Siata 208 CS
Haben Sie schon einmal von der italienischen Firma Società Italiana Applicazioni Trasformazioni Automobilistiche gehört? Vermutlich eher nicht. Auch die Abkürzung Siata ist heutzutage kaum noch geläufig. Alles begann 1926, als Giorgio Ambrosini diese Firma in Turin begründete. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte er unter dem Namen Vittoria eigene Automobile hergestellt und vermarktet. Mit Siata kümmerte er sich bis zum Zweiten Weltkrieg hauptsächlich um Tuning von Fiat-Modellen. In den Nachkriegsjahren begann man mit einer eigenen Automobilproduktion, wobei man der Fiat-Technik treu blieb. Binnen kürzester Zeit entstand ein komplettes Modellprogramm vom Kleinwagen bis zum Sportwagen. 1953 gab es insgesamt 13 unterschiedliche Modelle von Siata.
Siata 208 mit Technik des Fiat 8V
Eine größere Bekanntheit auch außerhalb Italiens erlangte der 1953 vorgestellte Siata 208. Die Basis stellte der im Vorjahr präsentierte Fiat 8V. Diese Modellbezeichnung wählte die italienische Marke vermutlich aus der irrtümlichen Annahme heraus, dass der Begriff „V8“ in den USA möglicherweise geschützt sein könnte. Ein zwei Liter großer V8-Motor sorgte unter der vorderen Haube für den Antrieb. Beim Fiat stieg im Laufe der Produktionszeit die Leistung von ursprünglichen 105 erst auf 115 und schließlich auf 127 PS. Siata nutzte eigens entwickelte, schärfere Nockenwellen und drei Doppelvergaser von Weber. So standen bis zu 140 PS bereit. Über ein manuelles Fünfgang-Getriebe gelangt die Kraft auf die Hinterräder. Im Gegensatz zum Fiat nutzte Siata einen eigenständigen Gitterrohrrahmen mit Einzelradaufhängung rundum. Diesen fahrbaren Grundaufbau schickte man anschließend an den Karosseriebauer, den der jeweilige Kunde auswählte.
208 S als Spider oder 208 CS als Coupé
Den Siata 208 gab es wahlweise als Coupé oder Spider. Letzterer hieß üblicherweise 208 S und erhielt Aufbauten von Michelotti oder Rocco Motto. Das Coupé hörte auf den Namen 208 CS und erhielt Karosserien von Stabilimenti Farina oder Balbo. Während der 208 S insgesamt 35-mal vom Band lief, entstanden vom 208 CS nur 18 Exemplare. Elf davon erhielten die Balbo-Karosserie mit Klappscheinwerfern und breitem Kühlergrill. Neben der rundlichen Dachlinie passt vor allem der Chromschmuck in die 1950er Jahre. Ein sehr ähnliches Design erhielt auch ein Spider von Stabilimenti Farina. Im Falle unseres Fotoautos kombinierte man dunkelblauen Lack mit braunem Leder. Hinter den beiden Sportsitzen brachte man das Ersatzrad unter.
Seltener 208 CS bei Gooding & Company
Gooding & Company bietet in Monterey im Rahmen der Car Week einen Siata 208 CS mit Balbo-Karosserie an. Nach der Erstauslieferung an einen italienischen Kunden ging dieses Auto Ende der 1950er Jahre in die USA. Dorthin exportierte Siata ohnehin die allermeisten Sportwagen. Einige Jahrzehnte später kehrte dieser Siata nach Europa zurück und war für viele Jahre Bestandteil der Rosso Bianco Collection in Aschaffenburg. Als diese Sammlung aufgelöst wurde, griff der heutige Besitzer in den USA zu und ließ den 208 CS umfangreich restaurieren. Seither errang der Wagen einen Klassensieg in Pebble Beach 2017 und stand am The Quail 2019.
Bilder: Gooding & Company