Rolls-Royce – Die Geschichte des Black Badge

Unter dem Label Black Badge entstehen bei Rolls-Royce bereits seit einigen Jahren Fahrzeuge, mit denen die Luxusmarke eine jüngere Klientel ansprechen möchte. Neben farbenfroheren Interieurfarben erhalten diese Modellvarianten auch eine leichte Leistungssteigerung. Die Basis für diese neue Sonderserie stellen aktuell der Cullinan, der Dawn und der Wraith dar. Nur wenige Kunden dürften hingegen wissen, dass es für die Black Badge Modelle durchaus historische Vorbilder gab, bei denen einzelne Interessenten besondere Ausstattungswünsche äußerten. Die Marke blickt in einer aktuellen Pressemeldung auf drei Beispiele zurück, die wir an dieser Stelle gern näher vorstellen.

Phantom II Continental (94MY) von 1933

Unter dem Experimentalkürzel 26EX entstand ab 1930 ein besonderer Rolls-Royce Phantom II Continental mit kürzerem Fahrgestell und kompakt geschnittener Coupé-Karosserie. Um eine gute Gewichtsverteilung zu erreichen, verlagerte man die beiden Ersatzräder von den vorderen Kotflügelausläufern ans Fahrzeugheck. Dieses Experimentalmodell entstand auf Wunsch des Firmenmitbegründers Henry Royce durch den Konstrukteur Ivan Evernden. Auf Basis seiner Zeichnungen entstand die Karosserie mit eingezogenem Hilfsrahmen für mehr Stabilität bei Barker & Co. Mit dem fertig gestellten Auto nahmen Ivan Evernden und Don Carlos de Salamanca an einem Concours d’Elegance in Biarritz teil. Dort gewannen sie den Grand Prix d’Honneur. Rolls-Royce entschied sich daraufhin, eine Kleinserie dieser Fahrgestellvariante aufzulegen. Mit der Fahrgestellnummer 94MY ging das erste entsprechende Auto 1933 mit einer Karosserie von Gurney Nutting an Samuel Coxhill. Durch die Kombination aus Stil und Leistung liegt hier der Ursprung von Black Badge.

Phantom V (5AT30)

1959 debütierte die fünfte Modellgeneration des Rolls-Royce Phantom und ersetzte zugleich den Silver Wraith. Wie in der Vorkriegsära sollte sich auch der Phantom V vor allem an Kunden richten, die das Auto im Chauffeursbetrieb nutzen wollten. Daher erhielten die allermeisten Exemplare eine klassische Limousinenkarosserie und eine dunkle, zumeist schwarze Lackierung. Für HRH Henry, The Duke of Gloucester, dritten Sohn von König George V, entstand 1960 ein besonderer Wagen mit der Fahrgestellnummer 5AT30. Bei James Young entstand unter dem internen Kürzel PV15 das Karosseriedesign. Dieses gab es noch für weitere Exemplare und gilt heute als eines der elegantesten für den Phantom V. Allerdings wählte HRH einige Besonderheiten für sein Auto. Alle horizontalen Flächen im oberen Bereich erhielten mattschwarzen Lack, die vertikalen unterhalb der Gürtellinie hingegen glänzend schwarzen Lack.

Besondere Ausstattung

Hinzu kamen größere Scheinwerfer, Nebelscheinwerfern, Zusatzleuchten, kleinere Rückleuchten, Außenspiegel an den Türen und Verdunkelungsmöglichkeiten für die hinteren Scheiben. Anstelle der bekannten Kühlerfigur Spirit of Ecstasy montierte der Duke sein eigenes Maskottchen, einen Adler im Flug. Außerdem erhielt dieses Auto, vermutlich als erstes in der Markengeschichte, einen Regenschirm nebst Halterung. HRH Henry und seine Gattin nutzten diesen Rolls-Royce regelmäßig für Ausfahrten. So auch am 30. Januar 1965, als es zur Beerdigung von Sir Winston Churchill ging. Auf dem Nachhauseweg rutschte der Wagen von der nassen Straße und überschlug sich dreimal eine steile Böschung hinunter. Keiner der Insassen wurde ernsthaft verletzt. Zudem ließ sich das Auto reparieren. Es diente für viele weitere Jahre als Transportmittel des Duke of Gloucester.

Phantom V (5VD73)

Bereits ein Jahr vor dem Unfall von HRH hatten die Beatles ihren musikalischen Durchbruch mit dem Song „A Hard Day’s Night“. Dies nahm John Lennon zum Anlass, um im Dezember 1964 einen eigenen Rolls-Royce Phantom V zu bestellen. Seine Bestellung nahm der Händler R.S. Mead in Maidenhead auf. Wenig überraschenderweise hatte Lennon einige Sonderwünsche. Er wollte ein komplett schwarzes Auto außen und innen. Auch die Chromleisten und Edelstahlteile am Exterieur sollten schwarz glänzen. Mulliner Park Ward erstellte die Karosserie und lackierte wunschgemäß auch die Felgen und Stoßstangen in Schwarz. Einzig beim berühmten Kühlergrill und der Spirit of Ecstasy konnte Rolls-Royce erfolgreich insistieren und auf Chrom beharren. Als eines der ersten Autos auf britischen Straßen erhielt der Phantom V zudem abgedunkelte hintere Scheiben aus reflektierendem Triplex-Deeplight-Glas.

Ungewöhnliche Innenausstattung

Damit wollte John Lennon sich nicht nur für unerwünschten Einblicken schützen. Er dachte dabei auch an Fahrten im Morgengrauen von Auftritten und Parties nach Hause. Während draußen die Sonne aufging, war es im Fond weiterhin vergleichsweise dunkel. Aus diesem Grund hatte er auch das Trennglas zum Cockpit verdunkeln lassen. Die Sitze ließ er hinten mit schwarzem Nylon und schwarzem Cordstoff von der Nutzfahrzeugfirma Bedford beziehen. Fahrer und Beifahrer saßen vorn auf Ledersitzen. Für das Radio und einen Fernseher von Perdio Portarma waren elektrisch betriebene Antennen an Bord. Möglicherweise hatte das Auto zudem auch einen Plattenspieler, ein Radiotelefon, einen Kühlschrank, Klapptische und rote Ambientebeleuchtung. In den Produktionsbüchern stehen diese Details jedoch nicht. Dort taucht nur ein siebenteiliges Gepäckset auf. Einige Jahre später ließ er den Rolls-Royce gelb mit psychedelischem Design umlackieren.

Bilder: Rolls-Royce