Uhr aus BRM-V16-Kolben

In der inzwischen 68-jährigen Geschichte der Formel 1 gab es manche Story und technische Irrung und Wirrung. Anfang der 1950er Jahre reduzierte man beispielsweise den Hubraum per Reglement auf 1,5 Liter und rechnete mit entsprechend klein dimensionierten Triebwerken mit allenfalls sechs oder acht Zylindern. Bei BRM (British Racing Motors) entstand indes etwas ungewöhnliches: Ein 1,5 Liter großer V16-Motor, der bis zu 12.000 Umdrehungen in der Minute erreichen konnte und zudem durch einen Kompressor mit Druck versorgt wurde. Zeitgenössische Quellen attestieren diesem Aggregat Leistungen im Bereich zwischen 485 PS (bei 8.400 U/min) und über 610 PS (bei 12.000 U/min). Einige Experten vermuten, dass noch höhere Drehzahlen möglich gewesen wären, was von Graham Hill in einem Demonstrationslauf 1968 in Südafrika unter Beweis gestellt wurde, als er rund 13.000 U/min erreichte.

In seiner aktiven Rennzeit nahm der BRM Type 15 an lediglich vier Grand Prix der Formel 1 teil, wobei er nur zweimal wirklich zum Rennen startete und davon einmal in die Punkte fuhr. Grund dafür war das Triebwerk, das durch die getrennte Bauweise von Block und Zylinderköpfen unter Wassereinbrüchen in den Zylindern litt. Allerdings setzte BRM das Fahrzeug über viele Jahre hinweg bei diversen anderen Rennveranstaltungen ein und konnte immer wieder das Potenzial der Konstruktion unter Beweis stellen. Es handelt sich um das erste Formel-1-Auto mit Scheibenbremsen. Am Steuer saßen dabei so namhafte Piloten wie Sir Stirling Moss, Juan Manuel Fangio, Mike Hawthorn, José Froilán González oder Peter Collins.

Heute ist der BRM V16 außerhalb von Großbritannien fast in Vergessenheit geraten. Insgesamt entstanden vier Exemplare des Typ 15, von denen eines verunfallte und eines zum Nachfolgemodell Typ 30 umgebaut wurde. Im National Motor Museum im britischen Beaulieu steht das Fahrzeug mit Chassisnummer 001. Es soll nun umfangreich restauriert und wieder fahrbereit gemacht werden. Um diesen Prozess besser finanzieren zu können fasste die Museumsstiftung (National Motor Museum Trust) nun einen außergewöhnlichen Entschluss: 14 originale Kolben und deren Pleuel arbeitete man zu Tischuhren mit Inlays von Christopher Ward in den Kurbelwellenöffnungen der Pleuelstangen um und bietet diese nun zum Kauf an.

Die 68 Jahre alten Kolben mussten aufgrund diverser Abnutzungsspuren sowieso ersetzt werden und waren dem Museum zu schade zum Entsorgen. Stattdessen bestellte man bei der Schweizer Uhrenmanufaktur Christopher Ward handgefertigte Uhren in passender Größe, die in Farbgebung und Stil die Öldruckanzeigen im BRM Type 15 wiederspiegeln. Der Kolben steht auf dem Kopf auf einem speziell angefertigten Fuß aus Holz und Messing. Für die Tischuhr ruft die Museumsstiftung einen Preis von 6.000,- GBP (rund 6.860,- €) auf. Bestellungen können unter [email protected] abgegeben werden.

Bilder: National Motor Museum Beaulieu