120. Geburtstag von Enzo Ferrari

Wir schreiben den 18. Februar 1898. In den norditalienischen Bergen der Region Emilia-Romagna bringt die Bäuerin Adalgisa, Frau des Schlossers Alfredo, ihren Sohn Enzo Anselmo zur Welt. Soweit noch kein besonderer Vorgang. Auch die Tatsache, dass aufgrund der schlechten Witterung der Eintrag des neuen Erdenbürgers in der offiziellen Liste der Stadt erst zwei Tage später erfolgte, dürfte zur damaligen Zeit noch nicht außergewöhnlich gewesen sein. Allerdings entwickelte sich der junge Enzo in der Folgezeit zu einer Berühmtheit, die nur noch durch die Bekanntheit jener Marke überstrahlt wird, der er seinen Nachnamen anvertraute: Ferrari.

Nach seiner Schulzeit absolvierte Enzo Ferrari eine Lehre als Schlosser in der Schmiede seines Vaters mit dem Ziel, diese eines Tages zu übernehmen. In dieser Zeit entwickelte sich auch sein hohes Interesse an Technik im Allgemeinen und Automobilen im Besonderen. Er bot vorbeikommenden Fahrern Reparaturen in der Schmiede an und besorgte sich Motoren, um deren Prinzip zu verstehen und sie zu verbessern. Schließlich schickte er eine Bewerbung an Fiat in Turin, um Werksrennfahrer zu werden. Da er in diesem Bereich keinerlei Vorbildung vorweisen konnte, wies man ihn jedoch ab. 1919 stellte er ein eigenes Fahrzeug auf die Räder, das er mit eigenem Geld und dem einiger Förderer erbaut hatte. Damit ging er in diversen Rennen an den Start. Neben seiner Kenntnis bei der Leistungssteigerung von Motoren zeigte er nun auch sein kompromissloses Fahrverhalten auf, mit dem er die Reserven des jeweiligen Rennwagens ausschöpfen konnte. So erhielt er recht bald doch eine Anstellung: Als Betriebstestfahrer bei CMN (Costruzioni Meccaniche Nazionali).

Nach diversen Erfolgen, vor allem bei Bergrennen, wechselte Enzo Ferrari zu Alfa Romeo, wo er 1920 bereits Chefwerksfahrer wurde, nachdem er bei der Targa Florio den zweiten Rang eingefahren hatte. Insgesamt nahm er an 47 Rennen als Fahrer teil und holte dabei mehr als 12 Siege für Alfa. Zehn Jahre nach seiner ersten Rennteilnahme begründete er sein eigenes Team, die ‚Scuderia Ferrari‘, wobei er gleichzeitig stellvertretender Leiter des Alfa Romeo Rennteams war und von dort auch seine Rennfahrzeuge erhielt. Diese Kooperation endete 1939 mit einer ungewöhnlichen Abmachung: Enzo durfte per Vertrag bis 1943 keinerlei Rennen bestreiten. Ihm kam an dieser Stelle der Zweite Weltkrieg zugute, obwohl seine Räumlichkeiten in Modena schwer getroffen wurden und daher einen Umzug nach Kriegsende unausweichlich machten. Er errichtete neue Hallen in Maranello und fertigte sein erstes eigenes Auto, den Ferrari 125 S, nachdem 1940 bereits der Auto Avio Costruzioni 815 mit einem 1,5 Liter großen Achtzylindermotor debütierte. Von ihm wurden jedoch lediglich zwei Exemplare vor dem Krieg gebaut. Der mit einem von Gioacchino Colombo entwickelten V12-Triebwerk bestückte 125 S legte indes den Grundstein für unzählbare Sporterfolge und einen Ruf wie Donnerhall. Wohl jedes Kind kennt heute die Sportwagenmarke Ferrari.

Enzo ließ sich zeitlebens gern ‚Ingegnere‘ (Ingenieur) nennen, obwohl er keinerlei akademischen Abschluss errungen hatte. Von Wegbegleitern erhielt er später den Titel ‚il Commendatore‘ (der Kommandant), abgeleitet vom gleichnamigen Orden der Krone von Italien, der ihm 1927 verliehen wurde. Des weiteren nannten ihn einige Mitarbeiter aufgrund seines harten, herrischen Stils ‚il Drago‘ (der Drache). Bis zu seinem Tod am 14. August 1988 blieb Enzo Ferrari im Chefsessel seiner Firma sitzen und hielt die Zügel in der Hand. Entsprechend negativ wurde die Nachricht seines Ablebens unter Markenfans aufgenommen. Viele glaubten, dass die Sportwagenmarke nun untergehen würde und kauften in blindem Wahn alles, was mit Ferrari zu tun hatte. Die Preise kletterten ins Uferlose, bis schließlich die Spekulationsblase platzte und manche Leute in die Nähe des finanziellen Ruins trieb. Wie wir heute wissen geht es der Marke Ferrari weiterhin gut. Die Serienmodelle erfreuen sich hoher Beliebtheit und limitierte Sondermodelle sind durch Interessenten aus aller Welt überzeichnet. Ob der Firmengründer allerdings vorhergesehen hätte, dass eventuell in einigen Jahren ein erster SUV die Modellpalette ergänzt, darf stark bezweifelt werden.

Im Museo Enzo Ferrari in Modena gibt es anlässlich des 120. Geburtstag des Patrons aktuell eine Foto-Sonderausstellung. Diverse teils bisher ungezeigte Bilder zeigen das gesamte Leben des Italieners von der Kinderzeit bis kurz vor seinem Tod.

Bilder: Ferrari