Interview mit Fotografin Amy Shore

Wir hatten die Gelegenheit, ein kleines Interview mit der britischen Fotografin Amy Shore zu führen. Sie beantwortete unsere Fragen und schickte uns einige schöne Aufnahmen aus ihren letzten Shootings. Genießen Sie einen kurzen Einblick in Amy’s Arbeit mit und rund um Autos.



Secret Classics: „Amy, wir freuen uns, dich für ein paar Fragen hier zu haben. Könntest du dich kurz für die Leute, die dich und deine Bilder nicht kennen, vorstellen? Wie und wo hat deine Leidenschaft für Autos angefangen?“

Amy Shore: „Hey, danke für diese Möglichkeit. Ich bin eine in Großbritannien ansässige Automobil- und Lifestyle-Fotografin. Seit ungefähr sechs Jahren fotografiere ich in der Automobilbranche und könnte mir keinen besseren Job vorstellen. Mein Vater arbeitete in den 1980er Jahren als Modellbauer für das Team Lotus und anschließend als Karosseriebauer für klassische Fahrzeugrestaurierungen. Deshalb war ich immer von Autos und Motorrädern umgeben. Mein erstes eigenes klassisches Auto, meinen 1985er Mini, bekam ich als ich 19 Jahre alt war. Es war großartig, damit zur Universität zu fahren, wenn ich spät dran war. Allerdings hat sich meine echte Liebe zum Auto erst bemerkbar gemacht, als ich im Sommer 2013, gleich nach meinem Abschluss, mit diesem Job angefangen habe. Ich wurde als Fotografin ganz unerwartet in die Welt der Autos geworfen und habe mich dann ganz einfach in den Lebensstil verliebt. Die Road Trips, die Leute, die öligen Gerüche, die Rennen, die Fahrer – alles rund um den automobilen Lifestyle interessiert mich dabei mehr als das, was unter der Motorhaube passiert.“

Mit Sebastian Vettel habe ich zum Beispiel viel
über klassische Motorräder gesprochen“

SC: „Kürzlich habe ich ein Foto von dir und dem neuen Ferrari SP2 Monza mit Charles Leclerc und Sebastian Vettel gesehen. Kannst du uns mehr über so ein Shooting erzählen und wie du dich fühlst, wenn du berühmte Leute triffst?“

AS: „Oh ja, das sollte eigentlich ein wenig länger geheim gehalten werden. Bei so einem Shooting mit hochkarätigen Leuten erinnere ich mich ständig daran, dass es ganz normale Menschen sind. Es sind Leute, die super cool sind, einige erstaunliche Dinge erreicht haben und ich bin froh, sie fotografieren zu dürfen. Aber ich rede mit ihnen und fotografiere sie so, wie ich es auch mit jedem anderen tun würde. Ich kann nicht leugnen, dass ich bei Berühmtheiten wie Don McCullin oder Harry Benson wohl etwas zurückhaltender und schüchterner auftreten würde. Aber wenn es darauf ankommt, habe ich meinen Job zu erledigen und das in einigen Fällen in sehr kurzer Zeit. Aufgrund der engen Zeitpläne von Vettel und Leclerc hatte ich nur 40 Minuten Zeit, um das komplette Shooting durchzuführen, vom Moment ihrer Ankunft vor Ort bis zum Moment, in dem sie wieder abreisen mussten. Ich hatte meine Location, ich kannte einige Setups, die ich machen wollte, aber dann entschied letztlich meine Kreativität, die meine Kamera die Arbeit machen ließ. Beim Fotografieren denke ich nicht viel darüber nach, ich mache einfach das, was sich für mich natürlich anfühlt. Am schwierigsten ist es, natürliche Handlungsweisen bei den Probanden zu erreichen. Deshalb habe ich mich bei dem Ferrari-Shooting mit beiden Fahrern über Dinge unterhalten, die sie lieben. Mit Sebastian Vettel habe ich zum Beispiel viel über klassische Motorräder gesprochen. Und als sie dann zum Abschied gewunken haben, denkst du wirklich nur: ‚Verdammt, das war ziemlich großartig!'“

SC: „Deine Bilder haben immer einen bestimmten Stil. Worauf achtest du am meisten, wenn du Autos fotografierst? Gibt es bestimmte Eigenschaften eines Autos, auf die du dich konzentrierst?“

AS: „Wenn ich Autos fotografiere, achte ich fast immer auf ein menschliches Element in meinen Bildern. Eine Hand, eine Person im Vordergrund, Leute, die im Hintergrund plaudern, Hände am Lenkrad, Augen im Rückspiegel. Ich bin immer von grafischen Profilaufnahmen angetan, man kann einfach ein gutes Profil nicht ausschlagen. Scheinwerfer ziehen mich auch immer wieder an, weil sie die ‚Augen‘ eines Autos sind. Ansonsten bestimmen Licht und Formen meine Bilder. Wenn es eine wirklich hübsche Straße gibt oder der Himmel eine zarte Mischung aus Gelb und Rosa zeigt, direkt nach Sonnenuntergang, werde ich normalerweise von diesen Momenten angezogen und versuche, ein Auto hineinzuwerfen. Zumindest habe ich das Gefühl, dass meine besten Bilder in diesen Momenten entstehen. Es ist viel schwieriger für mich, wenn ich für einen Job auf einer festgelegten Location in einem engen Zeitrahmen ein Auto fotografieren muss.“

SC: „Wie bringst du deinen Stil mit den Wünschen und Visionen deiner Kunden in Einklang?“

AS: „Die meiste Zeit muss ich mich dabei nicht allzu sehr anstrengen. Mein Stil ist ziemlich auffällig. Wenn der Kunde etwas völlig anderes möchte, lehne ich den Job daher normalerweise ab. Aber das passiert glücklicherweise nicht sehr oft. Meistens finden wir eine gute Balance, indem ich vorher ein Briefing erhalte und dann versuche, die Vorgaben in meinem Stil umzusetzen. Manchmal sind Vorgaben und eine feste Location ziemlich langweilig, aber das muss nicht immer etwas Schlechtes sein. Beispielsweise habe ich dieses Jahr für Pirelli auf dem Genfer Autosalon gearbeitet. Ich habe also Reifen während einer Indoor-Autoausstellung fotografiert. Nicht besonders inspirierend. Das machte es aber auch zu einer Herausforderung. Ich fing an, nach Reflexionen von anderen Ständen zu suchen, die ich in meinen Bildern benutzen konnte. Zudem schaute ich nach neuen Blickwinkeln und habe mein Bestes gegeben, um einige schöne Fotos zu kreieren. Und weißt du was? Ich war ziemlich zufrieden mit den Ergebnissen. Pirelli ist ein großartiger Kunde und eine coole Firma, deshalb wollte ich sicherstellen, dass sie glücklich sind, aber auch Bilder erschaffen, die ich gern selbst teile. Manchmal kann es unterschiedliche Meinungen zu meinem Bearbeitungsstil geben, aber ich versuche auch da Veränderungen zu vermeiden soweit es möglich ist. Manchmal treffen wir uns dann in der Mitte.“

SC: „Ich habe gesehen, dass du auch viel Hochzeitsfotografie gemacht hast. Wie unterscheidet sich dein Denken, wenn du Bilder von Hochzeitspaaren oder von Autos machst? Gibt es da Gemeinsamkeiten?“

AS: „Ich mache keine Hochzeitsfotografie mehr. Meine letzte Hochzeit habe ich vor ungefähr zwei Jahren abgelichtet (allerdings habe ich auf einem Höhepunkt aufgehört, indem ich eine Hochzeit zwischen Olivenhainen in der Toskana fotografiert habe). Aber Hochzeiten sind genau der Grund, warum ich Autos so fotografiere, wie es heute tue. Sie haben mir beigebracht, wie man schnell ein Bild schießt, ohne zu planen, und immer nach Momenten Ausschau hält, die sich plötzlich entfalten. Früher habe ich Braut und Bräutigam genauso abgelichtet wie jetzt Autos. Die besten Locations, das beste Licht, die besten Momente, die ich mir vorstellen konnte. Im Gegensatz zu damals schieße ich jetzt eben Bilder von Maschinen mit Rädern.“

SC: „Vor allem mit Social Media, Instagram insbesondere, beschäftigen sich heutzutage viele Menschen mit Autofotografie. Welchen Rat würdest du aufstrebenden Fotografen mit auf den Weg geben?“

AS: „Über das Thema, wie man ein Autofotograf wird, habe ich tatsächlich einen großen Blog-Beitrag geschrieben unter der einfallsreichen Überschrift ‚The Giant How-To of Car Photography‘ (‚Das riesige How-To der Autofotografie‘). Es ist im Grunde die Gesamtheit meines Wissens und handelt auch im Detail davon, was ich getan habe, um dahin zu gelangen, wo ich heute bin. Es war wirklich herzerwärmend, nach der Veröffentlichung Nachrichten und E-Mails zu erhalten, in denen mir mitgeteilt wurde, wie sehr meine Zeilen weitergeholfen haben. Wenn ich also jedem Leser dieses Interviews einen kurzen Rat mitgeben kann: Hört auf, euch mit anderen zu vergleichen. Vergleich ist der Dieb der Freude. Auf diese Weise findet man nicht seinen eigenen kreativen Weg. Man darf sich inspirieren lassen, ja! Aber man sollte sich nicht mit anderen vergleichen. Das ist auch etwas, woran ich mich selbst von Zeit zu Zeit erinnern muss.“

SC: „Apropos, was denkst du heutzutage über soziale Netzwerke? Wie wirkt sich Instagram auf deine Karriere aus?“

AS: „Für mich sind die sozialen Netzwerke brillant. Meine Karriere hat sich durch Instagram ohne Zweifel rasant entwickelt. Aber natürlich bleibt die Befürchtung bestehen, dass diese Medien eines Tages überflüssig und durch etwas anderes ersetzt werden. Aber für den Moment nutze ich sie. Sie bieten eine erstaunliche Plattform, die von Millionen Menschen auf der ganzen Welt leicht angesehen werden kann. Gefahren entstehen, wenn man anfängt, seinen kreativen Wert auf die Vorlieben von anderen Instagram-Nutzern abzustützen. Wie überall dreht es sich um Mäßigung und Ausgewogenheit.“

„Das Traurige ist, dass ich tatsächlich bereits ein
‚Traumauto am Traumort‘-Shooting hinter mir habe“

SC: „Damit kommen wir zu unserer klassischen letzten Frage: Wenn du dir ein beliebiges Auto und einen beliebigen Ort auf der Welt aussuchen dürftest, welches Fahrzeug würdest du wo fotografieren?“

AS: „Okay, da gibt es mehr als einen Traum. Das Traurige ist, dass ich tatsächlich bereits ein ‚Traumauto am Traumort‘-Shooting hinter mir habe. Ich durfte einen wunderschönen Ferrari 250 GTO in der englischen Landschaft ablichten und liebe die dabei entstandenen Bilder, da ich wundervolle Farben an einem trüben Tag hatte, typisch englische Briefkästen im Vordergrund und so weiter. Allerdings ist der Besitzer des Wagens sehr auf seine Privatsphäre bedacht, sodass ich keines der Bilder jemals veröffentlichen kann. Ansonsten würde ich gerne einmal einen Ferrari 250 GT SWB auf den engen Straßen im Norden Norwegens fotografieren. Das wäre für mich Perfektion.“

SC: „Vielen Dank, Amy. Wir wünschen dir alles Gute für zukünftige Shootings und deine Karriere. Auch für deine tollen Bilder, die wir unseren Lesern mit diesem Interview zeigen dürfen, möchten wir uns nochmals bedanken. Wir freuen uns sehr auf deine nächsten epischen Aufnahmen. Alles Gute vom Team von Secret Classics.“

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Bilder: Amy Shore