Stutz Duplex

Secret Classics hat ein Herz für eher unbekannte Fahrzeuge der Automobilgeschichte, besonders wenn sie sportlich und/oder luxuriös sind. In unserer Berichteserie „Vergessene Größen“ schreiben wir in loser Reihenfolge über Limousinen und Grand Tourer, die den meisten Lesern vermutlich zuvor nicht bekannt waren. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit dem Stutz Duplex von 1971.

In den USA ist Stutz ein durchaus bekannter Name in der automobilen Welt. 1913 gründete Harry C. Stutz eine Automobilmanufaktur, nachdem er sich bereits 1898 mit der Motorisierung von Kutschen beschäftigt hatte, ab 1910 Autoteile fertigte und schließlich 1911 mit der ‚Ideal Motor Company‘ in die Autoproduktion einstieg. Unter dem vollen Namen ‚Stutz Motor Car Company of America‘ entstanden bis 1936 vor allem hochpreisige Automobile im oberen Marktsegment, die jedoch aufgrund der Wirtschaftskrise und sich verändernder Geschmäcker schließlich immer weniger Abnehmer fanden. 1937 musste Insolvenz beantragt werden und zwei Jahre später wurde die Marke aufgelöst.

1968 erwarb der New Yorker Bankier James O’Donnell die Markenrechte von Stutz und sicherte sich die Mithilfe des bekannten Designer Virgil Exner. Dieser zeichnete schließlich einen neuen Fahrzeugentwurf nachdem er zuvor erfolglos versucht hatte, Duesenberg wiederzubeleben. Als ‚Stutz Motor Car of America‘ firmierend erinnerte die neue Marke gezielt an die Vorkriegsfahrzeuge, von denen O’Donnell nach eigenen Angaben in seiner Jugend eines besaß. Er verstand seine Marke allerdings stets als reinen Coachbuilder, also als Betrieb, der auf vorhandener Technik von amerikanischen Basisfahrzeugen eigenständige Karosserien mit luxuriösem Interieur aufbaut. Hierfür erhielt er von General Motors Fahrzeuge, die per Schiff nach Italien geliefert wurden und dort ihre Karosserien und Innenräume erhielten.

Bereits vor dem Serienstart des ‚Blackhawk‘ getauften Coupés dachten O’Donnell und Exner über eine Limousinenversion nach, wobei damit bewusst kein repräsentatives für Präsidenten gemeint war sondern ein klassischer Sedan. Optisch galt für alle neuen Stutz ein Designthema mit angedeuteten Trittbrettern, langer Motorhaube mit über die Wagenfront hinausragendem Kühlergrill (laut Virgil Exner ein ‚Phallus-Symbol‘), freistehenden Scheinwerfern, imitierten Sidepipe-Auspuffrohren und sichtbarem Ersatzrad auf oder in der Kofferraumklappe. Alle Elemente fanden sich auch am 1971 präsentierten Duplex, der bei Officine Padane in Italien eingekleidet wurde. Padane baute eigentlich Busse und Campingmobile, fertigte jedoch auch für Maserati Karosserien für Mistral, Indy und Bora. Allerdings stellte sich für O’Donnell schnell heraus, dass es nicht der cleverste Schachzug war, komplette Autos über den Atlantik zu schippern und dann die Hälfte davon wegzuwerfen. Auch für den Duplex kam eine solche Strategie zum Tragen, basierte er doch auf einem Cadillac-Fahrgestell, erhielt jedoch einen V8 von Pontiac.

Vermutlich entstanden lediglich zwei Exemplare des Duplex, wobei manche Quellen sogar von nur einem Fahrzeug ausgehen. Nachweislich trug das von uns gezeigte Auto mit Chassisnummer 364856 ursprünglich einen dunkelroten, ins kastanienbraune gehenden Lack namens ‚Maroon‘ und gehörte George Norman jr aus Salt Lake City. Er war Millionär, investierte in verschiedene Firmen und floh schließlich vor den amerikanischen Steuerbehörden für 23 Jahre ins Exil. Sein Besitz wurde derweil beschlagnahmt und versteigert, wobei auch der Stutz Duplex einen neuen Besitzer in Florida fand. Irgendwann im Laufe der Jahre erhielt der Wagen eine weiße Lackierung und Speichenräder. Kürzlich ließ ihn der letzte Besitzer vorsichtig restaurieren, schwarz lackieren und wieder auf die sündhaft teuren Leichtmetallräder von Kelsey-Hayes stellen, die er ab Werk hatte.

Als einer der teuersten Neuwagen seiner Zeit verfügte der Duplex nicht nur über hervorragende Passformen und Spaltmaße (nicht selbstverständlich für eine Kleinserienfertigung), sondern auch ein luxuriöses Interieur mit lederbezogenen Sitzen. Diese zeigen sich heute in blau mit hellgrauer Keder. Ein dunkelblauer Alcantara-Dachhimmel und dunkel glänzendes Wurzelholz vervollständigt das Interieur. Hinter dem Nardi-Holzlenkrad befinden sich Rundinstrumente von Veglia und Jaeger. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem 6,5 Liter großen V8-Triebwerk und einem Automatikgetriebe.

Interessenten für solch ein rares Auto wie den Stutz Duplex können sich aktuell an Hyman Ltd in St Louis/Montana (USA) wenden. Dort steht unser Fotoauto für 225.000,- US$ zum Verkauf.

Bilder: Hyman Ltd