105. Geburtstag von Ferruccio Lamborghini

Er baute Traktoren, stritt sich mit Enzo Ferrari und produzierte anschließend eigene Sportwagen. Die Rede ist natürlich von Ferruccio Lamborghini, der heute vor 105 Jahren im kleinen Dörfchen Renazzo bei Cento nahe Bologna geboren wurde. Nach seiner Kindheit auf dem Bauernhof der Eltern, den er eigentlich hätte übernehmen sollen, erhielt er einen Lehrvertrag in einer Werkstatt in Bologna. Später nahm er ein technisches Studium auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zur italienischen Armee eingezogen und auf der griechischen Insel Rhodos mit der Reparatur von Militärfahrzeugen betraut. In der Nachkriegszeit eröffnete er erst auf Rhodos und 1946 schließlich in Cento eine kleine Werkstatt. Bald kaufte er überall in Italien günstig alte Militärlastwagen auf und baute diese zu landwirtschaftlichen Geräten um. Diese Geschäftsidee entwickelte sich prächtig und führte dazu, dass er 1949 die Firma Lamborghini Trattori in Cento gründete.

Hilfe für die Landbevölkerung in Italien

Angeblich entwickelte er die Idee zum Traktorenbau auf seiner Hochzeitsreise. Bei den Fahrten durch das italienische Hinterland sah er die Mühe der Menschen, nach dem Krieg auf dem Feld zu arbeiten. Seine günstigen Traktoren, die ab 1952 als Eigenkonstruktionen mit Zwei-, Drei- oder Vierzylindermotoren erhältlich waren, konnten hier weiterhelfen. Zudem ließ er immer wieder Weiterentwicklungen in die Produktion einfließen. Hierzu zählten bereits 1954 eine Kraftstoffdirekteinspritzung und eine Luftkühlung für die Triebwerke. In den Folgejahren erweiterte Ferruccio sein Firmengebilde um ‚Lamborghini Bruciatori‘ für die Herstellung von Klimaanlagen und Heizungen. Hinzu kam eine Abteilung, in der er sich einem Jugendtraum widmete. Er wollte eigene Helikopter entwickeln und produzieren. Allerdings erhielt er hierfür nicht die notwendigen Genehmigungen vom italienischen Staat. Durch seine beiden Firmen gehörte Ferruccio Lamborghini zu den Besserverdienern in Italien. So konnte er sich manchen Traum erfüllen und stellte sich unter anderem einen Ferrari in die heimische Garage.

Vom Traktor zum Sportwagen

Diverse Geschichten ranken sich darum, dass er mit einigen Konstruktionsmerkmalen dieses Sportwagens nicht einverstanden war. Seine Verbesserungsvorschläge, die er bei Enzo Ferrari persönlich vorbrachte, wurden hingegen abgetan. Angeblich ließ ihn der Sportwagenbauer wissen, er solle gefälligst bei seinen Traktoren bleiben, von echten Autos habe er schließlich keine Ahnung. Wieviel Wahrheit hinter diesen Geschichten steckt, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen, da die beteiligten Personen nicht mehr leben. Fakt ist hingegen, dass Ferruccio 1963 die Firma ‚Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A.‘ im nahegelegenen Sant’Agata gründete. Noch im Oktober des gleichen Jahres debütierte der 350 GTV. Hierzu sagte Ferruccio: „Die berühmtesten Sportwagen der Welt habe ich besessen. An jedem dieser großartigen Autos fand ich Fehler. Zu heiß oder zu unkomfortabel, nicht schnell genug oder nicht gut genug verarbeitet. Jetzt werde ich selbst einen Sportwagen bauen. Ein perfektes Auto.“

Vom Sportwagenbauer zum Winzer

Um mit der Konkurrenz aus Maranello mithalten zu können, ließ er einen eigenen V12-Motor konstruieren. Die Serienfertigung des 350 GT, aus dem kurz darauf der 400 GT wurde, begann 1964. 1966 erfolgte die Weltpremiere des Miura, mit dem berühmte Kampfstiernamen als Modellbezeichnungen aufgegriffen wurden. Dies passte gut zum Markenlogo, mit dem Ferruccio Lamborghini sein Sternzeichen aufgriff: den Stier. Als Erweiterung der Modellpalette gesellten sich der Espada, der Islero, der Jarama und der Urraco hinzu. Als neues Topmodell debütierte 1971 der Countach. Dennoch geriet das Unternehmen in finanzielle Probleme. 1973 verkaufte Ferruccio Lamborghini die Autofirma an die Schweizer Unternehmer René Leimer und Georges-Henri Rossetti, während der Traktorbereich an die Same Group ging. Er selbst versuchte sich erfolgreich als Winzer. Am 20. Februar 1993 verstarb er 76-jährig in Perugia.

Bilder: Lamborghini