Lancia Aurelia B20 GT Restaurierung

Wenn eine Restaurierung geplant und durchgeführt werden soll, muss normalerweise eine gute Ausgangsbasis vorhanden sein. Abweichungen sind verständlich, wenn das zu restaurierende Fahrzeug eine besondere Vorgeschichte mit berühmten Vorbesitzern oder Rennerfolgen vorweisen kann oder im perfekten Zustand einen hohen Wert repräsentiert. Ist jedoch ein gewisser Verfallszustand überschritten, macht eine Aufarbeitung allein schon aus finanzieller Sicht keinen Sinn mehr. Natürlich spielen dann häufig noch emotionale Gründe eine entscheidende Rolle, die ein Ausschlachten und Verschrotten für Privatleute unmöglich machen.

Dass jedoch eine renommierte Firma wie Thornley Kelham aus South Cerney bei Swindon ein wirkliches Wrack bearbeitet, kommt eher selten vor. In diesem Fall handelt es sich um einen Lancia Aurelia B20 GT der dritten Bauserie von 1953, der in annähernd unrettbarem Zustand in den USA entdeckt wurde. Neben den typischen Schwachstellen dieses Modells, namentlich die Bodenbleche, die Schweller und die Türunterkanten, zeigte dieser Wagen die deutlichen Spuren eines Unfalls sowie des jahrzehntelangen Aufenthalts unter freiem Himmel. Selbst die Oberseiten der Kotflügel waren durchgerostet, den Getriebetunnel gab es quasi nicht mehr.

Zu Beginn der Restaurierung schweißte das Team von Thornley Kelham einige Versteifungen in die Rohkarosserie ein, da ansonsten die Gefahr bestanden hätte, dass beim Abstrahlen der Metallteile die strukturelle Integrität in sich zusammen gefallen wäre. Im Kundenauftrag entstand schließlich in zweieinhalbjähriger Arbeit ein Klassiker im Neuwagenzustand mit vielen von Hand neu angefertigten Blechen. Als Lackierung wählte man das originale Beige, in dem dieser Lancia Aurelia B20 GT einst das Werk verlassen hatte.

Da der neue Besitzer klare Rallye-Ambitionen bekundet hatte, erhielt sein Fahrzeug innen Sitze im ‚Rally De Corsa‘-Stil und eine zeittypische Verlegung des Nardi-Schalthebels auf den Mitteltunnel. Ebenfalls von Nardi stammen die kleine Hutze auf der Motorhaube und die Doppelvergaser, während Borrani die Felgen anfertigte. Nach der Fertigstellung unternahm der glückliche Eigentümer eine 500 Meilen lange Probefahrt, die ohne Probleme absolviert werden konnte. Zudem erhielt der Aurelia die offizielle Zulassung für die Mille Miglia in Italien, wo er noch in diesem Jahr über die Startrampe rollen soll. Wer hätte das beim Anblick der Ausgangsbasis jemals gedacht?

Bilder: Thornley Kelham