Ford GT40
Über den Ford GT40 gibt es viel zu sagen. Allerdings haben dies andere Magazine bereits häufig getan. Speziell, als vor zwei Jahren der Film „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ erschien und für Kinobesucher die Vorgeschichte aufbereitete, war der Mittelmotorrennwagen in aller Munde. Um diese auf wenige Sätze zusammenzufassen: Henry Ford II wollte seinem Unternehmen ein jüngeres, cooleres Image verschaffen. Immerhin wuchsen immer mehr Jugendliche heran, deren Familien durch den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg gutes Geld verdient hatten und die nun nach aufregenden Autos suchten. Dies führte unter anderem zur Präsentation des Mustang im Jahr 1964. Zugleich stand in Italien die Sportwagenmarke Ferrari vor der Insolvenz. Zwar errang die Scuderia Rennsieg um Rennsieg, aber die jährlichen Neuentwicklungen waren zu kostenintensiv. Eine Übernahme durch den Ford-Konzern lehnte Firmenchef Enzo Ferrari jedoch in letzter Minute ab.
Vom Lola Mk6 GT zum Ford GT40
Ob es, wie im Film „Le Mans 66“ gezeigt, wirklich zu deutlichen Beleidigungen von Enzo Ferrari über Henry Ford II gekommen ist, kann nicht mehr sicher geklärt werden. Fakt ist jedoch, dass in Detroit umgehend nach den gescheiterten Verhandlungen in Italien beschlossen wurde, Ferrari auf der Rennstrecke zu schlagen. Hierfür kaufte man beim englischen Rennwagenkonstrukteur Lola unter Leitung von Eric Broadley zwei Mk6 GT zu Testzwecken. In Slough, Großbritannien, entstand die Ford Advanced Vehicles Ltd, für das man den ehemaligen Aston Martin Teamchef Jon Wyer als Chef verpflichtete. In den folgenden Monaten setzte man die Erkenntnisse aus den Testfahrten mit dem Lola um und entwickelte einen eigenen Sportwagen mit Mittelmotor. Dieser erhielt den Namen GT40 für die GT-Rennklasse (für die der Wagen aufgrund zu geringer Stückzahlen nie homologiert wurde) und eine Höhe von nur 40 Zoll (etwa 1,02 Meter). Das Debüt erfolgte am 16. März 1964.
Erst unter Carroll Shelby erfolgreich
Bereits zwei Monate später erfolgte die Rennpremiere des Ford GT40 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Dort fiel das Werksteam ebenso aus wie drei Wochen später in Le Mans. Am Ende der Saison übergab Ford das Rennprogramm an Carroll Shelby, der mit seiner Cobra und dem Daytona Coupé erfolgreich Ford-Motoren einsetzte. Tatsächlich führten die Modifikationen, die Shelby am GT40 durchführte, beim ersten Rennen, dem Daytona 2000 im Februar 1965, zum Gesamtsieg. Es folgte ein zweiter Platz bei den 12 Stunden von Sebring. Weitere Erfolge gab es mit dem Mk I und seinem 4,7-Liter-V8 nicht mehr. Für 1966 entstand daher der Mk II mit einem 7 Liter großen Triebwerk. Damit dominierten das Shelby-Team und weitere Rennteams die Saison. Ein extremer Rückschlag für die Weiterentwicklung des Wagens und vor allem für die Truppe von Carroll Shelby war jedoch der Tod von Ken Miles am Steuer des sogenannten J-Car bei Testfahrten in Riverside.
Vier Siege in Le Mans in Folge
Aus dem J-Car wurde für 1967 der GT40 Mk IV mit neuem Chassis und komplett veränderter Karosserie. Eigentlich blieb vom Grundmodell nur die weit ins Dach reichende Türkonstruktion übrig. Hinter dem aus Gewichtsgründen rechts platzierten Fahrer werkelte das V8-Triebwerk des Mk II. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, die mit dem Mk IV erreicht wurden, veränderten die Rennorganisatoren für 1968 die Regularien der Prototypenklasse. Wenn nicht mindestens 50 Exemplare eines Wagens gebaut worden waren, lag das Hubraummaximum bei drei Litern. Sportwagen mit entsprechender Stückzahl konnten weiterhin mit maximal fünf Litern Hubraum starten. Somit griff Ford auf den Mk I zurück und verpasste diesem einen auf 4,9 Liter vergrößerten V8-Motor. Damit gelangen sowohl 1968 als auch 1969 erneut Gesamtsiege beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Damit kam der GT40 auf vier LM-Siege in Folge.
38 Strassenversionen des GT40 wurden gebaut
Neben den reinen Rennfahrzeugen verkaufte Ford auch einige GT40 als straßentaugliche Sportwagen. So gab es beispielsweise sieben Exemplare des Mk III ausschließlich für die Straße. Diese Variante unterschied sich durch eine veränderte Frontpartie mit höher montierten Scheinwerfern und ein längeres Heck von Mk I und Mk II. Auch als Mk I gab es Straßenversionen. 31 Exemplare mit Speichenfelgen sowie Teppich und Kartentaschen im Innenraum gingen an ausgewählte Kunden. Einige eigentlich als Rennwagen gebaute Fahrzeuge erhielten nachträglich eine Straßenzulassung. Insgesamt baute Ford 124 Stück vom GT40, wobei diese Zahl die 12 Prototypen und die zehn Exemplare des Mk IV einschließt. Ursprünglich sollten 20 GT40 Mk III entstehen, wofür Ford beim Chassishersteller Abbey Panels in Coventry entsprechend viele Chassis aufbauen und durchnummerieren ließ. Allerdings sorgten die hohen Entwicklungskosten der Straßenversion für einen so hohen Verkaufspreis, dass das Projekt schnell beendet wurde, noch bevor alle 20 Wagen fertiggestellt waren.
P/1085 war als Mk III geplant, wurde aber ein Mk I
Das letztgebaute und höchstnummerierte Chassis, P/1085, blieb eingelagert bei Ford Advanced Vehicles liegen. Erst 1969 entstand daraus ein komplettes Auto, als Malcolm Guthrie mit seinem Team dieses Chassis für seinen Kunden Gil Jackson aus New York kaufte. Gemeinsam mit P/1009 ging der Wagen über den Atlantik und gehörte für die folgenden 37 Jahre Mr. Jackson. Er zerlegte P/1085 und sammelte fortwährend Teile, um ein richtiges Rennfahrzeug daraus zu machen. Daraus wurde jedoch nie etwas. 1990 tauchten die beiden GT40 erstmals auf Fotos von Ronnie Span auf. 2006 verkaufte Gil Jackson beide Autos an einen Freund, der sich im Folgejahr an den Wiederaufbau von P/1085 machte. Noch während dieser Arbeiten kaufte Jonathan Turner das Konvolut und holte es zurück nach Großbritannien. Dort erfolgte bis 2009 die Komplettierung als Mk I. Seither nahm der GT40 an diversen Veranstaltungen teil. Im März 2011 erfolgte ein weiterer Verkauf.
Versteigerung online bei Gooding & Company
Gooding & Company bietet den Sportwagen heute Abend in der ‚Geared Online – June‘-Onlineauktion an. Zum Fahrzeug gehört dabei ein umfangreiches Ersatzteilpaket inklusive originaler Karosserieteile und Magnesiumfelgen. Mit seinem hellblauen Lack, den weißen Zierstreifen und vor allem dem Fakt, der letztgebaute originale GT40 zu sein, dürfte sich sicherlich ein neuer Besitzer finden lassen. Dieser muss sich allerdings von einer siebenstelligen Summe trennen. Das Auktionshaus erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 1,8 und 2,2 Millionen US-Dollar.
Bilder: Gooding & Company