70 Jahre Aston Martin DB-Modelle
Aston Martin ist heute eine durchaus bekannte Marke, doch das war nicht immer so. Als Hersteller von Rennwagen für die Straße begründeten 1913 die beiden Freunde Lionel Martin und Robert Bamford eine eigene Firma, die damals noch unter Bamford & Martin Ltd firmierte. Zwei Jahre später wechselte man auf den Namen Aston- Martin, der Bindestrich entfiel später. 1947 kaufte ein britischer Unternehmer sich für 20.500,- GBP in die finanziell kränkelnde Firma ein. Kurz darauf erwarb er auch Lagonda. Sein Name? David Brown. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits einen ordentlichen Ruf, da er eine Fabrikation für hochwerige Traktoren aufgebaut hatte und neben Massey-Ferguson bis heute zu den Pionieren des modernen Traktorenbaus zählt. Übrigens ist er weder verwandt noch verschwägert mit seinem gleichnamigen Kollegen, der vor einigen Jahren David Brown Automotive gründete und ebenfalls Sportwagen anbietet.
Der DB1 hieß nie DB1
Ein Jahr nach Browns Einstieg bei Aston Martin erschien ein neuer Sportwagen, der die Initialen zusätzlich zur Bezeichnung 2-litre Sports trug. In späteren Jahren erhob ihn der Volksmund zum DB1, was vom Werk während der Produktion nie übernommen wurde. Unter der Motorhaube dieses Fahrzeugs sitzt ein zwei Liter großer Reihenvierzylinder mit doppelter obenliegender Nockenwelle. Insgesamt entstanden bis 1950 lediglich 16 Exemplare.
DB2 mit Motor von W.O. Bentley
Bereits zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1949 stellte Aston Martin den neuen DB2 als Prototypen fertig, unter dessen Haube ein 2,6 Liter großer Reihensechszylindermotor werkelt, den Walter Owen Bentley bei Lagonda entwickelt hatte. Damit entsprach er nicht nur in Sachen Optik und Handling den Wünschen des neuen Firmengründers, sondern auch im Kapitel Leistung. In produktionsreifer Form stand der DB2 schließlich auf der New York Auto Show 1950. Durch motorsportliche Erfolge geriet auch das Straßenfahrzeug in den Fokus der damaligen Sportfahrer in aller Welt. Bis zum neunundvierzigsten Serienauto zeigte sich der Kühlergrill dreigeteilt, anschließend erfolgte die Einführung des bis heute in mehr oder weniger unverändertem Design verbauten einteiligen Grills. Parallel bot man den DB2 nun auch in der leistungsstärkeren Vantage Variante mit 92 kW/125 PS an. Insgesamt entstanden bis 1953 411 Exemplare.
DB2/4 als Mark I bis III
Nach einer Modellpflege mit größerer Heckklappe nebst Erweiterung des Innenraums zum 2+2-Sitzer ging der Wagen anschließend als DB2/4 zu den Händlern, der die Vantage-Ausführung des Motors ab Werk erhielt. Ein Jahr später vergrößerte man den Hubraum auf 2,9 Liter und erhöhte damit die Leistung auf 103 kW/140 PS. Nebenbei entwickelte man den DB3S als reinrassiges Rennfahrzeug. Nach 565 Fahrzeugen erfolgte der Wechsel zum DB2/4 Mark II, dessen neu gestaltete Rückleuchten unter kleinen Heckflossen sitzen. Neben dem 2+2-Sitzer Coupé und dem Cabrio gab es unter den 199 Mark-II-Fahrzeugen ein zweisitziges Coupé und drei Exemplare eines von Touring in Italien eingekleideten Spider. Zwischen 1957 und 1959 folgten schließlich noch einmal 551 DB2/4 Mark III mit verändertem Kühlergrill, anderem Armaturenbrett, weiterentwickeltem Motor mit 121 kW/165 PS sowie optionaler Möglichkeit Scheiben- anstelle von Trommelbremsen einzubauen. Daneben waren die drei leistungsstärkeren Motorvarianten DBA (178 PS), DBD (180 PS) und DBB (195 PS) erhältlich. Der DB2/4 Mark III ist übrigens das erste Auto von James Bond – zumindest im Roman ‚Goldfinger‘ von Ian Fleming, der fünf Jahre älter als der gleichnamige Film ist.
Rennversionen laufen unter DBR-Kürzel
Zwischen 1956 und 1962 setzte Aston Martin den Rennwagen DBR1 in Sportwagenrennen ein. Neben Siegen beim 1.000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1957, 1958 und 1959 stach besonders der Doppelsieg beim Langstreckenklassiker, den 24 Stunden von Le Mans 1959 heraus. Bis heute ist dies der einzige Gesamtsieg eines Aston Martin bei diesem Rennen geblieben. Daneben gab es den nur selten in WM-Läufen eingesetzten DBR2 von 1958 und die Formel-1-Rennwagen vom Typ DBR4, die jedoch keine großen Erfolge einfuhren.
Karosserie von Touring: Der DB4
Bereits 1955 begann die Entwicklung eines Nachfolgers, für den David Brown zudem die Karosseriebaufirma Tickford (Salmsons & Sons) in Newport Pagnell übernahm. Dorthin zog die Sportwagenfirma im Anschluss auch nach und nach um. Drei Jahre später debütierte der neue DB4 auf der London Motor Show mit einem 3,7 Liter großen Aluminium-Sechszylindermotor und einer ebenfalls aus Aluminium von Hand gefertigten Karosserie von Touring aus Italien, die dort auch gezeichnet worden war. Neben dem ‚Saloon‘ genannten Coupé gab es erneut eine Cabrio-Version sowie später eine leichtere und stärkere GT-Variante, die auch in wenigen Exemplaren mit einer Zagato-Karosserie versehen wurde. Insgesamt gab es aufgrund kontinuierlicher Verbesserungen fünf Bauserien bis 1963, wobei die Serie V bereits fast baugleich mit dem folgenden DB5 war – speziell optisch durch die nun unter Klarglas liegenden Scheinwerfer.
Sein Name ist fünf, DB5
Größter Unterschied zum Vorgänger war der nun vier Liter große Motor mit 286 PS unter der Haube des DB5. Dieses Modell ist bis heute wohl das bekannteste von Aston Martin, da es von James Bond in den Kinofilmen ‚Goldfinger‘ und ‚Feuerball‘ bewegt wurde. Später tauchte er erneut als Requisite in ‚Goldeneye‘, ‚Der Morgen stirbt nie‘, ‚Casino Royale‘, ‚Skyfall‘ und ‚Spectre‘ auf. Neben der leistungsstärkeren Vantage Version mit 318 PS gab es 123 Cabrios und 12 von Harold Radford Coachbuilders zum Shooting Brake umgebaute DB5.
Größerer DB6 und eckiger DBS
Durch einen Zugewinn von 60 Zentimetern und ein aerodynamisch günstigeres Kamm-Heck zeichnet sich der weiterhin auf gleicher Basis aufbauende DB6 aus. Seine Aluminium-Karosserie entstand immer noch bei Touring in Mailand in Superleggera-Bauweise über einem Stahlrohrrahmen. Ab 1967 bot Aston Martin parallel den neu gestalteten DBS mit eckigerer Karosserie an, der von William Towns gezeichnet wurde. Er erschien zwei Jahre später auch erstmals mit einem V8-Triebwerk, während seine verbesserte Sechszylindertechnik im DB6 Mark II bis zu dessen Produktionsende 1970 genutzt. Der DBS erhielt derweil jene Ehren, die dem DB6 verwehrt blieben: Im Kinofilm ‚James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät‘ lenkte ihn George Lazenby über die Leinwand. In ‚Diamantenfieber‘, dem folgenden Bond-Abenteuer, steht ein DBS im Q-Labor und wird mit Raketen bestückt.
Lange Pause, diverse Firmenbesitzer
Nach dem Produktionsende des DBS 1972 folgte eine längere Pause in der DB-Namensliste bei Aston Martin. Erst 1993 stand mit dem DB7 ein würdiger Nachfolger auf dem Genfer Automobilsalon. Dem voraus gingen wechselvolle Zeiten in der Markengeschichte. Von 1972 bis 1975 gehörte die Marke dem Konsortium ‚Company Developments‘ aus Birmingham, anschließend zu gleichen Teilen dem US-amerikanischen Unternehmer Peter Sprangue und dem kanadischen Rolls-Royce-Händler und Restaurantbesitzer George Minden, die ihre Geschäfte im Laufe der Jahre ihren Teilhabern Tim Hearley und Victor Gauntlett überließen. In der Zeit bis 1985 folgten diverse Besitzerwechsel bis es zur Führungsebene aus Victor Gauntlett und Peter Livanos kam. Wie sehr diese Verhältnisse dem Ruf der Marke geschadet haben, braucht man nicht extra zu erwähnen. Nach einem Gespräch zwischen Gauntlett und dem ehemaligen Chef von Ford Europa, Walter Hayes, schlug dieser dem damaligen Ford-Boss Henry Ford II den Einstieg bei Aston Martin vor. Nach Weiterentwicklungen der V8-Modellpalette rollte schließlich der DB7 als erstes wirklich neu entwickeltes Modell in 20 Jahren auf den Markt.
DB7 erst mit 6, dann mit 12 Zylindern
Anfangs trieb ein 3,2 Liter großer Sechszylindermotor mit Eaton-Kompressor den DB7 an, 1999 folgte eine Vantage-Variante mit dem ersten V12 der Markengeschichte. Nach nur einem Jahr der parallelen Fertigung entfiel die kleinere Motorenversion ersatzlos. Dafür nahm man 2002 den stärkeren DB7 GT (mit manueller Schaltung) und den DB7 GTA (mit Automatik) sowie später die beiden je auf 99 Exemplare limitierten und von Zagato gezeichneten Versionen DB7 Vantage Zagato und DB AR1 ins Programm auf. Mit über 7.000 gebauten Fahrzeugen stellte der DB7 einen neuen Produktionsrekord auf.
Kein DB8, dafür DB9 und DBS
Für den Nachfolger übersprang Aston Martin eine Nummer und nannte den von Ian Callum entworfenen und von Henrik Fisker vollendeten Wagen DB9. Als Antriebsquelle kommt weiterhin ein 5,9 Liter großer V12-Saugmotor zum Einsatz, der anfänglich 335 kW/456 PS leistete, bis zum Ende der Produktionszeit im Jahr 2016 allerdings auf 402 kW/547 PS erstarkte. Noch mehr Leistung erhielten die Rennversionen DBRS9 und DBR9 für die GT3-, respektive die GT1-Kategorien im internationalen GT-Rennsport. Zudem bot man erneut einen DBS an, der diesmal eng auf dem DB9 aufbaute und erneut zum Filmauto für James Bond wurde.
DB10 nur für James Bond, DB11 für alle, DBS bald wieder
Wenn wir schon von Filmautos sprechen: Das Kürzel DB10 reservierte Aston Martin exklusiv für James Bond. Den einzigartigen Sportwagen für den Film ‚Spectre‘ brachte man bewusst nicht in die Serienfertigung, zeigte jedoch bereits diverse Designdetails, die erst später beim DB11 und Vantage umgesetzt wurden. Damit endet unser Artikel, nicht jedoch das Kapitel der DB-Namen bei Aston Martin. Noch in diesem Jahr wollen die Briten ihren neuen DBS Superleggera präsentieren und auch die DB11-Modellpalette ist vermutlich noch nicht ausgeschöpft.
Bilder: Aston Martin/AMHR