir aufzeigen. Zwei davon sind schlicht die Abkürzungen für ‚Sonder-Ausführung mit besonderer Ausstattung‘ oder für ‚Sonnendach-Ausführung mit besonderem Armaturenbrett‘. Zudem gab es in den 1950er Jahren bei der Bundesbahn spezielle Samba-Waggons bei Langstreckenzügen, in denen getanzt werden konnte.
Von 23 zu 21 Fenstern
Ab 1954 tauchte die Bezeichnung ‚Samba‘ offiziell in den Preislisten von Volkswagen in den Niederlanden auf. Zwischen dem 27. Juni 1951 und dem Produktionsende im Juli 1967 liefen fast 100.000 Exemplare des ‚Sondermodells‘ in Hannover vom Band. Wenige Fahrzeuge erhielten dabei einfarbige Lackierungen. Zudem konnte über den Optionscode M130 zwar die komplette Luxusausstattung, jedoch ohne Oberlichter und Stoffschiebedach bestellt werden. Ansonsten sorgten insgesamt 23 Fenster (die Scheiben in den vorderen Türen wurden je zu einem Fenster pro Tür zusammengefasst) und die Luke im Dach für reichlich Licht im Innenraum. Im August 1963 führte Volkswagen beim T1 eine breitere Heckklappe ein, die beim Samba dazu führte, das die kleinen hinteren Eckfenster entfielen. Fans sprechen daher vom 21-Fenster-Bus.
Heute ein wertvoller Oldtimer
Weitere Veränderungen der Serienausstattung erfolgten über die gesamte Produktionszeit. So gab es den Samba ab 1953 mit hinterer Stoßstange. Ab August 1955 ersetzte Sicherheitsglas das Plexiglas an den Oberlichtern und hinteren Eckfenstern. Zuvor war die Herstellung gebogener Glasteile zu aufwändig und zu teuer. Zudem wechselte VW aufgrund veränderter Zulassungsvorschriften von Winkern zu Blinkern. Diese saßen oberhalb der Scheinwerfer und wurden 1963 modifiziert. Der älteste heute noch bekannte T1 Samba (in unserer Galerie im unrestaurierten Originalzustand zu sehen) befindet sich bei einem Sammler im Rheinland. Er kostete seinen Erstbesitzer 1951 stolze 9.025 DM – in einer Zeit, als der jährliche Durchschnittslohn bei nur 3.579 DM lag. Nachweislich echte Volkswagen T1 Samba gehören heute zu den begehrtesten und wertvollsten Oldtimern der Marke. 2017 erzielte ein Fahrzeug beim amerikanischen Auktionshaus Barrett-Jackson den Rekordpreis von 302.500 US$. Allerdings sind auch diverse Nachbauten auf dem Markt, da es zum Beispiel die Dachpartie als Reproteil gibt.
Bilder: Volkswagen Nutzfahrzeuge, Claus-E. von Schmeling