30 Jahre Audi Cabriolet

Vor dem Zweiten Weltkrieg fertigten die Marken der Auto Union diverse Karosserieformen. Neben Limousinen gab es vor allem auch offene Cabriolets in verschiedenen Ausführungen. Neben der Anzahl der Sitzplätze variierten auch die Anzahl der Türen und die Radstände. Interessanterweise dauerte es nach dem Krieg lange, ehe die Nachfolgefirma Audi zu dieser Karosserieform zurückfand. DKW schaffte diesen Schritt mit den Modellen F89, F91 und F93 relativ schnell, ebenso Auto Union selbst mit dem 1000 SP. Audi tauchte erst 1965 wieder aus der Versenkung auf, baute jedoch vorerst nur Limousinen. Auf den 60 und Super 90 folgte 1968 der erste Audi 100, auf dessen Basis Karmann ein sehenswertes Cabriolet entwickelte. Allerdings räumte der damalige Vorstand des Volkswagen-Konzerns diesem Fahrzeug keinerlei Serienchancen ein, weshalb es beim Unikat blieb. Es sollte bis in die Mitte der 1980er Jahre dauern, ehe Audi erneut über ein Cabriolet nachdenken sollte.

Cabriolet ab 1991 auf der B3-Plattform

Als Basis wählte man die Baureihe B3 aus, unter Autofahrern besser als dritte Generation des Audi 80 bekannt. Diese debütierte als viertürige Schräghecklimousine im Spätsommer 1986. Zwei Jahre später erschien auf der Bodengruppe ein zweitüriges Coupé, das den B3 überleben sollte, da ab September 1991 der B4 (Typ 8C) vom Band lief. Diesen gab es als Limousine und Kombiversion Avant. Das Coupé nahm 1988 bereits einige optische Merkmale wie die neue Grillgestaltung vorweg, behielt jedoch bis zum Fertigungsende 1996 die B3-Basis bei. Diese diente zudem ab 1991 als Grundlage für das Cabriolet. Dieses erhielt von Anfang an eine Motorhaube mit integriertem Kühlergrill, die beim Coupé erst durch ein Facelift hinzukam. Durch den Verzicht auf einen fest verbauten Überrollbügel und die Unterbringung des Stoffverdecks unter einem festen Deckel hinter den Sitzen ergibt sich eine reizvolle Form bei geöffnetem Verdeck. Geschlossen zeigt das Audi Cabriolet ein Stufenheck mit großem Kofferraumdeckel und genug Platz für das Wochenendgepäck.

Sieben Motorvarianten inklusive Turbodiesel

Anfänglich setzte Audi voll und ganz auf einen 2,3 Liter großen Fünfzylinder-Reihenmotor mit 98 kW/133 PS. Dieser blieb bis Mitte 1994 im Programm. Parallel dazu erweiterte man das Antriebsangebot sukzessive. Den Anfang machte im November 1992 ein 128 kW/174 PS starker V6-Motor mit 2,8 Litern Hubraum. 1993 folgten ein Vierzylindermotor mit 85 kW/116 PS aus zwei Litern Hubraum und ein 2,6-Liter-V6 mit 110 kW/150 PS. Nochmals zwei Jahre später ergänzte nicht nur der 2.0-16-Ventil-Motor mit 103 kW/140 PS das Angebot, sondern erstmalig auch ein Turbodieseltriebwerk mit 66 kW/90 PS. Damit baute Audi das weltweit erste Seriencabrio mit Dieselantrieb. Zum Facelift 1997, das dem Cabriolet neue Schürzen, veränderte Scheinwerfer mit je zwei Projektionslinsen und einen runderen Kühlergrill verpasste, kam mit dem 1,8-Liter-Motor (92 kW/125 PS) letztmalig ein neuer Antrieb ins Auto. Die Kraftübertragung auf die Vorderräder übernahm entweder ein Fünfgang-Schaltgetriebe oder eine Viergang-Automatik. Eine quattro-Allradversion gab es nie in Serie.

Produktionsende erst im Jahr 2000

Ab der 1997er Modellpflege verlagerte Audi die Fertigung des Cabriolets von Ingolstadt zu Karmann in Rheine. Zu diesem Zeitpunkt liefen bereits seit zwei Jahren Limousinen und Avants der Baureihe B5 vom Band, die erstmalig den Modellnamen A4 trug. Die B3-Basis im Cabriolet überdauerte damit anderthalb mal solange wie im ursprünglichen Audi 80. Erst im Jahr 2000 endete die Produktion endgültig. In den USA rollten bereits 1998 letzte Exemplare zu den Händlern. Dort blieb die Modellreihe mit lediglich 5.445 verkauften Autos in fünf Modelljahren hinter den Erwartungen zurück. Insgesamt entstanden rund 71.350 Exemplare, von denen immer noch einige tausend auf den Straßen Europas unterwegs sind.

Bilder: Audi, Audi UK