Wiesmann MF4 GT

Nach einigen Achtungserfolgen mit einem eigens aufgebauten Renncoupé bei VLN-Rennen auf der Nürburgring Nordschleife wagte sich die Kleinserienmarke Wiesmann aus Dülmen an einen Straßenableger. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man nur den bekannten Wiesmann MF3 Roadster im Programm. Dieses Coupé debütierte als reine Konzeptstudie MF4 GT ohne Interieur und Technik auf der Essen Motor Show 2002 im Farbton ‚Whitehall Beige‘. In den folgenden neun Monaten fanden intensive Entwicklungsarbeiten hinter den Kulissen statt, die auf der IAA 2003 schließlich zur Enthüllung des allerersten Prototypen mit der Fahrgestellnummer 001 führten. Nach der Messe fanden abschließende Arbeiten am Wagen statt, um ihn fahrfertig zu machen und erste Erprobungsfahrten zu unternehmen. Hierfür steckten ein 4,4 Liter großer V8-Saugmotor von BMW mit 333 PS und 450 Newtonmetern Drehmoment sowie ein manuelles Sechsgang-Getriebe unter dem Kleid aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Nach einem Unfall bei den Testfahrten wurde der Wagen wiederaufgebaut und in mattschwarz lackiert.

Es dauerte bis zur Top Marques in Monaco im Mai 2005, ehe Wiesmann die serienreife Version erstmals zeigte. Im Vergleich zum Urentwurf hatte man im Laufe der Entwicklung die Heckscheibe verkleinert, die vom Fiat Panda entliehenen Außenspiegel gegen größere auf eigenen Chromstützen getauscht sowie die seitlichen Luftauslässe weiter nach oben verlegt und zu kompakten, verchromten Gittern mit integrierten Seitenblinkern verkleinert. Später, ab Chassisnummer 032, veränderte man dies zu einfachen Chromspangen mit GT-Schriftzug und direkt darunter angebrachten seitlichen Blinkern. Innen finden sich zwei große und fünf kleinere Rundinstrumente zentral im Armaturenbrett. Darunter sitzen das Radio, drei Regler für die Lüftung und verschiedene Bedienknöpfe, deren Anordnung im Laufe der Jahre einige Male verändert wurde. Technisch wechselte man nach den ersten sieben Serienautos auf den neueren, 4,8 Liter großen V8-Motor von BMW mit 367 PS und 490 Newtonmetern Drehmoment. Bis zum Herbst 2007 gab es den MF4 ausschließlich mit manuellem Getriebe, dann folgte die Einführung des optional erhältlichen Sportautomatikgetriebes mit ebenfalls sechs Gängen, die über Schaltwippen am Lenkrad gewechselt werden können. Erstmals verbaut wurde es im GT mit Chassisnummer 097. Zuvor gab es exakt ein Auto mit dem sequenziellen SMG-Getriebe von BMW.

Somit handelt es sich beim von uns gezeigten Auto mit Chassisnummer 096 quasi um das finale Fahrzeug aus der rein manuellen Produktion. Allerdings gab es bis zur Modellpflege Ende 2010, als man auf den 4,4 Liter großen V8-Biturbomotor von BMW umstieg, weitere 16 Kunden, die lieber selbst als automatisch schalten wollten. Bis dahin entstanden exakt 210 Exemplare mit dem Sauger-Triebwerk. Von der Biturbo-Variante folgten lediglich 13 Fahrzeuge, da sie zu nah am bereits seit Anfang 2010 parallel angebotenen MF4-S positioniert war (der Leistungsunterschied betrug lediglich 13 PS).

Chassis 096 ist Teil der so genannten Youngtimer Collection, die von RM Sotheby’s im Laufe diesen Jahres nach und nach abverkauft wird. Den Wiesmann bringt man dazu mit zur neu eingeführten Auktion im Rahmen der Techno Classica in Essen im April. Während das britische Auktionshaus Coys of Kensington hier bereits eine gewisse Tradition aufweisen kann, möchte sich nun auch RM Sotheby’s mehr in Deutschland etablieren. Als Zuschlagspreis für den in Rocket Red metallic lackierten und mit cremefarbenen Leder ausgeschlagenen MF4 GT erwartet man zwischen 170.000,- und 200.000,- €.

Bilder: RM Sotheby’s, Tom Wood