Koenigsegg Regera KNC

Supersportwagen mit Sichtcarbon-Karosserien sind nicht neu. Bereits gegen Ende der 1990er Jahre probierten sich erste Hersteller an dieser aufwändigen Methode, bei der nicht nur die Fasern auf einem Bauteil möglichst gleichmäßig und sauber gelegt werden müssen, sondern als Königsdisziplin am Ende die Laufrichtung zwischen den einzelnen Bauteilen so wirken soll, als wäre alles aus einem Guss. Neben Dauer, Pagani, Bugatti, Donkervoort, Lamborghini, McLaren und der inoffiziellen Veredelungsabteilung von Ferrari und Maserati, Zanasi, versuchte sich auch Koenigsegg bereits an diesem Thema. Andere Hersteller wie Mercedes-Benz, Porsche, BMW, Lexus, Bentley und diverse weitere beließen es lediglich bei einigen Anbauteilen oder allenfalls mal größeren Karosserieteilen wie Dächern und Hauben in Sichtcarbon.

Üblicherweise gibt es neben der Möglichkeit, die Teile mit farbigem Klarlack zu überziehen oder die Fasern bereits während der Produktion einzufärben nur das klassische Sichtcarbon, bei dem die Bauteile nach dem Ausbacken im Autoklaven glattgeschliffen und mit Klarlack überzogen werden. Nun stellt Koenigsegg ein neues Verfahren vor, das gegenüber den herkömmlichen Methoden aufwendiger ist, aber auch eine neue Optik ins Spiel bringt. Beim ‚Koenigsegg Naked Carbon‘ (KNC) kommen weder Farbpartikel, noch eine Klarlackschicht zum Einsatz. Im Gegenteil wird sogar die feine Schicht Epoxidkleber, die normalerweise die oberste Schicht der Bauteile bedeckt, von Hand herunterpoliert. Dabei muss der entsprechende Mitarbeiter äußerst vorsichtig zu Werke gehen, da ein Politurdurchgang zuviel bereits die Gewebestruktur der Carbonfasern beschädigen könnte. Das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen, da nun die Graphitlagen der Kohlefasern klar sichtbar werden.

In den zurückliegenden Jahren hat Koenigsegg die KNC-Methode bereits an den hauseigenen Carbon-Aircore-Felgen, Flügeln, Spoilern, Winglets und Lenkrädern ausprobiert und perfektioniert. Zudem setzte man eigens gefertigte Probestücke gezielt über mehrere Jahre sommerlicher Sonneneinstrahlung und winterlicher Kälte nebst Nässe aus, um eventuelle Probleme in den Strukturen aufzudecken. Dabei fiel zusätzlich positiv auf, dass die KNC-Oberflächen deutlich widerstandsfähiger gegenüber Kratzern oder Steinschlägen sind als weiche Klarlackschichten. Nachdem diese Tests erfolgreich abgeschlossen wurden, konnte nun erstmals ein komplettes Fahrzeug mit dieser Carbon-Technik aufgebaut werden. Hierfür mussten absolut perfekte Formen erstellt werden, da eine Formkorrektur durch transparenten Lackfüller oder abschleifen nicht möglich ist.

Beim ersten KNC-Fahrzeug handelt es sich um einen Koenigsegg Regera. Dieser Hybrid-Supersportwagen wurde 2016 auf dem Autosalon in Genf erstmals gezeigt und geht momentan endlich in die Serienproduktion. Insgesamt entstehen lediglich 80 Exemplare des 1.500 PS starken Fahrzeugs in Handarbeit, wobei alle bereits vorbestellt sind. Im Gegensatz zu herkömmlichen Autos verfügt der Regera weder über ein Schaltgetriebe, noch über eine Automatik, sondern überträgt seine Motorleistung direkt auf die angetriebene Hinterachse. Dabei helfen insgesamt drei Elektromotoren, von denen einer direkt an der Kurbelwelle als Anfahrhilfe dient und die anderen beiden an den Rädern zusätzliche Leistung bereitstellen. Für die Entwicklung der Akkus wendete man sich an den kroatischen Elektrosportwagenbauer Rimac. Dank des Wegfalls der Klarlackschichten wiegt der KNC Regera rund 20 Kilogramm weniger als ein normaler Regera. Das Fahrzeug wurde kürzlich an seinen neuen Besitzer in der Schweiz übergeben.

Bilder: Koenigsegg, Keno Zache