Volvo Sport P1900

Volvo und Sportlichkeit, das waren zwei Begriffe, die bis Mitte der 1950er Jahre nicht zusammenpassen wollten. 1954 präsentierten die Schweden jedoch einen ersten Prototypen, mit dem sich dieser scheinbare Widerspruch in Luft auflösen sollte. Dazu hatte man Kontakte in die USA aufgebaut, um dort mit der Firma Glasspar zusammen eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff zu entwickeln. Die Amerikaner hatten darin bereits Übung, immerhin stellten sie zeitgleich die Karosserieteile für die erste Chevrolet Corvette her. Als Grundlage diente beim Volvo ein Stahlrohrrahmen. Insgesamt brachte der „Sport P1900“ getaufte Wagen lediglich 969 Kilogramm auf die Waage. Damit gehörte er selbst damals zu den Leichtgewichten.

Typisches Design der 1950er Jahre

Die Karosserie erhielt ein rundliches Design ganz im Stil der damaligen Zeit. Ein großes Kühlerloch in Verbindung mit zwei runden Leuchten bildete die Frontpartie. Von den Scheinwerfern an startete eine Schulterlinie, die auch die Oberkante der Türen definiert und erst hinter diesen zum Heck hin leicht abfiel. Als Abschluss deutete sie hinten leichte Heckflossen an. Hinter dem Passagierraum schloss sich ein Kofferraum an, der für zwei Leute locker ausreichte, um auf Wochenendreisen zu gehen. Große Chromstoßstangen sorgten für den Eindruck von Sicherheit. Die Zeit von Gurten oder gar Airbags war selbst bei Volvo noch lange nicht angebrochen. Dennoch legte der schwedische Hersteller auch damals bereits Wert auf Qualität, Solidität und Sicherheit.

70 PS starkes Triebwerk

Unter der Motorhaube werkelte ein 1,4 Liter großer Vierzylindermotor, der bei Volvo-Fans als B14B bekannt ist. Bekannt war er bereits zuvor aus dem PV444. Allerdings erfolgten für den Sport P1900 einige Modifikationen. Bestückt mit SU-Doppelvergasern brachte es das Triebwerk auf 51 kW/70 PS, die über ein manuelles Dreigang-Getriebe auf die Hinterachse übertragen wurden. Sie sorgten für eine Höchstgeschwindigkeit von rund 150 km/h. Diese konnte von maximal zwei Personen vorn im Cockpit genossen werden. Zudem gab es hinter den Sitzen eine gepolsterte Fläche, auf der für kurze Strecken eine weitere Person mitreisen konnte. Auf langen Reisen eignete sich dieser Bereich besser für Gepäckstücke und Reiseproviant. Das lackierte Armaturenbrett zeigte acht Rundinstrumente.

Nur 68 gebaute Exemplare

Der Sport P1900 war auf Wunsch von Volvo-Chef Assar Gabrielsson entstanden, der auch Kontakte zu Glasspar geknüpft hatte. Der Wagen kam nach lediglich zwei Jahren Entwicklungszeit 1956 auf den Markt. Gleichzeitig löste Gunnar Engellau Gabrielsson an der Spitze von Volvo ab. Engellau lieh sich Anfang 1957 einen P1900 übers Wochenende aus und war von der Qualität bitter enttäuscht. Die Plastikkarosserie war so schlecht verarbeitet, dass bei Regen Wasser hereinkam. Der Rahmen war nicht fest genug und verwand sich in schnell gefahrenen Kurven. Kurz: der P1900 erfüllte nicht die Volvo-Standards. Dazu kam der Neupreis von 20.000 SEK, mehr als doppelt soviel, wie für einen PV444. Am Folgetag stoppte er die Produktion. Somit war nach 68 gebauten Sport P1900 das Thema „Volvo und Sportlichkeit“ erstmal wieder zu Ende. 1961 kam mit dem P1800 ein würdiger Volvo-Sportwagen auf den Markt, der sich lange halten konnte. Heute sind noch mindestens 50 Fahrzeuge existent.

Bilder: Volvo