Lorenzo meets McLaren GT

„5 Tage, also bis zum 27.03“ – heißt es als uns der Schlüssel vom 620 PS starken McLaren GT überreicht wird. 5 Tage im März, gedanklich hatten wir uns auf frühlingshafte Temperaturen eingestellt, vielleicht ein-zwei Regenschauer. Petrus oder welcher Wettergott auch immer, hatte unsere Anfrage nach einem britischen Sportwagen wohl allerdings mit dem Landes-typischen Wetter durcheinander gebracht. Das Ergebnis: 5 Tage Regen, Schnee und Wind – der Scheibenwischer ununterbrochen am Arbeiten. An einem verregnet & verschneitem Montag trifft Fotograf Lorenzo Kikisch dennoch auf den Supersportler aus Surrey. Mit dabei – seine Kamera, wie immer: eingestellt auf Monochrom.

Kleine Gedankenhilfe: die Außenfarbe des McLaren heißt „Ember Orange“

09:30 Uhr – ein Lichtblick. Wortwörtlich. Der Regen pausiert und bietet Lorenzo die Gelegenheit an unserer ersten Location die Kamera nicht vor dem Niederschlag schützen zu müssen. Zeit auch mal ein paar Schritte Abstand zu nehmen und das Design des Briten von der Seite auf sich wirken zu lassen. Schnell werden die scharfen, aber dennoch aerodynamisch fließenden Linien erkennbar. „Everything is for a reason“ betont der britische Sportwagenhersteller, denn nichts im Design des GT’s ist ohne Zweck – alles hat eben einen Grund. Für das Auge unsichtbar, wird der Luftstrom durch exakte Formen, Kurven und Kanäle in und an der Karosserie vorbei geleitet.

Die breite und auffällige Präsenz des Fahrzeugs werden an der Vorderseite durch die sogenannte „Hammerkopflinie“ betont, die horizontal über die Nase verläuft und den Blick auf die Seiten des Fahrzeugs lenkt.

Im (optionalen Carbon-)Frontsplitter findet man diese Linie in etwas spitzerer Ausführung wieder. Diese sorgt dafür, dass im Zentrum der höchste aerodynamische Druck erzeugt wird und der Luftstrom unter das Fahrzeug sowie in vier Niedertemperatur-Kühlerkanäle im vorderen Stoßfänger geleitet wird.

„Einzigartig für einen GT – die Flügeltüren.“

Die Flügeltüren sind an Dramatik nicht zu übertreffen. Wenn geöffnet bieten sie spannende, einzigartige Perspektiven.

Mittlerweile sind die Schleusen des Himmels weit geöffnet und wir flüchten für ein paar Minuten in den Innenraum des GT’s. Auf Lorenzos Kamera durchzieht sich ein Muster aus Regentropfen. „Zum Glück ist die Kamera wasserdicht“ entgegnet mir Lorenzo während er mit seinem Pullover die Linse abwischt.

Apropos Regentropfen, Zeit sich der Heckpartie des Supersportlers zu widmen. Die große Glasheckklappe, beginnend ab der B-Säule, erinnert in seiner Form an einen Regentropfen – Zufälle gibts. Doch genaue jene Form ermöglicht einen unfassbar langen und großen Stauraum, um genau zu sein nämlich 570 Liter. Zumindest wenn man den vorderen Kofferraum mit seinen 150 Liter dazu rechnet. Mehr als ein aktueller 3er BMW.

Die Heckklappe endet kurz vor einem feststehendem Flügel, der neben seiner aerodynamischen Funktion auch die warme Luft aus dem 4.0 Liter V8 Mittelmotor ableitet. Gleichzeitig spiegelt er die charakteristische Pfeilspitze des legendären McLaren F1 wieder. Die schmalen LED-Rückleuchten sind umrandet von offenen Flächen, die ebenfalls die Wärme aus dem Aggregat entweichen lassen.

Auch der Heckbereich des Außenkleids wird bei diesem GT durchzogen mit dem Leichtbau-Werkstoff aka Carbon. Unterhalb des Kennzeichens beginnend, ummantelt das Carbon die Sport-Abgasanlage und zieht sich über den Diffusor hinaus, wo es erst kurz vor dem Unterbodenschutz endet. Dank des Einsatz dieses Werkstoffs bringt der McLaren gerade mal 1530 Kilogramm auf die Waage, nicht zuletzt auch aufgrund der Karbonfaser-Fahrgastzelle, auch MonoCell II-T genannt.

Als Lorenzo mir nach rund 4 Stunden klar macht, dass alle Bilder im Kasten sind, hab ich mich selten so gefreut das obligatorische „It’s a wrap“ aussprechen zu dürfen. Nicht etwa, weil ich den Anblick auf den McLaren bei dem Shooting nicht genossen hätte, viel mehr weil ich mich gedanklich schon auf der Brennerautobahn „regenflüchtend“ Richtung Italien gesehen habe. Stattdessen gehts zurück ins Büro – weiter träumen vom britischen Dolce Vita.


McLaren GT

Motor: 4.0L V8 Twin-Turbo
Leistung: 620 PS @ 7,500 rpm
Gewicht: 1530 Kilogramm
Beschleunigung: 0-100 km/h in 3.2 s
V-Max: 326 km/h

Fotos: Lorenzo Kikisch

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