Aston Martin DB6 Vantage

Die großen Erfolge, die Aston Martin mit den Modellen DB4 und DB5 eingefahren hatte, wollte man auch in der Mitte der 1960er Jahre fortführen. Hierfür hatte der italienische Karosseriebauer Touring, bei dem die Aufbauten in der ungewöhnlichen Superleggera-Bauweise über einem speziellen Rohrrahmen entstanden, einen eigens gestalteten Entwurf eines Nachfolgemodells. Dieser fiel jedoch in Newport Pagnell durch. Stattdessen schob man dort einen als Versuchswagen genutzten DB5 in einen nahegelegenen Windkanal, um ab Februar 1965 auf die Suche nach Verbesserungspotenzial an der seit dem DB4 immer wieder weiterentwickelten Form zu gehen. Schnell fand man dabei heraus, dass Modifikationen an der Heckgestaltung nötig wären, um den Auftrieb zu reduzieren der aus dem Schrägheck resultierte. Durch eine ins Heck integrierte Abrisskante und einen steilen Abschluss im Stil des Aerodynamik-Pioniers Wunibald Kamm dahinter erreichten die Ingenieure schließlich das gewünschte Ergebnis. Man begann mit entsprechenden Umgestaltungen, die zugleich eine leichte Verlängerung um rund 10 Zentimeter des vom DB5 übernommenen Plattformchassis vorsahen, um das Fahrverhalten bei hohem Tempo zu verbessern. Ursprünglich gehörte auch der Wechsel auf eine De-Dion-Hinterachse zum Paket, das im Prototyp MP 219 ausprobiert wurde.

Beim 1965 auf der London Motor Show präsentierten Aston Martin DB6 vertraute man jedoch aus Kosten- und Zeitgründen wieder auf die bekannte Starrachse aus dem DB5, immerhin aber mit vom Cockpit aus einstellbaren ‚Selectaride‘-Stoßdämpfern von Armstrong, die es im Vorgänger nur gegen Aufpreis gab. Außerdem entstand die Karosserie nun als eigenständiger Aufbau ohne die Touring Superleggera-Bauweise. Das Gewicht stieg im Vergleich zum DB5 um lediglich 7,7 Kilogramm an. Neben der neuen Heckgestaltung fallen besonders die nun zweigeteilten Stoßstangen und die neu geformten hinteren Seitenscheiben ins Auge. Konservativen Kunden gingen die optischen Modifikationen zu weit, da sie das Kamm-Heck für zu ähnlich zu einigen Ferrari-Modellen der gleichen Zeit hielten. Diese hatten zwar runde Rückleuchten anstelle der von Aston Martin genutzten senkrecht stehenden und relativ schmalen Leuchteinheiten, die umlaufende Kante und der steile Abschluss können ihre Ähnlichkeit konzeptionell jedoch nicht verheimlichen. Innen stand den Fond-Passagieren mehr Kopffreiheit durch das höhere Dach sowie mehr Beinfreiheit durch den längeren Radstand zur Verfügung. Unter der Motorhaube saß weiterhin der vier Liter große Reihensechszylindermotor aus dem DB5, der hier 210 kW/286 PS leistete. Diese gelangten über ein Fünfgang-Getriebe auf die Hinterachse.

Ein Jahr nach dem ‚Saloon‘ genannten Coupé feierte auch die offene Variante ihr Debüt auf der London Motor Show. Erstmals erhielt diese den Beinamen ‚Volante‘, den Aston Martin auch heute noch häufig für offene Fahrzeuge nutzt. In den Jahren 1965 und 1966 hatte es bereits eine erste Kleinserie eines Volante gegeben, die jedoch noch auf dem DB5-Fahrgestell aufbaute. Vom verlängerten DB6 Volante entstanden bis 1970 lediglich 140 Exemplare. Eines davon aus der ab 1969 für beide Karosserievarianten eingeführten Mark II Spezifikation gehört Prince Charles und wurde auf den Betrieb mit Bio-Ethanol umgerüstet. Mark-II-Fahrzeuge erhielten ausgestellte Kanten an den Radausschnitten und breitere Räder sowie auf Wunsch eine elektronische Benzineinspritzung anstelle von Vergasern. Darüber hinaus stellten Radford und FLM Panelcraft insgesamt neun zweitürige Shooting Brakes auf Basis des DB6 her.

Bereits ab dem Produktionsstart fand sich in den Preislisten des DB6 auch die leistungsstärkere Vantage-Ausführung. Durch einen Zylinderkopf mit höherer Verdichtung und den Einsatz von drei Weber-Doppelvergasern stieg hier die Leistung auf 242 kW/325 PS. Wieviele der insgesamt 1.788 gebauten DB6 in dieser Variante das Werk verließen, verrät Aston Martin im aktuellen Pressetext allerdings nicht. Man spricht lediglich davon, dass es nur Dutzende anstelle von Hunderten waren. Einen Grund dafür kann man im ab 1967 parallel angebotenen Aston Martin DBS ausmachen, einen weiteren in der kontrovers diskutierten Optik des DB6. Einen legitimen Nachfolger führte die britische Marke erst 1972, zwei Jahre nach dem Produktionsende, in Form des Aston Martin Vantage ein, den wir in Kürze ebenfalls näher vorstellen werden.

Bilder: Aston Martin