Morgan Plus 4 Plus

Großbritannien bringt immer wieder kleine Autohersteller hervor, die sich auf Sportwagen konzentrieren. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei zumeist auch noch um offene Wagen, was nicht so richtig zum typischen Wetter auf der Insel passen möchte. Manche dieser Marken überleben nur kurze Zeit, andere für Jahrzehnte und eine bereits seit 110 Jahren: Morgan. Was einst mit spartanischen Dreirädern begann, ging ab 1936 mit dem 4/4 (vier Räder, vier Zylinder) endlich ins Feld der richtigen Autos. Wirklich modern wurde Morgan jedoch trotzdem nie. Bis heute fertigt man Modelle mit Eschenholzrahmen und einem Design, das sich an Vorkriegsautos anlehnt, wobei ab 1950 der Kühlergrill von der zuvor senkrechten Ausrichtung auf die heute noch verwendete, abgerundete Version verändert wurde. 1963 präsentierte man auf der Earl’s Court Motor Show eine modernisierte Variante des 1950 vorgestellten Plus 4 mit Vierzylindermotor, die zudem als Plus 4 Plus zudem mit einer Coupé-Karosserie auf dem Messestand ausgestellt war. Das hauseigene Designteam unter Leitung von Chef Peter Morgan, Sohn des Firmengründers Harry Frederick Stanley Morgan, gestaltete hierfür eigens einen eng geschnittenen Fiberglas-Aufbau mit runder Dachkuppel über den beiden Passagieren und strukturellen Bestandteilen aus Stahlrohren und Sperrholz, der von E.B. Plastics Ltd. angefertigt wurde. Obwohl Morgan ansonsten viel Wert auf Gewichtserleichterungen legte, verwendete man beim Plus 4 Plus (+4+) ausnahmslos Glas für die Scheiben.

Als Antrieb wählte man das 2,1 Liter große Vierzylinder-Triebwerk aus dem Triumph TR4A. Dieses leistete 82 kW/111 PS und rund 180 Newtonmeter Drehmoment. In Verbindung mit dem teilsynchronisierten, manuellen Viergang-Getriebe, dem Leergewicht von 816 Kilogramm und einem im Vergleich zum Roadster Plus 4 deutlich verbesserten Windwiderstand erhöhte sich die Höchstgeschwindigkeit auf 185 km/h. Hart abgestimmte Schraubenfedern an der Vorderachse und eine Starrachse an Blattfedern hinten sorgten für ein sportliches Fahrverhalten ohne Seitenneigung in Kurven. An der Vorderachse sorgten bereits Scheibenbremsen für gute Verzögerungswerte, während hinten immer noch Trommelbremsen Verwendung fanden. Das gesamte System verzichtete auf einen Bremskraftverstärker.

Trotz oder gerade wegen seiner modernisierten Optik hielt sich das Interesse der typischen Morgan-Kundschaft am Plus 4 Plus in engen Grenzen. Gleichzeitig sorgten die eher antiquierten Fahrgestellkomponenten dafür, dass auch nicht allzuviele Neukunden auf den Wagen aufmerksam wurden. So entstanden über vier Produktionsjahre hinweg lediglich 26 Exemplare. Heute zählt das seltene Coupé zu den absoluten Sammlerstücken der Marke. Nur selten wechseln die noch erhaltenen Fahrzeuge den Besitzer. Hyman Ltd. aus den USA verkaufte jüngst den in unserer Bildergalerie gezeigten Wagen mit besonderer Geschichte. Es handelt sich um exakt den Plus 4 Plus, der 1963 auf der Earl’s Court Motor Show stand und anschließend Peter Morgan als Dienstwagen diente.

Bis heute zeigt der Wagen seine originalen britischen Kennzeichen ‚DUY 997B‘. Vor einigen Jahren führte Safety Fast Restoration in Mansfield/Ohio eine umfangreiche Restaurierung durch, in deren Verlauf der Wagen eine Neulackierung im originalen Kastanienbraun erhielt. Auf dem Kofferraumdeckel sitzt ein vom Werk einst optional angebotener verchromter Gepäckträger. Vorn sitzen Zusatznebelscheinwerfer von Lucas auf der Chromstoßstange. Auch die Speichenfelgen tragen Chrom und sind zudem mit zeittypischen Michelin-XAS-Radialreifen bezogen. Das Interieur zeigt hellgraues Leder und das aus Kunststoff geformte, eigenständige Armaturenbrett des Plus 4 Plus. Der Fahrer kontrolliert die Fahrtrichtung mittels eines Brooklands-Lenkrads.

Bilder: Hyman Ltd.