60 Jahre Jaguar Mk II
Zwischen 1955 und 1959 stellte Jaguar eine Limousine für die Obere Mittelklasse her, die unter den einfachen Bezeichnungen ‚Jaguar 2.4 Litre‘ und ‚Jaguar 3.4 Litre‘ vertrieben wurde. In der Fachliteratur findet man dieses Modell heutzutage häufig fälschlicherweise unter dem nie vom Werk verwendeten Namen ‚Mark 1‘ oder ‚Mk I‘. Dies liegt am direkten Nachfolgemodell, das eigentlich nicht mehr als ein großes Facelift war. Ab 1959 rollte der Jaguar Mark 2 (oder Mark II oder Mk II) zu den Händlern. Im Vergleich zum Vorgänger erhielt er vergrößerte Fenster, eine verbreiterte Spur, Scheibenbremsen als Serienausstattung und eine neue Topmotorisierung neben den beiden bekannten Triebwerken. Alle drei verfügbaren Versionen erhielten einen Reihensechszylindermotor. Im 2.4 Litre leistete er rund 120 PS, im 3.4 Litre rund 210 PS und die neue Topversion 3.8 Litre erhöhte den Wert auf etwa 220 PS, jeweils auf die Hinterräder übertragen. In Verbindung mit dem serienmäßigen Viergang-Schaltgetriebe erreichte die letztgenannte Variante bis zu 200 km/h Höchstgeschwindigkeit und machte den Mk II damit bis 1964 zur schnellsten Serienlimousine der Welt. Gegen Aufpreis stattete Jaguar das Schaltgetriebe mit einem Overdrive aus oder verbaute eine Dreigang-Automatik von Borg-Warner.
Eine Modellpflege im Herbst 1967 führte zu den neuen Modellbezeichnungen ‚Jaguar 240‘ und ‚Jaguar 340‘, wobei auf besonderen Kundenwunsch wenige Exemplare mit dem großen Motor als ‚Jaguar 340 3.8‘ entstanden. Der 240er leistete durch einen neu entwickelten Zylinderkopf nun rund 133 PS. Optisch unterscheiden sich diese späten Modelle durch schmalere Stoßstangen vom ursprünglichen Mk II. Zudem gab es bereits seit 1960 den weniger bekannten Daimler 250 V8 (ab 1967 Daimler V8-250) mit eigenständigem Kühlergrill, luxuriöser Interieurgestaltung und dem V8-Triebwerk aus dem zweisitzigen Roadster Daimler SP 250. Als 1969 die Produktion des Mk II endete, hatten 25.173 Exemplare des 2.4 Litre, 28.663 Exemplare des 3.4 Litre und 30.140 Exemplare des 3.8 Litre sowie 4.446 Jaguar 240, 2.788 Jaguar 340 und lediglich 12 Jaguar 340 3.8 die Fertigung verlassen. Hinzu kamen 17.884 Daimler 250 V8 und V8-250 insgesamt. Diverse Exemplare des Jaguar Mk II konnten ihre sportliche Fahrdynamik bei Rallyes und Rundstreckenrennen in Europa und den USA unter Beweis stellen. Auch heute noch findet man einige dieser Fahrzeuge im Feld von klassischen Tourenwagenrennen.
Erstaunlicherweise verzichtete Jaguar seinerzeit auf einen direkten Nachfolger für den Mk II. Stattdessen konzentrierte man sich mit dem neu entwickelten XJ voll und ganz auf die Oberklasse und baute für viele Jahrzehnte keine zweite Limousinen-Baureihe parallel dazu. Erst 1999 erschien mit dem S-Type im Retrodesign ein neues Fahrzeug für die Obere Mittelklasse. Optisch orientierte man sich sowohl am klassischen S-Type als auch am Mk II. Diese Gestaltung setzte man jedoch mit dem XF, der den S-Type beerbte und inzwischen bereits in der zweiten Modellgeneration verkauft wird, nicht fort. An das Original reichte man eh nicht heran. Dies ist speziell in Japan so beliebt, dass der dortige Autobauer Mitsuoka sein Geschäftsmodell auf dem Umbau gängiger Kleinwagen- und Mittelklassemodelle mit der Frontoptik des Mk II aufbauen konnte. Gut erhaltene Jaguar Mk II erreichen inzwischen Preise zwischen 20.000 und 60.000 Euro (je nach Ausführung und Historie).
Bilder: Jaguar