Gordon Murray Automotive T.50

Kennen Sie Gordon Murray? Falls nicht sollten Sie sich eventuell einmal mit dieser Persönlichkeit der modernen Automobilgeschichte beschäftigen. Am Bekanntesten wurde er als leitender Entwickler hinter dem inzwischen legendären Straßensportwagen McLaren F1. Doch auch andere Projekte wie der Brabham BT42 für die Formel-1-Saison 1973 sowie die Folgemodelle bis hin zum BT55 gehen auf das Konto des gebürtigen Südafrikaners. In diese Phase fällt auch der bis heute umstrittene Brabham BT46B von 1978, der mittels eines riesigen Gebläses die Luft unter dem Wagenboden absaugte und nach hinten schickte, wodurch der Anpressdruck deutlich anstieg. Merken Sie sich diese Technologie, Gordon Murray verwendete sie später erneut. Nach der Zeit bei Brabham entwickelte er für McLaren Formel-1-Autos, unter anderem den sehr erfolgreichen MP4/4. Parallel entstand für die Light Car Company der einsitzige Rocket als Monoposto-Rennwagen mit Straßenzulassung. Seit 2005 arbeitet er in seiner eigenen Firma Gordon Murray Design an neuen Konzepten, die unter anderem zum ultraleichten Stadtfahrzeug T.25, beziehungsweise T.27 als Elektroversion führten. Nun folgt ein nagelneues Sportwagenkonzept mit dem Namen T.50, das in der Tochterfirma Gordon Murray Automotive in Kleinserie gehen wird. Der Name geht dabei darauf zurück, dass es sich um das fünfzigste von ihm gezeichnete Autoprojekt handelt und er seit exakt 50 Jahren als Designer tätig ist.

Nach vielen Jahren der Entwicklung und einigen Ankündigungen debütierte der neue T.50 nun endlich in seiner endgültigen Form. Gordon Murray kommt es bei den von ihm entwickelten Autos stets nicht nur auf Leichtbau an, sondern auch auf cleveres Packaging, also die Anordnung aller Komponenten und der Insassen in möglichst effizienter Weise. Beim neuen Supersportwagen übernahm er daher die bereits beim McLaren F1 etablierte Sitzanordnung mit dem Fahrer im Zentrum und je einem Beifahrer auf jeder Seite. Direkt hinter dem Cockpit schließt sich das gemeinsam mit Cosworth entwickelte V12-Triebwerk an, das aus 3,9 Litern Hubraum 663 PS und 467 Newtonmeter Drehmoment holt und bis zu 12.100 Umdrehungen pro Minute schafft – bei einem Eigengewicht von nur 178 Kilogramm. Höher drehte noch nie ein Saugmotor in einem Serienfahrzeug. Diese Leistung trifft im T.50 auf lediglich 986 Kilogramm Leergewicht. Der Sound wird durch ein Direct Path Induction System noch deutlicher ins Cockpit geleitet und steigert die Fahrfreude akustisch. Dabei agieren speziell gestaltete, aktive Carbon-Paneele in der Lufthutze auf dem Dach, die durch die Gaspedalstellung angesteuert werden, quasi wie Lautsprecher. Wem diese außergewöhnlichen Daten noch nicht ausreichen, der sollte dringend einen Blick auf die Aerodynamik des T.50 werfen.

Optisch bleibt der Sportwagen eher brav, sieht man von einem Detail am Heck ab. Zentral zwischen den Rückleuchten sieht man hier ein Luftrad mit 400 Millimetern Durchmesser. Anstelle von klassischen Flügeln oder Spoilern, die andere Supersportwagen heutzutage nutzen, zeigt die Karosserie des Gordon Murray Projekts glatte Oberflächen mit großen Glasflächen bis ins Dach hinein. Stattdessen kommt hier die Technologie des Brabham BT46B erneut zum Tragen, indem das Gebläse am Heck die Luft unter dem Auto absaugt und in Kombination mit aktiven Aerodynamikelementen am Unterboden und zwei dynamischen Heckspoilern für Anpressdruck in allen Fahrsituationen sorgt. Im Fahrbetrieb liegt dieser um bis zu 50 Prozent über den Werten vergleichbarer Sportwagen, beim Bremsen sogar um 100 Prozent, wodurch der Bremsweg aus 150 mph (241 km/h) um zehn Meter kürzer ausfällt. Dabei kann der Fahrer über sechs vom Cockpit aus anwählbare Modi (‚Auto‘, ‚High Downforce‘, ‚Streamline‘, ‚Braking‘, ‚Test‘ und ‚V-Max Boost‘) den T.50 an die von ihm gewünschte Fahrdynamik anpassen. Im Streamline-Modus erzeugt die Turbine ein virtuelles Langheck, während im ‚V-Max Boost‘-Modus durch eine Erhöhung des Drucks im Lufteinlass die Motorleistung auf 700 PS steigt.

Innen bietet der GMA T.50 neben den drei Sitzen vor allem analoge Schalter und Hebel. So sitzen im Fußraum drei ultraleichte Pedale aus Titan und auch der Schalthebel für das manuelle Sechsgang-Getriebe inklusive der Schaltkulisse erhielten optischen und technischen Feinschliff aus der Hand von Gordon Murray, um das optimale Schaltgefühl zu bieten. Auf Knopfdruck lassen sich ESP und Traktionskontrolle deaktivieren, um dem Fahrer komplett die Kontrolle anzuvertrauen. Die Passagierplätze sind fest ins Monocoque integriert, während der Fahrer auf einer dünnen, ultraleichten Carbon-Schale Platz nimmt. Hinzu kommt unter der vorderen Haube ein Kofferraum mit 286 Litern Kapazität, der für Wochenendausflüge allemal ausreichen dürfte. Allerdings werden weltweit lediglich 100 Kunden in den Genuss eines neuen Gordon Murray Automotive T.50 kommen – sofern sie sich von mindestens £ 2.360.000 zuzüglich Steuern trennen können. Jedes Auto entsteht dabei in enger Zusammenarbeit mit dem Chefdesigner persönlich, um diese so individuell wie möglich zu gestalten. Der Produktionsbeginn ist für Januar 2022 vorgesehen.

Bilder: Gordon Murray Automotive